Archiv


Zum Start der Tour de France

Feierstimmung und ständiges Lächeln auf den Gesichtern der Zuschauer: Nach den Doping getrübten letzten Ausgaben hofft Direktor Christian Prudhomme auf eine erfolgreiche und skandalfreie 97. Tour de France. Dies umso mehr als die Kicker der Nation eher für Stirnrunzeln und höchstens deshalb für Lächeln sorgten, weil man die streikenden, hoch bezahlten Leistungsverweigerer nur belächeln konnte!

Von Burkhard Birke |
    Mit nur 15 Prozent Franzosen unter den 198 Fahrern und keinen bislang herausragenden Leistungsträgern dürfte aber auch im sechzehnten Jahr in Folge kein Franzose auf dem Treppchen stehen, geschweige denn die Frankreich Rundfahrt gewinnen. Das hat zuletzt Bernard Hinault vor 25 Jahren geschafft! Dessen Wort wiegt noch immer schwer im Radsport. Wenn Hinault also Contador vor Armstrong auf der insgesamt 3642 Kilometer langen Strecke sieht, sollte man vielleicht darauf wetten!

    Das Duell des Spaniers und des siebenfachen Tourgewinners aus den USA steht im Mittelpunkt dieser Tour, unbeabsichtigt von den Veranstaltern spielen da auch die jüngsten Dopingenthüllungen und Vorwürfe des langjährigen Armstrong Gefährten Landis eine Rolle.
    Man kann nicht sagen, dass wir so tun als wäre nichts, meint Tour Direktor Christian Prudhomme:

    "Eine Untersuchung ist eingeleitet. Jeff Novitzki ermittelt, der in der Balco Affäre eingeschaltet war und dafür bekannt ist, dass er nicht auf halber Strecke halt macht. Lassen wir den seine Arbeit machen. Auch im Auftrag der Internationalen Doping Agentur wird auf nationalen Ebenen ermittelt. Wir müssen die Ergebnisse abwarten. Diese Untersuchungen werden aber mit aller Härte durchgeführt."

    540 Dopingtests sollen während der Tour selbst durchgeführt werden: Vom Weltradsportverband, überwacht von der Weltdopingagentur. Dopingfahnder suchen dabei vor allem nach CERA, einem Blutdopingmittel, Wachstumshormone und Hinweise auf Bluttransfusionen. Die ungeliebte AFLD, die französische Anti-Dopingagentur unter Leitung des unbequemen Pierre Bordry wird dabei in diesem Jahr in eine Zuschauerrolle gedrängt, darf nur auf Antrag eigene Kontrollen durchführen! Sie hatte dem Weltradsportverband in der Vergangenheit Nachlässigkeit vorgeworfen ...

    Mit dem Kasachen Winokurow und dem Italiener Basso feiern übrigens zwei frühere Dopingsünder ein Comeback. Den Veranstalter plagen indes mittlerweile ganz andere Sorgen: Bei der Tour 1910 nahmen einige Fahrer zwischenzeitlich den Zug. 100 Jahre später könnte beim Anstieg auf den 2115 Meter hohen Pyrenäenpass Col du Tourmalet vielleicht der ein oder andere Fahrer den im Rad versteckten Elektromotor anschmeißen:

    "Mit einem Scanner werden die Fahrräderdurchleuchtet. Es gibt elektrische Antriebe. Wir müssen nun dafür sorgen, dass es nicht den geringsten Zweifel gibt, dass sie nicht eingesetzt werden. Wir werden also mit Hilfe von Scannern prüfen, ob es sich um Fahrräder handelt."

    Immer einen Schritt oder eine Pedale voraus? Veranstalter ASO will Negativschlagzeilen unbedingt vermeiden. Schließlich ist und bleibt die Tour de France auch ein Riesengeschäft: Mit 130 Millionen Euro Umsatz allein für ASO, das 10 Prozent davon als Gewinn verbucht! In den letzten Jahren waren allerdings auch beim sonst so radsportbegeisterten französischen Publikum die Zahlen der Fernsehzuschauer rückläufig: Von 47 auf 31 Prozent so der Trend von 2005 bis 2008: Tendenz rückläufig. Und in diesem Jahr konkurriert die Tour zumindest am Anfang noch mit der Fußball Weltmeisterschaft - wenn auch ohne Frankreich.