Heute mit Veröffentlichungen aus dem Bereich "Historische Aufnahmen", die in den vergangenen Monaten erschienen sind. Am Mikrofon begrüßt Sie dazu Norbert Hornig.
"01. MUSIK: Franz Lehar
aus: Die Lustige Witwe
"Lippen schweigen" (Ausschnitt)
Richard Tauber (Tenor)
Ein Orchester
Leitung: Erich Korngold
LC 06646 EMI Classics 6 98542 2"
Eine alte Schellackplatte rauscht und knistert, mit "High Fidelity" hat das kaum etwas zu tun. Da bewegt sich eine dicke Nadel in tiefen schwarzen Rillen, und entfernt dringt Musik aus dem großen Trichter. Ein altes Grammofon ist eben Nostalgie pur, eine Erinnerung an die Kindertage der Schallplatte. Bei aller Gebrechlichkeit des Klanges vermögen diese Aufnahmen immer noch zu faszinieren. Aber nur eingefleischte Liebhaber und Sammler greifen zur Original-Schellackplatte, für die große Mehrheit der Musikhörer sind digital bearbeitete Überspielungen die komfortable und zeitgemäße Alternative, wie etwa diese Lehar-Aufnahme mit dem Tenor Richard Tauber von 1932.
Die großen Schallplattenlabel bieten ihre historischen Schätze mittlerweile zu Schleuderpreisen an. Auch fremde Konkurrenz kann dieselben Aufnahmen in eigener Regie und klangtechnischer Überarbeitung herausbringen, denn die Lizenzen von Interpreten und Schallplattenfirmen an ihren Aufnahmen laufen nach 50 Jahren aus. Aber schon aus Prinzip greifen viele Liebhaber historischer Aufnahmen lieber zu den Originalen. Die großen Plattenfirmen machen es ihnen immer leichter, indem sie jetzt ganze Editionen mit Aufnahmen legendärer Plattenstars in handlichen Boxen zu Niedrigstpreisen anbieten. EMI tut dies seit einiger Zeit mit seiner "Icon"-Reihe, die sich in diesem Jahr unter anderem mit großen Namen wie dem Tenor Richard Tauber, dem Dirigenten Leopold Stokowski, dem Pianisten Walter Gieseking und dem Geiger Nathan Milstein an Sammler und Liebhaber wendet:
"02. MUSIK: Nikolaj Rimskij-Korsakow
Hummelflug
Nathan Milstein (Violine)
Leon Pommers (Klavier)
LC 06646 EMI 6 98667 2"
Wie EMI Classics lockt auch Sony Music Liebhaber historischer Aufnahmen mit enzyklopädisch aufgemachten Editionen. Vor allem mit seiner "Jacket-Collection" will das Label ambitionierte Sammler ansprechen, die noch dem Flair der alten Vinyl-Langspielplatte nachtrauern. Um etwas von der Nostalgie der guten alten Schallplatte in das Digitalzeitalter hinüber zu retten, hat man bei Sony die CD-Version der Aufnahmen in kleine Kopien der Originalcover geschoben. Den Text darauf muss man allerdings mit der Lupe lesen. Als Hommage an den Cellisten David Geringas, der sich nach seinem Sieg beim Tschaikowsky-Wettbewerb 1970 eine internationale Karriere aufbaute, hat Sony jetzt auf 10 CDs dessen frühe Aufnahmen für Ariola Eurodisc wieder veröffentlich, darunter auch das Debütalbum mit "Cellomusik der Romantik" von 1976:
"03. MUSIK: Robert Schumann
Aus: Fünf Stücke im Volkston op. 102
4. Satz (Nicht zu rasch)
David Geringas (Violoncello)
Tatjana Schatz (Klavier)
LC 00316 Sony Music 88697472862"
Zu einer diskografischen Großtat holte Sony Music im November aus. Auf 70 CDs erschienen in der "Jacket Collection" sämtliche Aufnahmen, die Vladimir Horowitz zwischen 1940 und 1989 für CBS und RCA machte. Horowitz-Fans werden die meisten dieser Einspielungen kennen, sie sind zum Teil als Einzelveröffentlichungen oder in anderen Editionen auf CD erschienen. Veritable Neuheiten selbst für Horowitz-Kenner dürften dagegen zwei CDs mit Tondokumenten sein, die aus dem Privatarchiv des Pianisten stammen. Es handelt sich um Live-Aufnahmen aus der Carnegie-Hall, die zwischen 1945 und 1950 entstanden. Horowitz übergab sie wenige Jahre vor seinem Tod an die Musikbibliothek der Yale-University. Faszinierende Momentaufnahmen aus seiner pianistischen Glanzzeit, erschienen ebenfalls bei Sony:
"04. MUSIK: Milij Balakirew
Islamey - Fantaisie orientale (Ausschnitt)
Vladimir Horowitz (Klavier)
LC 00316 RCA/Sony Music 88697548122"
Haben große Schallplattenfirmen wie EMI, Sony oder Deutsche Grammophon bereits einen großen Teil ihrer diskografischen Schätze gehoben und auf CD zugänglich gemacht, schlummern in den Archiven der Deutschen Rundfunkanstalten weiterhin historische Aufnahmen in ungeahntem Umfang. Vor allem kleinere Labels wie Orfeo, Hänssler Classic oder Audite haben es sich zur Aufgabe gemacht, künstlerisch besonders wertvolle Einspielungen in Kooperation mit den Rundfunkanstalten wieder zugänglich zu machen.
