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Zum Jahresabschluss
Von der Kunst, ein Ende zu finden

Melancholische Fragezeichen, gewaltige Ausrufe, ein Abschied mit Augenzwinkern oder ein zackiger Abgang: Die Möglichkeiten an Musikschlüssen und Werkinterpretationen scheinen unendlich. Und doch enden sie alle. Künstlerinnen und Künstler beschreiben ihren Weg dorthin.

Von Florian Hauser | 31.12.2019
    Feuerwerk bei Vollmond.
    Ein Feuerwerk im musikalischen Sinne krönt oft den Abschluss eines Werkes - jedoch nicht immer... (picture-alliance / dpa)
    "Das Ende zu setzen in einem Prozess, wenn man kreativ ist und Schönheit produziert, ist ganz, ganz schwer", sagt Karlheinz Geissler im Dlf. Damit meint der Philosoph und Zeitforscher nicht nur den Schlusspunkt eines Musikstücks, sondern vor allem das Abschließen mit einem Werk. Wann ist eine Interpretation fertig, wann kann die Cellistin zufrieden sein mit dem, was sie aus einem Stück herausgearbeitet hat? Wo ist der Punkt, an dem ein Komponist sein Werk auf die Menschheit loslassen kann und will?
    "Dieser Punkt ist bei Schönheit natürlich nirgends definiert, das ist eine freie Entscheidung, die immer auch anders sein könnte. Und dieses 'es könnte auch anders sein', was unsere Gesellschaft prägt, das lässt ein Ende eigentlich gar nicht mehr zu", sagt Geissler. Der Künstler muss sich gewaltsam für ein Ende entscheiden. Kein leichter Prozess, auch wenn Künstler ganz unterschiedlich damit umgehen. Geissler: "Ein Künstler, dem eine neue Idee kommt, die ihn mehr fasziniert als die alte, ist natürlich bereit, Schluss zu machen mit der alten. Aber ein Künstler, dem nichts mehr einfällt, der arbeitet permanent an seinen alten Dingen weiter."
    Der Zeitforscher, die Cellistin Sol Gabetta, der Komponist Jörg Widmann, die Malerin Katharina Prantl und der Musikkritiker Peter Hagmann reflektieren ihren "Weg zum Ende".