Archiv


Zurück in den Beruf

Wer in Brandenburg lebt und nach der Babypause schnell wieder in den Beruf einsteigen will, hat es eindeutig leichter als in westdeutschen Bundesländern. Doch es ist nicht nur die Anzahl der Kita-Plätze für Unter-Drei-Jährige, die für eine Rückkehr in den Beruf entscheidend ist. Eine Servicestelle unterstützt Unternehmen und Arbeitnehmerinnen mit Rat und Tat.

Von Claudia van Laak |
    Morgens 9.00 Uhr. Larisa Subasic bringt ihre Tochter in den Uni-Kindergarten "Kleinstein". Alma ist 14 Monate alt, blickt ein wenig verängstigt auf die noch nicht vertraute Umgebung.

    "Ja, Alma, komm, (schreit), Alma weiß was jetzt kommt. "

    Larisa Subasic zieht ihrer Tochter die dicke Winterjacke aus, Alma klammert sich an ihre Mutter. Sie will sich nicht trennen, will nicht im Kindergarten bleiben.

    " Ist gut, Spatz. Sag Mama tschüs, (schreit weiter, Tür zu), Ach. "

    Auch für Larisa Subasic ist die Trennung von ihrer Tochter nicht einfach, wenn es auch nur für 6 Stunden ist. Vor drei Wochen hat die Germanistin wieder angefangen zu arbeiten.

    "Also am Anfang war es noch viel schlimmer, am Anfang hat sie auch geweint, wenn ich sie abgeholt habe, dass ich sie bei wildfremden Menschen abgegeben habe. Aber jetzt freut sie sich und ist meistens gut drauf. "

    Die 32Jährige steigt aufs Fahrrad, radelt zwei Minuten bis zu ihrem Büro: das Akademische Auslandsamt der Universität Potsdam.

    Larisa Subasic berät Studierende rund um Auslandsaufenthalte, kümmert sich um die Partneruniversitäten im Ausland und um das Erasmus-Programm. Nach ihrer Babypause arbeitet sie zunächst auf einer halben Stelle weiter.

    "Also ich bin privilegiert, weil ich eine feste Stelle habe, weil ich nette Kollegen habe, eine verständnisvolle Chefin, bei mir ist alles Super, die anderen können das leider nicht behaupten. "

    Die anderen, damit meint Larisa Subasic die Wissenschaftlerinnen, die sich von Projektstelle zu Projektstelle hangeln. Die nicht wissen, ob nach der Schwangerschaft vielleicht jemand anderes ihre Aufgabe übernimmt.

    "Ob dann die Frauen wieder einsteigen können, das ist einfach fraglich. Dann kann ich auch verstehen, dass die Entscheidung, ob man ein Kind bekommen will, auch schwer fällt. "

    Für Potsdams Unipräsidentin Sabine Kunst war die Entscheidung nicht schwer. Die 54jährige hat sich für drei Kinder und für die Karriere entschieden. Sie ist nie richtig aus ihrem Beruf ausgestiegen.

    "Es war sehr kräftezehrend. Es ist gegangen, aber ich würde es im Sinne einer Familie nicht noch mal so machen. Ich hatte damals vielleicht noch mehr Bedenken wieder einsteigen zu können und hatte auch immer Projekte, die nicht einfach komplett abzugeben waren und hab versucht, diese Balance zu halten. "

    Deshalb bemüht sich die promovierte Wasserwirtschaftsingenieurin heute um eine familienfreundliche Hochschule. Ein wichtiger Baustein ist der Kindergarten direkt neben dem Studentenwohnheim.

    "Also rein lebensweltlich ist es äußerst wichtig einen guten Kindergartenplatz zu haben. Den in der Nähe und wohlvertraut mit den Bedürfnissen der Wissenschaftler ist ein zweiter Punkt für einen guten Wiedereinstieg. "

    Wer in Brandenburg lebt und nach der Babypause schnell wieder in den Beruf einsteigen will, hat es eindeutig leichter als in westdeutschen Bundesländern. So gibt es zum Beispiel hier für fast die Hälfte der Unter-Drei-Jährigen einen Kita-Platz, in Nordrhein-Westfalen nur für knapp sieben Prozent der Kinder. Ein zunehmender Werbeeffekt - ist doch Brandenburg genau wie die anderen neuen Bundesländer stark vom demographischen Wandel betroffen. Für das Land ist es zunehmend wichtig, attraktiv für junge begabte Frauen zu sein, sagt Sabine Hübner, Abteilungsleiterin für Arbeit und Gleichstellung im Potsdamer Sozialministerium.

    "Wir haben festgestellt, dass es viele Unternehmen gibt, die Belegschaften haben, die in den nächsten Jahren geschlossen in die Rente wandern werden und wir wissen, dass wir über die inzwischen gute wirtschaftliche Entwicklung im Land Bedarf an Ersatzarbeitskräften und zusätzlichen Arbeitskräften haben. Die demographische Entwicklung verläuft genau gegenläufig. "

    Deshalb unterstützt Brandenburg Unternehmen, die sich als familienfreundlich zertifizieren lassen wollen. Demnächst wird eine Servicestelle eröffnet, die den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern soll. Arbeitnehmerinnen und Arbeitgeber können die Dienste dieser Stelle in Anspruch nehmen.

    "Sie soll die Arbeitnehmerin darauf aufmerksam machen, dass sie tunlichst Kontakt halten sollte zum Beruf und zum Arbeitgeber während der Elternzeit. Sie soll den Arbeitgeber darin unterstützen, dass er eine gute Ersatzkraft findet, die während des Mutterschutzes und der Elternzeit überbrücken hilft und sich dann im Unternehmen unentbehrlich macht, dass der Arbeitgeber hinterher sagt, prima, Du kannst bleiben, ich habe auch für Dich einen Arbeitsplatz."

    Wichtig für einen guten Wiedereinstieg nach der Babypause sei es, sich nicht komplett und nicht zu lange aus dem Beruf zu verabschieden, sagt Sabine Hübner vom Sozialministerium. Potsdams Unipräsidentin Sabine Kunst sieht das genauso. Wenn junge Wissenschaftlerinnen sie bei diesem Thema um Rat fragen, antwortet sie aus eigener Erfahrung:

    "Ich halte einen Zeitraum von einem guten halben Jahr bis zu einem Jahr für okay, aber auch für ausreichend. Das sage ich mit der Erfahrung meiner Familie, aber sehe auch, dass das andere mit mehreren Kindern durchaus so hinkriegen. "