Audite hat seinen Katalog mit historischen Aufnahmen aus Rundfunkarchiven auch in diesem Jahr mit vielen Highlights bereichert und etwa die Editionen mit den Dirigenten Karl Böhm, Ferenc Ficsay und Igor Markewitsch weiter ausgebaut. Für besonderes Aufsehen sorgten aber die Veröffentlichungen sämtlicher RIAS-Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler und die Aufnahmen, die der junge Friedrich Gulda zwischen 1950 und 1959 für den RIAS Berlin machte. In einem vielgestaltigem Programm begeistert Gulda dabei nicht nur mit Werken von Beethoven, Debussy, Ravel und Prokofieff, sondern auch als raffinierter Chopin-Interpret:
"05. MUSIK: Frédéric Chopin
Prélude Nr. 3 G-Dur (Vivace)
Friedrich Gulda (Klavier)
LC 04480 Audite 21.404"
Während es sich bei den frühen RIAS-Aufnahmen Friedrich Guldas um Erstveröffentlichungen handelt, sind Wilhelm Furtwänglers RIAS-Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern, die zwischen 1947 und 1954 entstanden, in Sammlerkreisen weitgehend bekannt, u.a. von nicht autorisierten Raubpressungen. Wie bei allen historischen Veröffentlichungen von Audite wurden für die Digitalisierung nur die Originalbänder verwendet, wobei auch problematische Tonhöhenschwankungen korrigiert wurden. Auf 12 CDs ist hier Furtwänglers Spätstil dokumentiert, wobei die Symphonik von Beethoven, Brahms und Bruckner im Zentrum steht. Aber auch als Dirigent neuerer Werke ist Furtwängler zu erleben, mit einem Repertoire, dass man mit seinem Namen nicht unmittelbar in Verbindung bringt, etwa die "Concertante Musik für Orchester" von Boris Blacher:
"06. MUSIK: Boris Blacher
Concertante Musik für Orchester op. 10 (Ausschnitt)
Berliner Philharmoniker
Leitung: Wilhelm Furtwängler
LC 04480 Audite 21.403 "
Wilhelm Furtwängler stand dem Medium Schallplatte zeit Lebens eher skeptisch gegenüber. Er war nicht wirklich davon überzeugt, seine künstlerischen Intentionen auf diesem Wege ganz vermitteln zu können. Doch Furtwängler lehnte Plattenaufnahmen nicht grundsätzlich ab. Er verachtete sie nicht wie sein Kollege Sergiu Celibidache, der mit seiner extremen Auffassung, die Schallplatte habe den Menschen ärmer gemacht, allein da stand. Doch je hartnäckiger und wortgewandter sich Celibidache der Schallplatte verweigerte, desto größer wurde das Interesse seiner Fangemeinde, doch einige Aufnahme des Maestro zu ergattern. Diverse Raubkopien machten die Runde. Erst nach Celibidaches Tod war der Bann gebrochen, plötzlich wurden zahlreiche Aufnahmen über die 1999 gegründete Celibidache-Stiftung offiziell zugänglich, viele davon stammten aus Rundfunkarchiven. Jetzt ergänzt Orfeo die Celibidache-Discographie mit weitere Raritäten: den Aufnahmen, die der Dirigent in den späten 50er-Jahren während seiner kurzen Amtszeit als Gastdirigent des Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester machte. Die fünf CDs, u.a. mit Werken von Schubert, Brahms, Ravel, Hindemith und Strawinsky, zeichnen ein markantes Portrait des jungen Celibidache, in dem noch viel jugendliches Temperament steckt:
