Donnerstag, 18. April 2024

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Zusammenbruch von Christian Eriksen
Die UEFA sollte das Reglement grundsätzlich überdenken

Bangen, Zittern, Schock - das waren die Gefühle vieler Zuschauer, als Dänemarks Christian Eriksen im Spiel gegen Finnland zusammenbrach und wiederbelebt wurde. Ein Wiederaufnahme des Spiels sollte man nicht einmal diskutieren müssen, kommentiert Matthias Friebe.

Von Matthias Friebe | 12.06.2021
Spieler der dänischen Mannschaft stehen zusammen
Mitspieler sorgen sich um Christian Eriksen. (imago)
Stabilisiert ist das Wort des Abends. Kurz nach halb 8 verlautete, Christian Eriksens Zustand hat sich stabilisiert. Die Meldung beendete 45 Minuten des Bangens, Zitterns und des Schocks, nachdem Dänemarks Star auf dem Feld zusammenbrach und dort minutenlang wiederbelebt werden musste.
Größter Respekt gebührt den Mitspielern, die die Situation erkannten, lebensrettende Maßnahmen einleiteten und als Team für einen Sichtschutz sorgten, damit Eriksen in Ruhe und geschützt vor den Augen der Weltöffentlichkeit versorgt werden konnte.

Befremdliche Bilder, befremdliche Entscheidung

Denn, das gehört zu diesem schockierenden Abend dazu, die Bildregie der UEFA hielt minutenlang drauf, zeigte die Wiederbelebungsmaßnahmen, nahm Eriksens weinende Frau ins Bild. Das ist kaum zu ertragen, noch dazu, wenn man weiß, wie restriktiv die UEFA sonst mit dem Bildmaterial ist, etwa dann, wenn Flitzer das Spielfeld stürmen oder politische Botschaften auf den Rängen gezeigt werden. Diese Bilder wird man nicht sehen.
Befremdlich wirkt auch die Entscheidung, das Spiel dann eine weitere Stunde nach der erlösenden Nachricht wieder anzupfeifen. Dies sei in Abstimmung und auf Wunsch beider Mannschaften geschehen. Aber fühlten sich wirklich alle Spieler in der Lage, wieder auf den Platz zu gehen?

Abbrechen, mit Abstand über Fortsetzung sprechen

Inzwischen ist bestätigt, dass Eriksen selbst mit der Mannschaft telefoniert hat und sich gewünscht hat, dass die Partie fortgesetzt wird. Dennoch: Der Schock sitzt ja auch bei Unbeteiligten tief, bei Fans und Beobachtern. Wie sollen da Mitspieler, zum Teil enge Freunde, Leistungssport machen können?
Kann man den Spielern in dieser Situation zumuten, eine solche Entscheidung zu treffen? Ich finde nicht. Und es sollte auch nach einem solchen Schock nicht diskutiert werden müssen. Man könnte das Reglement anpassen und allen, auch dem Schiedsrichter-Team, diese Entscheidung abnehmen. Und zwar dann, wenn die Regeln klar hergeben, dass bei einem solchen medizinischen Notfall das Spiel abgebrochen wird und dann mit etwas Abstand über eine Fortsetzung entschieden wird. Der Zusammenbruch von Eriksen sollte der Anlass sein, dass Reglement noch einmal grundsätzlich zu überdenken.