Jandls öffentliche Auftritte waren, selbst wenn er keine Musiker dabei hatte, Sprach-Konzerte und als solche auch regelrechte Familienfeste. Bei keinem anderen Lyriker deutscher Sprache sah man so viele Kinder, Eltern, Großeltern gemeinsam in den Reihen sitzen. Was die Rolling Stones für die generationsübergreifende Aura der Rockmusik ist Ernst Jandl für die Literatur. Ernst Jandl ist tot, ohne ihn wird das literarische Leben trauriger. Aber vergessen wird ihn keiner.
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Zum Tod von Ernst Jandel. Ein Kommentar
Ernst Jandl liebte Kinder und Kinder lieben Ernst Jandl. Auch nach seinem Tod werden Generationen von jungen Lesern seine Gedichte lesen, hören und sich darüber amüsieren. Der Grund für die kindsköpfige Unterhaltsamkeit seiner Gedichte springt ins Ohr: Jandl spielt mit Sätzen, Wörter und Buchstaben, viele seiner Texte sind Sprachspiele, Wortverdrehungen und Lautmalereien. "Manche meinen/lechts und rinks/kann man nicht velwechsern/werch ein illtum". Solche Zeilen faszinieren Kinder und Jugendliche, auch wenn sie die politische Anspielung nicht unbedingt verstehen. Generationen von Schülern sind mit Schillers Glocke und Goethes Hexeneinmaleins aufgewachsen. Keine schlechten Texte, gewiß, aber, oh Gott, dieses Auswendiglernen!
Ein Klassiker von Ernst Jandl. Der Grund für die Kindsköpfigkeit seiner Gedichte kann man literaturgeschichtlich als Stichelei gegen den hohen Ton der Lyrik interpretieren, als Einspruch gegen das Hehre, Erhabene, gegen das allgemeine Raunen, das in der Tradition nicht nur unserer Naturlyrik über Generationen hinweg zu vernehmen war. Das Metaphysische war Jandl ein Greuel. Seine Lust am spielerischen Experimentieren mit Sprache hat aber auch eine Ursache, die in dessen eigener Kindheit zu suchen ist. Jandl, 1925 als Sohn eines Bankbeamten geboren, wuchs in einem Milieu und zu einer Zeit auf, da Kindheit noch kein autonomer, vor den Erwachsenenwelten geschützter Bereich war. Kinder waren beinahe so etwas wie kleine Erwachsene. Was wir heute Kinderliteratur nennen, war damals auf wenige Werke reduziert und meistens sehr pädagogisch. Literatur und Sprachwitz - das schloß sich in den Jahren des Drills eher aus. Jandls Texte leben von einem antiautoritären Gestus - das ist es, was junge Leser an seiner Literatur mögen. Die Gedichte, die er zeitlebens schrieb, waren immer so etwas wie eine Rückgewinnung oder besser: Gewinnung einer eigenen Kindheit. Jandls Jugend war von Aufmärschen und Kriegsvorbereitungen geprägt. Die Vertreibung der Kindheit stand auf der Tagesordnung. Gleich nach dem Abitur wurde er Soldat der deutschen Wehrmacht, er geriet in Gefangenschaft.
Jandls öffentliche Auftritte waren, selbst wenn er keine Musiker dabei hatte, Sprach-Konzerte und als solche auch regelrechte Familienfeste. Bei keinem anderen Lyriker deutscher Sprache sah man so viele Kinder, Eltern, Großeltern gemeinsam in den Reihen sitzen. Was die Rolling Stones für die generationsübergreifende Aura der Rockmusik ist Ernst Jandl für die Literatur. Ernst Jandl ist tot, ohne ihn wird das literarische Leben trauriger. Aber vergessen wird ihn keiner.
Jandls öffentliche Auftritte waren, selbst wenn er keine Musiker dabei hatte, Sprach-Konzerte und als solche auch regelrechte Familienfeste. Bei keinem anderen Lyriker deutscher Sprache sah man so viele Kinder, Eltern, Großeltern gemeinsam in den Reihen sitzen. Was die Rolling Stones für die generationsübergreifende Aura der Rockmusik ist Ernst Jandl für die Literatur. Ernst Jandl ist tot, ohne ihn wird das literarische Leben trauriger. Aber vergessen wird ihn keiner.