"07. MUSIK: Igor Strawinsky
aus: Der Feuervogel
2. Prélude und Tanz des Feuervogels
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Leitung: Sergiu Celibidache
LC 08175 Orfeo C 725 085 R "
Das Stuttgarter Label Hänssler Classic hat auch in diesem Jahr seine Zusammenarbeit mit des Südwestrundfunk fortgesetzt und eine neue historischen CD-Edition aufgelegt, die ganz der Dokumentation der "Schwetzinger Festspiele" gewidmet ist. Das Festival wurde 1952 auf Initiative des Süddeutschen Rundfunks gegründet und wird heute vom Südwestrundfunk fortgeführt. Seitdem hat man jedes Konzert aufgezeichnet und gesendet, mit über 500 Ausstrahlungen pro Jahr sind die Schwetzinger Festspiele heute eines der größten Rundfunkfestivals der Welt. Ein Klavierabend mit Claudio Arrau, ein Duorecital mit Gidon Kremer und ein Liederabend mit Fritz Wunderlich und Hubert Giesen stehen am Beginn dieser künstlerisch äußerst viel versprechenden historischen Reihe. Für Wunderlich-Verehrer ist der Konzertmitschnitt vom 19. Mai 1965 aus dem Schwetzinger Schloss ein "Muss", war es doch einer der letzten Liederabende des großen Sängers vor seinem tragisch frühen Tod ein Jahr später.
"08. MUSIK: Franz Schubert
Der Musensohn D 764
Fritz Wunderlich (Tenor)
Hubert Giesen (Klavier)
LC 10622 Hänssler Classic 93.701"
Die Neue Platte im Deutschlandfunk: Heute stellten wir Ihnen Veröffentlichungen aus dem Bereich "Historische Aufnahmen" vor. Die Sendung ging zu Ende mit einem Lied von Franz Schubert: "Der Musensohn" D 764. Fritz Wunderlich sang es 1965 bei den Schwetzinger Festspielen. Der Mitschnitt dieses denkwürdigen Konzertes ist bei Hänssler Classic erstmals auf CD erschienen. Mit diesen Empfehlungen verabschiedet sich im Studio:
Norbert Hornig.
"01. MUSIK: Franz Lehar
aus: Die Lustige Witwe
"Lippen schweigen" (Ausschnitt)
Richard Tauber (Tenor)
Ein Orchester
Leitung: Erich Korngold
LC 06646 EMI Classics 6 98542 2"
Eine alte Schellackplatte rauscht und knistert, mit "High Fidelity" hat das kaum etwas zu tun. Da bewegt sich eine dicke Nadel in tiefen schwarzen Rillen, und entfernt dringt Musik aus dem großen Trichter. Ein altes Grammofon ist eben Nostalgie pur, eine Erinnerung an die Kindertage der Schallplatte. Bei aller Gebrechlichkeit des Klanges vermögen diese Aufnahmen immer noch zu faszinieren. Aber nur eingefleischte Liebhaber und Sammler greifen zur Original-Schellackplatte, für die große Mehrheit der Musikhörer sind digital bearbeitete Überspielungen die komfortable und zeitgemäße Alternative, wie etwa diese Lehar-Aufnahme mit dem Tenor Richard Tauber von 1932.
