Auf die so von Wolff beschworene schöne Welt des Buchmarkts, die - vergessen wir es nicht - nie frei von Krisen war, fielen inzwischen lange Schatten.- In den Fluren großer Verlagshäuser spricht man heutzutage eher von James Mc Kinsey als von Harry Potter; der Siegeszug des Internets, steigende Remissionsquoten und die Endlos-Diskussion um die Preisbindung sorgen für Katerstimmung unter den Büchermachern.
Kleinere, konzernunabhängige Verlage trifft die Strukturveränderung am Buchmarkt besonders hart. Als "Trüffelschweine" der Branche geschätzt, droht ihnen unterm Diktat der reinen betriebswirtschaftlichen Lehre die Puste auszugehen. Verlegen heißt vorlegen - doch der Filialleiter der Bank um die Ecke, der noch jedem Glücksritter augenzwinkernd einen Kredit andient, wird beim Auftauchen eines Kleinverlegers bedauernd die Hände heben.
Zur Hälfte seiner Amtszeit hat Michael Naumann, Staatsminister für kulturelle Fragen, die Sorgen der Independents zur Chefsache gemacht und mit einem guten Dutzend von ihnen die Gründung einer"Kurt-Wolff-Stiftung zur Förderung des Verlagswesens" beschlossen. Der Stiftungszweck ist eindeutig. Die Position der Kleinen soll gestärkt - und damit zur Bewahrung einer vielfältigen, bunten Verlagslandschaft beigetragen werden. Es ist kein Zaubertrank, den Naumann da für die Verlags-Davids der Republik ausreichen will - wohl aber ein kräftigender Schluck aus der Subventions-Apotheke. Für Manfred Metzner vom Heidelberger Verlag "Das Wunderhorn", den frischgekürterl Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, ein längst überfälliger Schritt:
"Es ist eigentlich eine Stiftung für unabhängige Verlage und Verleger, die ja bis heute in Deutschland über keinerlei Förderung verfügen. Im Gegensatz zu Verlagen und Verlegern in Frankreich, Österreich, in Skandinavien oder in Kanada, die ja durchaus von der öffentlichen Hand für ihre Arbeit gefördert werden. Deren Arbeit wird geschätzt, weil sie eben unabhängig sind, weil sie das literarische Leben besonders pflegen. Nur hat bisher kein Mensch den Schritt gemacht, das dann auch entsprechend finanziell zu würdigen, wie es in anderen Ländern Gang und Gäbe ist. Wenn man der Meinung ist, daß diese Verlage in Deutschland zur kulturellen Vielfalt lmmenses beitragen und sozusagen rhizommäßig in dieser kulturellen Vielfalt tätig sind und unter diesen Konzernverlagen eigentlich das Bett bilden, aus dem sich immer wieder Neues entwickelt - dann war es sicherlich jetzt der richtige Schritt, diese Stiftung zu gründen. Ich glaube, wir haben ein großes Glück, daß wir einen Staatsminister für Kultur haben, der vorher Verleger war, der dieses Verlagsgeschäft ja aus dem Effeff kennt. Und der umgekehrt auch immer in der Vergangenheit schon, als er noch bei Rowohlt war oder dann bei Henry Holt in New York, ein Verleger war, der immer sehr offen war für Gespräche mit uns kleineren unabhängigen Verlegern. Und der eben sofort die Problematik erkannt hat und auch den Mangel, den wir hier in Deutschland haben."
Daß die"Kurt-Wolff-Stiftung" ihren Sitz nicht - wie ursprünglich geplant - in Leipzig, sondern in organisatorischer Anbindung an die "Stiftung Weimarer Klassik" nehmen wird, ist dabei lediglich ein Schönheitsfehler. Ein Brief Naumanns, so wird kolportiert, sei in den weitläufigen Räumen der Sächsischen Staatskanzlei abhanden gekommen; am Ende beschied Dresden das Anliegen der Verleger abschlägig. Für die Arbeit der Stiftung ist dies kaum von Belang. Dezeit geht es vor allem darum, Geld einzusammeln, um den angestrebten Kapitalstock von rund 2 Millionen Mark zu erreichen. Nach der Reform des Stiftungsrechts hofft man neben den Bundesmitteln auch auf private Spenden. Läuft alles wie geplant, will die"Kurt-Wolff-Stiftung" künftig jährlich einen Preis für ein verlegerisches Gesamtschaffen vergeben, der mit 50 000 Mark dotiert ist.
