
Im Alter von 18 Jahren war Doğan Akhanlı in der Türkei zum ersten Mal festgenommen worden – weil er eine linksgerichtete Zeitung gekauft hatte. Fünf Jahre später, nach dem Militärputsch in seiner damaligen Heimat, ging er als Kommunist in den Untergrund, wurde mit seiner Frau und dem 16 Monate alten Sohn erneut festgenommen und während einer zweieinhalbjährigen Haftzeit in einem Militärgefängnis auch gefoltert.
Exil in Deutschland
Das letzte Mal versuchten die türkischen Behörden seiner 2017 im Urlaub in Granada habhaft zu werden: Die spanischen Behörden folgten willfährig einem entsprechenden Ersuchen der türkischen Behörden. Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte sich damals erfolgreich dafür ein, dass der internationale Haftbefehl gegen den Menschenrechtler außer Kraft gesetzt wurde. Doğan Akhanlı lebte damals schon 22 Jahre in Deutschland im Exil und engagierte sich in Köln im unabhängigen Kulturforum Türkei-Deutschland.
Trotz allem sei Akhanlı still und besonnen geblieben, sagte sein Freund, der Journalist Osman Okkan, im Deutschlandfunk: "Er war ein weiser, früh gereifter junger Mensch, als er nach seiner Flucht 1991 aus der Türkei nach Köln kam. Auch deshalb genoss er hier ein so hohes Ansehen, dass er 2019 sogar mit der Goethe-Medaille geehrt wurde."
Einsatz für Erinnerungskultur
Dass angebliche Zeugen, die Akhanlı in der Türkei belastet hatten, später zugaben, dass sie zu ihren Aussagen gezwungen worden waren, habe diesen sehr erleichtert, so Okkan: "Ohne die unberechtigten Gefängnisaufenthalte wäre es ihm aber sicher auch gesundheitlich besser gegangen", und ohne sie wäre er wohl nicht so früh verstorben.
"Seine Lebensziele waren das Aufrechterhalten einer Erinnerungskultur und die Versöhnung zwischen Türken, Armeniern, Kurden, Griechen und Deutschen", sagte Okkan weiter. Deshalb sei es Akhanlı so wichtig gewesen, dass seine Werke auch ins Deutsche übersetzt wurden. Später schrieb er auch in der Sprache des Landes, das sein Heimat geworden war.