Die großen Schallplattenlabel bieten ihre historischen Schätze mittlerweile zu Schleuderpreisen an. Auch fremde Konkurrenz kann dieselben Aufnahmen in eigener Regie und klangtechnischer Überarbeitung herausbringen, denn die Lizenzen von Interpreten und Schallplattenfirmen an ihren Aufnahmen laufen nach 50 Jahren aus. Aber schon aus Prinzip greifen viele Liebhaber historischer Aufnahmen lieber zu den Originalen. Die großen Plattenfirmen machen es ihnen immer leichter, indem sie jetzt ganze Editionen mit Aufnahmen legendärer Plattenstars in handlichen Boxen zu Niedrigstpreisen anbieten. EMI tut dies seit einiger Zeit mit seiner "Icon"-Reihe, die sich in diesem Jahr unter anderem mit großen Namen wie dem Tenor Richard Tauber, dem Dirigenten Leopold Stokowski, dem Pianisten Walter Gieseking und dem Geiger Nathan Milstein an Sammler und Liebhaber wendet:
"02. MUSIK: Nikolaj Rimskij-Korsakow
Hummelflug
Nathan Milstein (Violine)
Leon Pommers (Klavier)
LC 06646 EMI 6 98667 2"
Wie EMI Classics lockt auch Sony Music Liebhaber historischer Aufnahmen mit enzyklopädisch aufgemachten Editionen. Vor allem mit seiner "Jacket-Collection" will das Label ambitionierte Sammler ansprechen, die noch dem Flair der alten Vinyl-Langspielplatte nachtrauern. Um etwas von der Nostalgie der guten alten Schallplatte in das Digitalzeitalter hinüber zu retten, hat man bei Sony die CD-Version der Aufnahmen in kleine Kopien der Originalcover geschoben. Den Text darauf muss man allerdings mit der Lupe lesen. Als Hommage an den Cellisten David Geringas, der sich nach seinem Sieg beim Tschaikowsky-Wettbewerb 1970 eine internationale Karriere aufbaute, hat Sony jetzt auf 10 CDs dessen frühe Aufnahmen für Ariola Eurodisc wieder veröffentlich, darunter auch das Debütalbum mit "Cellomusik der Romantik" von 1976:
"03. MUSIK: Robert Schumann
Aus: Fünf Stücke im Volkston op. 102
4. Satz (Nicht zu rasch)
David Geringas (Violoncello)
Tatjana Schatz (Klavier)
LC 00316 Sony Music 88697472862"
Zu einer diskografischen Großtat holte Sony Music im November aus. Auf 70 CDs erschienen in der "Jacket Collection" sämtliche Aufnahmen, die Vladimir Horowitz zwischen 1940 und 1989 für CBS und RCA machte. Horowitz-Fans werden die meisten dieser Einspielungen kennen, sie sind zum Teil als Einzelveröffentlichungen oder in anderen Editionen auf CD erschienen. Veritable Neuheiten selbst für Horowitz-Kenner dürften dagegen zwei CDs mit Tondokumenten sein, die aus dem Privatarchiv des Pianisten stammen. Es handelt sich um Live-Aufnahmen aus der Carnegie-Hall, die zwischen 1945 und 1950 entstanden. Horowitz übergab sie wenige Jahre vor seinem Tod an die Musikbibliothek der Yale-University. Faszinierende Momentaufnahmen aus seiner pianistischen Glanzzeit, erschienen ebenfalls bei Sony:
"04. MUSIK: Milij Balakirew
Islamey - Fantaisie orientale (Ausschnitt)
Vladimir Horowitz (Klavier)
LC 00316 RCA/Sony Music 88697548122"
Haben große Schallplattenfirmen wie EMI, Sony oder Deutsche Grammophon bereits einen großen Teil ihrer diskografischen Schätze gehoben und auf CD zugänglich gemacht, schlummern in den Archiven der Deutschen Rundfunkanstalten weiterhin historische Aufnahmen in ungeahntem Umfang. Vor allem kleinere Labels wie Orfeo, Hänssler Classic oder Audite haben es sich zur Aufgabe gemacht, künstlerisch besonders wertvolle Einspielungen in Kooperation mit den Rundfunkanstalten wieder zugänglich zu machen.
