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Zurück in die Zukunft

Wer an Hewlett Packard denkt, der denkt vor allem an Tintenstrahl- und Laserdrucker. Doch gerade auf diesem Gebiet hat der Riese an Boden verloren - ebenso litt seit der Übernahme von Compaq der Ruf als führender Serverhersteller. Jetzt soll der Kurs korrigiert und das ramponierte Image aufpoliert werden. In Zukunft sollen Forschung und Entwicklung wieder im Vordergrund stehen, betont der neue HP-Deutschlandchef Uli Holdenried.

    Bereits an seinem dritten Arbeitstag als Deutschlandchef von Hewlett-Packard trat Uli Holdenried am vergangenen Mittwoch die Flucht nach vorne an und präsentierte der Öffentlichkeit in Stuttgart seine Strategie für HP Deutschland vor. So liegen Holdenried vor allem die Technologieorientierung von HP, der gesamte Bereich der Unterhaltungselektronik für Endverbraucher und ganz besonders der Service-Sektor, aus dem der Manager selbst stammt, am Herzen. Um die doch stark unterschiedlichen Felder in seiner Strategie vereinen zu können, setzt Holdenried wesentlich auf internationale Verzahnung. Denn Technologie-Entwicklungen, so betont der Experte, seien heute nur noch auf globaler Ebene durchzuführen, und dabei spiele es keine Rolle, von welchem nationalen Zweig sie angestoßen würden. Auch verlören diese einzelnen Landesgesellschaften mehr und mehr an Bedeutung und gingen eher auf in global zu betrachtende Marktsegmente, die mit unterschiedlichen Technologien bedient werden müssten. In der Konsequenz erwartet Uli Holdenried eine Fortsetzung des Trends der Auslagerung von Rechenzentren und IT-Abteilungen von Unternehmen. Ebenso werde das so genannte Off-Shoring, also das Erbringen von Programmier- und Serviceleistungen in preisgünstigen Ländern wie Indien oder den neuen EU-Beitrittsländern, zunehmen.

    Dies alles werde aber den Standort Deutschland nicht gefährden, versichert der HP-Chef: "Man muss das von zwei Seiten sehen. Man schaut beim Outsourcing immer nach Indien und beim Offshoring immer nach Osteuropa. Aber 2500 Mitarbeiter von Hewlett-Packard hier in Deutschland sind nicht mit deutschen Aufgaben beschäftigt. Das ist mehr als ein Drittel unserer Belegschaft. Es ist wichtig, dass wir global versuchen zu optimieren." Dagegen erfordere die Globalisierung einen Wandel zu größerer Dezentralisierung von Unternehmensstrukturen. Künftig entschieden Kriterien wie Expertise und Marktnähe über den Erfolg von Hewlett-Packard und seinen Mitbewerbern. Und eben deshalb habe Deutschland als Standort weiterhin gute Wettbewerbschancen. Positiv resümiert Holdenried auch die Zusammenführung von Compaq und HP vor jetzt fast genau zwei Jahren: "Ich habe den gesamten Merger in den USA miterlebt. Relativ schnell haben mein Management-Team und ich vergessen, ob einer von Compaq oder von HP stammte, weil es irrelevant für die Erreichung der Ziele wurde, die man sich für das nächste Quartal, für das nächste Jahr gesetzt hat." Der Kampf der "Blauen" aus dem Haus HP gegen die "Roten" von Compaq, der besonders hier in Deutschland befürchtet worden war, sei ausgeblieben. Ohnehin ließen die kommenden Herausforderungen keinen Platz für interne Misshelligkeiten.

    Hewlett-Packard steht seit geraumer Zeit in der Kritik ob der enormen Kosten für Druckertinten, während die eigentlichen Geräte nahezu zum Herstellungspreis den Besitzer wechseln. Inzwischen beschäftigt sich selbst die EU-Kommission mit dem Thema und möchte den Markt für Drittanbieter öffnen. Hier beschwichtigt Uli Holdenried - er sieht die Zukunft HPs ohnehin weniger in diesem Bereich und setzt stattdessen eher auf das weite Feld der häuslichen Unterhaltungselektronik: "Das reicht vom Home Entertainment Center bis zur Vernetzung zuhause, bei der Computer und Hifi-Anlage mehr und mehr verbunden sind. Ich glaube, dass HP sehr stark in dem Entertainment-Bereich, auch in hier Deutschland, tätig sein wird." Dabei wolle man zweigleisig fahren mit All-in-one-Geräten für viele Aufgaben gleichzeitig einerseits sowie mit hochspezialisierten Qualitätsprodukten andererseits.

    [Quelle: Peter Welchering]