Die erste Preisverleihung soll im Rahmen der Leipziger Buchmesse im Frühjahr 2001 stattfinden. Darüber hinaus will die Stiftung vorbildliche Einzelprojekte auszeichnen und Verlage bei der Akquisition öffentlicher und privater Fördermittel beraten. Internationale Kontakte sollen ebenso gefördert werden wie die Zusammenarbeit mit unabhängigen Buchhandlungen.
Mit einer flächendeckenden Verlags-Subventionierung aus staatlichem Füllhorn nach dem Muster Schwedens und Österreichs hat die nun gegründete Stiftung nichts gemein - dennoch galt der Ruf nach "Staatsknete" in den Kreisen der Independents lange als inopportun, argwöhnte doch manch "linker' Verleger in den Zeiten der Kohl-Ära den bürokratisch kaschierten Arm der Zensur. Muß sich ein Verlag, egal ob groß oder klein, nicht mit seinem Programm durchsetzen wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch? Manfred Metzner sieht diese Forderung nicht in Wiederspruch zum Förder-Modell der Stiftung:
"Wir sprechen ja aber eigentlich von den Verlagen, die sich eben gerade in den letzten 20 - 30 Jahren durchgesetzt haben, die alle ein eigenes Profil gewonnen haben über ihre Arbeit. Und jeder ist ja identifizierbar für das, was er da tut. Und muß sich natürlich am Markt auch erst mal beweisen. Ich meine, wir stelen uns dem ja gerade und sind ja jetzt nicht unbedingt - so wie's früher hieß - auf Staatsknote aus. Auf der anderen Seite haben wir aber die allergrößte Berechtigung, ebenfalls subventioniert zu werden und Staatsknete zu bekommen. Denn in der Filmwirtschaft ist es überhaupt kein Problem, von der Drehbuchförderung bis hin zur Abspielförderung vom Staat alles finanziert zu bekommen. Hier hat niemand kein Problem, auch im kulturellen Bereich, in bestimmten Sparten, an Geld zu kommen. Nur in der Verlagsweit wird dann immer gesagt, gerade auch von den Landesregierungen: Ja, das ist Wirtschaftsförderung! Ja. Und damit ist dann Ende der Fahnenstange.
Im Stiftungsvorstand stehen Metzner die Verleger Brigitte Ebersbach und Klaus Wagenbach zur Seite, dem siebenköpfigen Kuratorium gehören unter anderem der Buchhändler Klaus Bittner, der Rechtsanwalt Joachim Kersten und die Verleger Katharina Wagenbach-Wolff und Thedel von Wallmoden an. Alte Bekannte wie Stroemfeld, Nautilus, Transit und Neue Kritik sitzen ebenfalls mit im Boot...Hat nicht Joschka Fischer einst für den MÄRZ-Verleger Jörg Schröder nicht ganz stubenreine Texte übersetzt? Fast scheint es, als seien die kleinen Verlage, die ihren Weg zu großen Teilen in den Jahren nach 88 begannen, beim Marsch durch die Institutionen zumindest an ein gemeinsames Zwischenziel gekommen - von einem happy end mag angesichts der Umwälzungen, die der Verlagslandschaft noch bevorstehen, niemand sprechen.
"Na, es ist doch sehr schön, daß wir das alle überlebt haben in diesen letzten 30 Jahren. Und es ist eher so, daß wir vielleicht selber zur Institution geworden sind, Jeder für sich, ja, in seinem kleinen Bereich, den er als Verleger bearbeitet hat. Und wenn Sie das genauer sehn, hat eigentlich jetzt so mit dieser Hinwendung zu einem Herrn Staatsminister oder zu einer Bundesregierung in dem Sinne überhaupt gar nichts zu tun. Sondern wir fordern ja nur das ein, was uns eigentlich zusteht.
