Monika Seynche: Dirk Lorenzen, Sie verfolgen beide Tagungen für uns. Ein nationales Raumfahrtprogramm - spielt das überhaupt noch eine Rolle in Zeiten von Europa, in europäischer Forschung?
Dirk Lorenzen: Deutschland ist zwar finanziell der zweitgrößte Anteilseigner an der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Da zahlen wir gute 600 Millionen Euro im Jahr. Trotzdem ist ein nationales Programm sehr wichtig, weil viele europäische Projekte auf der nationalen Ebene praktisch gestartet werden, angeschoben, und werden dann nach oben weitergereicht. Und da ist Deutschland in den letzten 15 Jahren sehr zurückgefallen gegenüber vor allem Frankreich und Italien, weil das nationale Raumfahrtprogramm immer weiter gekürzt worden ist. Jetzt seit einem Jahr steigt es wieder, und es soll zum Jahr 2010 steigen. Im Moment sind es im Jahr etwa 137 Millionen Euro.
Seynche: Was erhofft sich denn die Bundesregierung von mehr Geld für die Raumfahrt?
Lorenzen: Man sieht die Raumfahrt ganz klar als Innovationsmotor. Auch im Koalitionsvertrag taucht explizit die Raumfahrt auf, dass man sagt, dass sei eine sehr zukunftsträchtige Hochtechnologie-Branche, wie es da einige andere auch gibt. Man hat auch die Zuständigkeit für Raumfahrt innerhalb der Bundesregierung verändert: Das ist jetzt nicht mehr das Forschungsministerium wie früher, sondern das Wirtschaftsministerium. Das heißt ganz klar, man setzt eben auf diese Grundlagenforschung und die daraus sich entwickelnden Anwendungen, die es im Bereich der Raumfahrt gibt. Was da bisher sicherlich fehlt, ist einfach ein ganz klares Bekenntnis und ein ganz klares Programm, wie man sich positionieren will. SO ein großes Raumfahrtprogramm gibt es in den USA. Deutschland und Europa haben das bisher nicht, haben keine klaren Ziele. Die Diskussion in diesen Tagen soll helfen, solche Ziele zu formulieren.
Seynche: Was könnten das denn für Ziele sein?
Lorenzen: Das Zauberwort heißt "Exploration", das heißt es geht um das Erforschen und Erkunden weit hinaus ins Sonnensystem. Dann heißt es, fast schon pathetisch, beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt - das ist praktisch die deutsche NASA -, man wolle die Grenzen der menschlichen Präsenz im All erweitern, und man hängt sich da sprachlich auch sehr an die amerikanische NASA an. Die hat ja gesagt, man will Menschen zum Mond bringen und dann vielleicht weiter zum Mars.
Natürlich geht es in Deutschland nicht um bemannte Projekte, sondern es geht um unbemannte Raumsonden. Da ist der allernächste Schritt, der schon beschlossen ist, ExoMars, eine Mission zu unserem Nachbarplaneten Mars, die im Jahr 2011 starten soll. Was danach kommen soll, muss man jetzt sehr konkret planen. Da könnte es eine Art automatisch betriebene Mondbasis geben, wie es vor allem EADS forciert, oder vielleicht eine Raumsonde zu den eisigen Monden des großen Planeten Jupiter. Da gibt es einen Mond, der hat einen Eispanzer und darunter einen flüssigen Ozean - sehr spannend, da vielleicht nach Leben zu suchen.
Seynche: Aber eine Mondbasis oder eine Landung auf einem fernen Jupitermond, sind das denn wirklich realistische Ziele?
Lorenzen: Vor allem die Raumfahrtindustrie sagt: Man braucht diese ehrgeizigen Ziele, weil man einfach die Entwicklungsfähigkeit erhalten muss. Es gibt da wunderbare Ingenieure, die Raketen und Raumsonden entwickelt haben, und die haben, salopp gesagt, im Moment wenig zu tun. Man sagt, man braucht, um diese Kernkompetenz zu erhalten, Entwicklung im Raumfahrtbereicht, braucht man einfach Projekte, die wirklich über das hinausgehen, was man heute hat. Man schielt da vor allem auf diesen Innovationsfonds, den die Bundesregierung zusätzlich aufgelegt hat, der über diese Legislaturperiode verteilt 6 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Und da sagt man eben, man will diese Kernkompetenz erhalten und guckt dann, dass man vielleicht daraus ein paar Millionen abzweigen kann für diese Weltraumforschung.
Seynche: Kann Deutschland denn solche Projekte überhaupt allein durchführen oder ist es auf die Zusammenarbeit mit den USA angewiesen?
Lorenzen: Wenn man es politisch wollte, dann könnte man es sicherlich allein. Nicht allein in Deutschland, aber zumindest allein auf europäischer Ebene. Denn die Zusammenarbeit mit den USA ist ja nicht immer ungetrübt. Da gab es mal die Entwicklung einer Rettungskapsel für die Raumstation, das war ein Projekt, das die NASA vor einigen Jahren einseitig aufgekündigt hat. Gerade US-Präsident Bush hat ja jetzt eine nationale Raumfahrtpolitik formuliert, die sehr auf militärische und strategische Ziele setzt. In diesen Zeiten, ist es sicherlich sehr schwierig, da zusammenzukommen. Das heißt, man muss sich hier auf die eigenen Stärken besinnen.
