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Zum Teufel mit der Wartburg?

Die erfreulichen Besucherzahlen der Museen in Thüringen stehen im Gegensatz zu prekären Finanzlage der Museumsträger, vor allem der Städte und Landkreise. Versicherungsgebühren, hohe Heizkosten und Kosten für Strom und Personal lassen vielerorts die Alarmglocken schrillen.

Von Blanka Weber |
    "Hier sind wir im ehemaligen Rittersaal der Creuzburg ..."."

    Ronny Schwanz ist ehrenamtlicher Bürgermeister der Kommune Creuzburg. Der Ort heißt wie die Burg und darauf sind die Menschen stolz. Doch wie lange wird sich der Ort das Burgmuseum noch leisten können? Ronny Schwanz schüttelt den Kopf. Heizkosten, Energiekosten, neue Vitrinen, hohe Versicherungsgebühren, Kosten für Strom und Personal.

    ""Wir fahren das soweit runter, dass man gerade so durchgehen kann. Es wurde nachgedacht die Öffnungszeiten zu kürzen, aber ich habe ja das Personal und wenn ich das beschäftige, dann kann ich auch auflassen."

    Das Personal ist konkret eine Stelle und zwar für den Tourismus des Ortes, der zu den ältesten Thüringens gehört. Creuzburg ist kein Einzelfall, sagt der Gemeinde- und Städtebund. Jede zweite Kommune hat keinen ausgeglichenen Haushalt und damit keine Mittel für freiwillige Leistungen. Freiwillig ist nun mal all das, was Kommunen dann machen, wenn Kindergärten, Schulen, Winterdienst und Wasserschäden bezahlt sind. In Creuzburg ist das nicht anders.

    "Das heißt, dass so eine Burg auf das Minimum runter gefahren werden müsste oder ganz geschlossen werden muss."

    Zumindest im Winter. Der Museumsverband schlägt Alarm, die Kommunen mit den klammen Kassen können ihre Häuser nicht mehr halten.

    "Und das ist ein Problem. Wir haben so eine Entwicklung befürchtet."

    Günther Schuchardt ist verantwortlich für das Museum auf der Wartburg. Dort hat es im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang der Besucherzahlen gegeben. Winterbedingt und durch die Fußballweltmeisterschaft, sagt der Museumsfachmann. Doch viel schwieriger sei, dass er kein neues Personal einstellen kann und wie ihm geht es fast allen Häusern in Thüringen.

    "Uns flattern jede Woche Bewerbungsschreiben in die Häuser aber wir müssen dann - seit zehn Jahren - immer absagen."

    Dabei könnte auch die Wartburg junge Mitarbeiter gut gebrauchen.

    "Bei mir ist der Altersdurchschnitt 50,5 Jahre. Ich hab lediglich eine einzige Festangestellte unter 25 Jahren und wenn Sie weiterrechnen dann sind in 15 Jahren alle 65 im Durchschnitt und dann ist niemand mehr in den Museen da, der die fachspezifische Arbeit leisten kann."

    Ein Generationswechsel steht in den nächsten Jahren an.

    "Wir sind längst an unseren Leistungsgrenzen. Das hat natürlich mit der Arbeit im Museum zu tun, andererseits auch mit den fehlenden Finanzen, aber man muss sich da irgendwie behelfen."

    20 Prozent weniger Personal in den vergangenen zehn Jahren, das wirkt sich aus, sagt Günther Schuchardt.
    Die Landesmittel reichen nicht, die Kommunen können die Lücke nicht schließen. Sie sind mit Kindergärten, Straßenausbau und Schulen beschäftigt. Wo also bleibt der Blick auf die Kultur, fragt der Vorsitzende des Museumsverbandes:

    "Wir haben ja nun dieses Leitbild des Kulturlandes Thüringen gelesen, das kürzlich erschienen ist, Thüringen definiert sich als Kulturland und es soll jetzt ein neues Kulturkonzept entwickelt und erarbeitet werden."

    Wenn Thüringen seine Museen halten will, bedarf es einer neuen Finanzierung, eines anderen Stellenwertes v.a aber eines Konzeptes mit Museumspädagogik und ausreichend Personal, damit eine Creuzburg und eine - 15 km davon entfernte Wartburg - nicht ins Besucherminus rutschen. Günther Schuchardt wünscht sich bei allen guten Zusagen von der Politik eines:

    "Dass wir noch deutlicher wahrgenommen werden und da schaue ich natürlich zuerst in Richtung des Tourismus. Wir sind immer noch so sehr bei Wellness und bei Wald ich glaub die Kultur hat auch da einen wesentlich höheren Stellenwert verdient."