Kleinere, konzernunabhängige Verlage trifft die Strukturveränderung am Buchmarkt besonders hart. Als "Trüffelschweine" der Branche geschätzt, droht ihnen unterm Diktat der reinen betriebswirtschaftlichen Lehre die Puste auszugehen. Verlegen heißt vorlegen - doch der Filialleiter der Bank um die Ecke, der noch jedem Glücksritter augenzwinkernd einen Kredit andient, wird beim Auftauchen eines Kleinverlegers bedauernd die Hände heben.
Zur Hälfte seiner Amtszeit hat Michael Naumann, Staatsminister für kulturelle Fragen, die Sorgen der Independents zur Chefsache gemacht und mit einem guten Dutzend von ihnen die Gründung einer"Kurt-Wolff-Stiftung zur Förderung des Verlagswesens" beschlossen. Der Stiftungszweck ist eindeutig. Die Position der Kleinen soll gestärkt - und damit zur Bewahrung einer vielfältigen, bunten Verlagslandschaft beigetragen werden. Es ist kein Zaubertrank, den Naumann da für die Verlags-Davids der Republik ausreichen will - wohl aber ein kräftigender Schluck aus der Subventions-Apotheke. Für Manfred Metzner vom Heidelberger Verlag "Das Wunderhorn", den frischgekürterl Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, ein längst überfälliger Schritt:
"Es ist eigentlich eine Stiftung für unabhängige Verlage und Verleger, die ja bis heute in Deutschland über keinerlei Förderung verfügen. Im Gegensatz zu Verlagen und Verlegern in Frankreich, Österreich, in Skandinavien oder in Kanada, die ja durchaus von der öffentlichen Hand für ihre Arbeit gefördert werden. Deren Arbeit wird geschätzt, weil sie eben unabhängig sind, weil sie das literarische Leben besonders pflegen. Nur hat bisher kein Mensch den Schritt gemacht, das dann auch entsprechend finanziell zu würdigen, wie es in anderen Ländern Gang und Gäbe ist. Wenn man der Meinung ist, daß diese Verlage in Deutschland zur kulturellen Vielfalt lmmenses beitragen und sozusagen rhizommäßig in dieser kulturellen Vielfalt tätig sind und unter diesen Konzernverlagen eigentlich das Bett bilden, aus dem sich immer wieder Neues entwickelt - dann war es sicherlich jetzt der richtige Schritt, diese Stiftung zu gründen. Ich glaube, wir haben ein großes Glück, daß wir einen Staatsminister für Kultur haben, der vorher Verleger war, der dieses Verlagsgeschäft ja aus dem Effeff kennt. Und der umgekehrt auch immer in der Vergangenheit schon, als er noch bei Rowohlt war oder dann bei Henry Holt in New York, ein Verleger war, der immer sehr offen war für Gespräche mit uns kleineren unabhängigen Verlegern. Und der eben sofort die Problematik erkannt hat und auch den Mangel, den wir hier in Deutschland haben."
Daß die"Kurt-Wolff-Stiftung" ihren Sitz nicht - wie ursprünglich geplant - in Leipzig, sondern in organisatorischer Anbindung an die "Stiftung Weimarer Klassik" nehmen wird, ist dabei lediglich ein Schönheitsfehler. Ein Brief Naumanns, so wird kolportiert, sei in den weitläufigen Räumen der Sächsischen Staatskanzlei abhanden gekommen; am Ende beschied Dresden das Anliegen der Verleger abschlägig. Für die Arbeit der Stiftung ist dies kaum von Belang. Dezeit geht es vor allem darum, Geld einzusammeln, um den angestrebten Kapitalstock von rund 2 Millionen Mark zu erreichen. Nach der Reform des Stiftungsrechts hofft man neben den Bundesmitteln auch auf private Spenden. Läuft alles wie geplant, will die"Kurt-Wolff-Stiftung" künftig jährlich einen Preis für ein verlegerisches Gesamtschaffen vergeben, der mit 50 000 Mark dotiert ist.