Audite hat seinen Katalog mit historischen Aufnahmen aus Rundfunkarchiven auch in diesem Jahr mit vielen Highlights bereichert und etwa die Editionen mit den Dirigenten Karl Böhm, Ferenc Ficsay und Igor Markewitsch weiter ausgebaut. Für besonderes Aufsehen sorgten aber die Veröffentlichungen sämtlicher RIAS-Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler und die Aufnahmen, die der junge Friedrich Gulda zwischen 1950 und 1959 für den RIAS Berlin machte. In einem vielgestaltigem Programm begeistert Gulda dabei nicht nur mit Werken von Beethoven, Debussy, Ravel und Prokofieff, sondern auch als raffinierter Chopin-Interpret:
"05. MUSIK: Frédéric Chopin
Prélude Nr. 3 G-Dur (Vivace)
Friedrich Gulda (Klavier)
LC 04480 Audite 21.404"
Während es sich bei den frühen RIAS-Aufnahmen Friedrich Guldas um Erstveröffentlichungen handelt, sind Wilhelm Furtwänglers RIAS-Aufnahmen mit den Berliner Philharmonikern, die zwischen 1947 und 1954 entstanden, in Sammlerkreisen weitgehend bekannt, u.a. von nicht autorisierten Raubpressungen. Wie bei allen historischen Veröffentlichungen von Audite wurden für die Digitalisierung nur die Originalbänder verwendet, wobei auch problematische Tonhöhenschwankungen korrigiert wurden. Auf 12 CDs ist hier Furtwänglers Spätstil dokumentiert, wobei die Symphonik von Beethoven, Brahms und Bruckner im Zentrum steht. Aber auch als Dirigent neuerer Werke ist Furtwängler zu erleben, mit einem Repertoire, dass man mit seinem Namen nicht unmittelbar in Verbindung bringt, etwa die "Concertante Musik für Orchester" von Boris Blacher:
"06. MUSIK: Boris Blacher
Concertante Musik für Orchester op. 10 (Ausschnitt)
Berliner Philharmoniker
Leitung: Wilhelm Furtwängler
LC 04480 Audite 21.403 "
Wilhelm Furtwängler stand dem Medium Schallplatte zeit Lebens eher skeptisch gegenüber. Er war nicht wirklich davon überzeugt, seine künstlerischen Intentionen auf diesem Wege ganz vermitteln zu können. Doch Furtwängler lehnte Plattenaufnahmen nicht grundsätzlich ab. Er verachtete sie nicht wie sein Kollege Sergiu Celibidache, der mit seiner extremen Auffassung, die Schallplatte habe den Menschen ärmer gemacht, allein da stand. Doch je hartnäckiger und wortgewandter sich Celibidache der Schallplatte verweigerte, desto größer wurde das Interesse seiner Fangemeinde, doch einige Aufnahme des Maestro zu ergattern. Diverse Raubkopien machten die Runde. Erst nach Celibidaches Tod war der Bann gebrochen, plötzlich wurden zahlreiche Aufnahmen über die 1999 gegründete Celibidache-Stiftung offiziell zugänglich, viele davon stammten aus Rundfunkarchiven. Jetzt ergänzt Orfeo die Celibidache-Discographie mit weitere Raritäten: den Aufnahmen, die der Dirigent in den späten 50er-Jahren während seiner kurzen Amtszeit als Gastdirigent des Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester machte. Die fünf CDs, u.a. mit Werken von Schubert, Brahms, Ravel, Hindemith und Strawinsky, zeichnen ein markantes Portrait des jungen Celibidache, in dem noch viel jugendliches Temperament steckt:
"07. MUSIK: Igor Strawinsky
aus: Der Feuervogel
2. Prélude und Tanz des Feuervogels
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
Leitung: Sergiu Celibidache
LC 08175 Orfeo C 725 085 R "
Das Stuttgarter Label Hänssler Classic hat auch in diesem Jahr seine Zusammenarbeit mit des Südwestrundfunk fortgesetzt und eine neue historischen CD-Edition aufgelegt, die ganz der Dokumentation der "Schwetzinger Festspiele" gewidmet ist. Das Festival wurde 1952 auf Initiative des Süddeutschen Rundfunks gegründet und wird heute vom Südwestrundfunk fortgeführt. Seitdem hat man jedes Konzert aufgezeichnet und gesendet, mit über 500 Ausstrahlungen pro Jahr sind die Schwetzinger Festspiele heute eines der größten Rundfunkfestivals der Welt. Ein Klavierabend mit Claudio Arrau, ein Duorecital mit Gidon Kremer und ein Liederabend mit Fritz Wunderlich und Hubert Giesen stehen am Beginn dieser künstlerisch äußerst viel versprechenden historischen Reihe. Für Wunderlich-Verehrer ist der Konzertmitschnitt vom 19. Mai 1965 aus dem Schwetzinger Schloss ein "Muss", war es doch einer der letzten Liederabende des großen Sängers vor seinem tragisch frühen Tod ein Jahr später.
"08. MUSIK: Franz Schubert
Der Musensohn D 764
Fritz Wunderlich (Tenor)
Hubert Giesen (Klavier)
LC 10622 Hänssler Classic 93.701"
Die Neue Platte im Deutschlandfunk: Heute stellten wir Ihnen Veröffentlichungen aus dem Bereich "Historische Aufnahmen" vor. Die Sendung ging zu Ende mit einem Lied von Franz Schubert: "Der Musensohn" D 764. Fritz Wunderlich sang es 1965 bei den Schwetzinger Festspielen. Der Mitschnitt dieses denkwürdigen Konzertes ist bei Hänssler Classic erstmals auf CD erschienen. Mit diesen Empfehlungen verabschiedet sich im Studio:
Norbert Hornig.