"Ich schriftstellere meine Texte nicht, ich mache sie. Ich stelle Sprache her – und das ist ein ungeheuer schwieriger, konzentrierter Prozess", sagte Meckel selber einmal über den Akt des Schreibens. Es klingt nach harter Arbeit, wie der Lyriker, Prosaautor und Grafiker Christoph Meckel da von seinem Schreiben erzählt. Mitte der 1950er-Jahre, im bundesrepublikanischen Nachkriegsdeutschland, ist er literarisch zum ersten Mal in Erscheinung getreten: mit seinem Gedicht "Tarnkappe". Zahlreiche weitere sollten folgen – auch Romane und Erzählungen – aber auch grafische Arbeiten. In seinem langen Autorenleben ist Christoph Meckel mit Preisen und Auszeichnungen gewürdigt worden. Unter anderem mit dem Rilke-Preis und der Schiller-Medaille. Erst in der vergangenen Woche kam der Antiquaria-Preis für besondere Leistungen zur Förderung und Pflege der Buchkultur hinzu.
Häufig ins Märchenhafte entrückt
Das Machen verbinde ihn auch mit der Kunst, so Hartung: "Er macht seine Texte, er ritzt sie in die Materie, in die Sprache". Dabei läsen sich seine Texte nicht schwer. Sie seien sogar "wesentlich leichter als vieles, was gegenwärtig unter Lyrik erscheint". Allerdings setze die Lektüre seiner Lyrik einen gebildeten Leser voraus. Denn in Meckels Gedichten würden Reisen unternommen in ferne Länder, die dann häufig "ins Märchenhafte entrückt" würden, womit "das Kindliche im gebildeten Leser auf seine Kosten" komme.
Christoph Meckel, Jahrgang 1935, hat zumindest als Kind den Zweiten Weltkrieg erlebt. Eine prägende Zeit, in der er sich auch gegen den Faschismus gewendet habe. Zugleich habe er dagegen "eine Welt gesetzt, die fantastisch war", sagt Hartung. Es sei deshalb kein Zufall, dass Meckel seinen ersten Gedichtband "Tarnkappe" genannt habe: "Auf den Büchern gibt es immer wieder Figuren mit Verkleidung, mit Tarnkappen." Diese Tarnkappen seien keine Verstecke von jemandem, der etwas zu verbergen habe, sondern Möglichkeiten des lyrischen Ich, das Persönliche unbeschädigt zu halten.
Bilder für Erwachsene
Für Hartung war Christoph Meckel vor allem als Lyriker von Bedeutung. Die Grafik sei "doch das Sekundäre" bei Meckel gewesen, auch deshalb, weil sie einen "leichten Anflug ins Kunstgewerbe" gehabt habe: "Es sind alles Bilder für Erwachsene, Kinderbilder" für Erwachsene. Insofern sei Meckel auch ein "großes Kind gewesen und geblieben".