Die erste Preisverleihung soll im Rahmen der Leipziger Buchmesse im Frühjahr 2001 stattfinden. Darüber hinaus will die Stiftung vorbildliche Einzelprojekte auszeichnen und Verlage bei der Akquisition öffentlicher und privater Fördermittel beraten. Internationale Kontakte sollen ebenso gefördert werden wie die Zusammenarbeit mit unabhängigen Buchhandlungen.
Mit einer flächendeckenden Verlags-Subventionierung aus staatlichem Füllhorn nach dem Muster Schwedens und Österreichs hat die nun gegründete Stiftung nichts gemein - dennoch galt der Ruf nach "Staatsknete" in den Kreisen der Independents lange als inopportun, argwöhnte doch manch "linker' Verleger in den Zeiten der Kohl-Ära den bürokratisch kaschierten Arm der Zensur. Muß sich ein Verlag, egal ob groß oder klein, nicht mit seinem Programm durchsetzen wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch? Manfred Metzner sieht diese Forderung nicht in Wiederspruch zum Förder-Modell der Stiftung:
"Wir sprechen ja aber eigentlich von den Verlagen, die sich eben gerade in den letzten 20 - 30 Jahren durchgesetzt haben, die alle ein eigenes Profil gewonnen haben über ihre Arbeit. Und jeder ist ja identifizierbar für das, was er da tut. Und muß sich natürlich am Markt auch erst mal beweisen. Ich meine, wir stelen uns dem ja gerade und sind ja jetzt nicht unbedingt - so wie's früher hieß - auf Staatsknote aus. Auf der anderen Seite haben wir aber die allergrößte Berechtigung, ebenfalls subventioniert zu werden und Staatsknete zu bekommen. Denn in der Filmwirtschaft ist es überhaupt kein Problem, von der Drehbuchförderung bis hin zur Abspielförderung vom Staat alles finanziert zu bekommen. Hier hat niemand kein Problem, auch im kulturellen Bereich, in bestimmten Sparten, an Geld zu kommen. Nur in der Verlagsweit wird dann immer gesagt, gerade auch von den Landesregierungen: Ja, das ist Wirtschaftsförderung! Ja. Und damit ist dann Ende der Fahnenstange.
Im Stiftungsvorstand stehen Metzner die Verleger Brigitte Ebersbach und Klaus Wagenbach zur Seite, dem siebenköpfigen Kuratorium gehören unter anderem der Buchhändler Klaus Bittner, der Rechtsanwalt Joachim Kersten und die Verleger Katharina Wagenbach-Wolff und Thedel von Wallmoden an. Alte Bekannte wie Stroemfeld, Nautilus, Transit und Neue Kritik sitzen ebenfalls mit im Boot...Hat nicht Joschka Fischer einst für den MÄRZ-Verleger Jörg Schröder nicht ganz stubenreine Texte übersetzt? Fast scheint es, als seien die kleinen Verlage, die ihren Weg zu großen Teilen in den Jahren nach 88 begannen, beim Marsch durch die Institutionen zumindest an ein gemeinsames Zwischenziel gekommen - von einem happy end mag angesichts der Umwälzungen, die der Verlagslandschaft noch bevorstehen, niemand sprechen.
"Na, es ist doch sehr schön, daß wir das alle überlebt haben in diesen letzten 30 Jahren. Und es ist eher so, daß wir vielleicht selber zur Institution geworden sind, Jeder für sich, ja, in seinem kleinen Bereich, den er als Verleger bearbeitet hat. Und wenn Sie das genauer sehn, hat eigentlich jetzt so mit dieser Hinwendung zu einem Herrn Staatsminister oder zu einer Bundesregierung in dem Sinne überhaupt gar nichts zu tun. Sondern wir fordern ja nur das ein, was uns eigentlich zusteht.