Dirk Lorenzen: Deutschland ist zwar finanziell der zweitgrößte Anteilseigner an der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Da zahlen wir gute 600 Millionen Euro im Jahr. Trotzdem ist ein nationales Programm sehr wichtig, weil viele europäische Projekte auf der nationalen Ebene praktisch gestartet werden, angeschoben, und werden dann nach oben weitergereicht. Und da ist Deutschland in den letzten 15 Jahren sehr zurückgefallen gegenüber vor allem Frankreich und Italien, weil das nationale Raumfahrtprogramm immer weiter gekürzt worden ist. Jetzt seit einem Jahr steigt es wieder, und es soll zum Jahr 2010 steigen. Im Moment sind es im Jahr etwa 137 Millionen Euro.
Seynche: Was erhofft sich denn die Bundesregierung von mehr Geld für die Raumfahrt?
Lorenzen: Man sieht die Raumfahrt ganz klar als Innovationsmotor. Auch im Koalitionsvertrag taucht explizit die Raumfahrt auf, dass man sagt, dass sei eine sehr zukunftsträchtige Hochtechnologie-Branche, wie es da einige andere auch gibt. Man hat auch die Zuständigkeit für Raumfahrt innerhalb der Bundesregierung verändert: Das ist jetzt nicht mehr das Forschungsministerium wie früher, sondern das Wirtschaftsministerium. Das heißt ganz klar, man setzt eben auf diese Grundlagenforschung und die daraus sich entwickelnden Anwendungen, die es im Bereich der Raumfahrt gibt. Was da bisher sicherlich fehlt, ist einfach ein ganz klares Bekenntnis und ein ganz klares Programm, wie man sich positionieren will. SO ein großes Raumfahrtprogramm gibt es in den USA. Deutschland und Europa haben das bisher nicht, haben keine klaren Ziele. Die Diskussion in diesen Tagen soll helfen, solche Ziele zu formulieren.
Seynche: Was könnten das denn für Ziele sein?
Lorenzen: Das Zauberwort heißt "Exploration", das heißt es geht um das Erforschen und Erkunden weit hinaus ins Sonnensystem. Dann heißt es, fast schon pathetisch, beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt - das ist praktisch die deutsche NASA -, man wolle die Grenzen der menschlichen Präsenz im All erweitern, und man hängt sich da sprachlich auch sehr an die amerikanische NASA an. Die hat ja gesagt, man will Menschen zum Mond bringen und dann vielleicht weiter zum Mars.
Natürlich geht es in Deutschland nicht um bemannte Projekte, sondern es geht um unbemannte Raumsonden. Da ist der allernächste Schritt, der schon beschlossen ist, ExoMars, eine Mission zu unserem Nachbarplaneten Mars, die im Jahr 2011 starten soll. Was danach kommen soll, muss man jetzt sehr konkret planen. Da könnte es eine Art automatisch betriebene Mondbasis geben, wie es vor allem EADS forciert, oder vielleicht eine Raumsonde zu den eisigen Monden des großen Planeten Jupiter. Da gibt es einen Mond, der hat einen Eispanzer und darunter einen flüssigen Ozean - sehr spannend, da vielleicht nach Leben zu suchen.
Seynche: Aber eine Mondbasis oder eine Landung auf einem fernen Jupitermond, sind das denn wirklich realistische Ziele?
Lorenzen: Vor allem die Raumfahrtindustrie sagt: Man braucht diese ehrgeizigen Ziele, weil man einfach die Entwicklungsfähigkeit erhalten muss. Es gibt da wunderbare Ingenieure, die Raketen und Raumsonden entwickelt haben, und die haben, salopp gesagt, im Moment wenig zu tun. Man sagt, man braucht, um diese Kernkompetenz zu erhalten, Entwicklung im Raumfahrtbereicht, braucht man einfach Projekte, die wirklich über das hinausgehen, was man heute hat. Man schielt da vor allem auf diesen Innovationsfonds, den die Bundesregierung zusätzlich aufgelegt hat, der über diese Legislaturperiode verteilt 6 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Und da sagt man eben, man will diese Kernkompetenz erhalten und guckt dann, dass man vielleicht daraus ein paar Millionen abzweigen kann für diese Weltraumforschung.
Seynche: Kann Deutschland denn solche Projekte überhaupt allein durchführen oder ist es auf die Zusammenarbeit mit den USA angewiesen?
Lorenzen: Wenn man es politisch wollte, dann könnte man es sicherlich allein. Nicht allein in Deutschland, aber zumindest allein auf europäischer Ebene. Denn die Zusammenarbeit mit den USA ist ja nicht immer ungetrübt. Da gab es mal die Entwicklung einer Rettungskapsel für die Raumstation, das war ein Projekt, das die NASA vor einigen Jahren einseitig aufgekündigt hat. Gerade US-Präsident Bush hat ja jetzt eine nationale Raumfahrtpolitik formuliert, die sehr auf militärische und strategische Ziele setzt. In diesen Zeiten, ist es sicherlich sehr schwierig, da zusammenzukommen. Das heißt, man muss sich hier auf die eigenen Stärken besinnen.