Winkler: Guten Tag.
Honecker: Herr Winkler, was kann man denn noch von unseren Hochschulen lernen?
Winkler: Dass man von uns lernen kann, beweisen ja die erhöhten Anzahlen von Studienanfängern, die wir bemerkt haben. Aber wir als international orientiertes Forschungsinstitut empfangen auch häufig Gäste, die aus fremden Ländern anreisen, um aus unseren Erfahrungen, die natürlich nicht nur aus Erfolgen, sondern auch aus Fehlern bestehen, zu lernen. Im Augenblick befindet sich eine Gruppe von hochrangigen Hochschulleitern, 18 Personen, aus Südafrika hier bei uns zu Gast, um sich in einer Woche über ein spezifisches Problem des Hochschulwesens in Deutschland zu orientieren, mit dem wir in Deutschland große Erfahrungen haben, nämlich mit Gesamthochschulen.
Honecker: Es geht doch aber auch um Merger Processes , heißt es auf der Ankündigung, einem Begriff, der durch die Daimler-Chrysler-Fusion etwas anschaulicher geworden ist, Zusammenschlüsse. In Nordrhein-Westfalen haben wir ja die Fusion der Universitäten Duisburg und Essen. Ist das ein Vorbild oder eine wichtige Vorbildfunktion für die Südafrikaner?
Winkler: Ja, wir werden auch Duisburg und Essen besuchen, und zwar am letzten Tag unserer Reise, die hier nach unserem Workshop dann morgen beginnt. Das ist ein interessanter Prozess, der natürlich auch eine lang zurückreichende Geschichte hat. Beide Hochschulen, die zusammengelegt werden, Uni Duisburg und Uni Essen, waren Gesamthochschulen, die 1972 gegründet wurden.
Honecker: Aber jetzt unabhängig davon, wie sieht es denn in Südafrika aus. Gibt es da zu viele Hochschulen oder was ist das Grundproblem?
Winkler: Das Problem besteht darin, dass jetzt neun Jahre nach Beseitigung der Apartheidspolitik natürlich alle Bereiche der Gesellschaft einer Überprüfung unterzogen werden. Und bei der Überprüfung des Hochschulwesens ist heraus gekommen, dass man durch Zusammenlegung, durch Merger-Prozesse, das Hochschulbildungssystem effizienter machen kann, den Zugang vergrößern kann und die Möglichkeiten auch für die schwarze Bevölkerung, an universitärer Bildung Teil zu nehmen, erhöhen kann.
Honecker: Soweit zu Südafrika, aber wenn man jetzt noch einmal auf Deutschland guckt, zum Beispiel die Fusion von Duisburg und Essen, die war ja gelinde gesagt problematisch. Einstweilige Verfügungen, der ursprünglich geplante Gründungsrektor machte wegen der Querelen einen Rückzieher, sogar eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht wurde eingereicht. Was ist denn daran Vorbildhaft für die Südafrikaner?
Winkler: Na ja, man kann die Aufgeregtheiten in dieser spezifischen Situation gut verstehen. Das Symptomatische oder das Strukturelle daran stellt sich im Grunde genommen aber für alle deutschen Hochschulen. Die fiskalische Krise des Staates, um es mal theoretisch auszudrücken, schlägt natürlich auch auf den Bildungsbereich durch, und bei den Hochschulen werden Reserven vermutet, die durch Konzentrations- und Zusammenlegungsprozesse versucht werden wieder auszubügeln.
Honecker: Und Sie sagen die Gesamthochschulen wären ein gutes Beispiel auch für die Südafrikaner, weshalb?
Winkler: Weil die südafrikanische Gesetzgebung die Hochschulen zur Zusammenlegung zu elf Universitäten, sechs Gesamthochschulen und fünf bis sechs Technikons im Universitätsrang gezwungen hat. Diese Gesetzgebung ist im vorigen Jahr eingetreten und wird jetzt in die operative Phase kommen. Und in der operativen Phase müssen die zusammengelegten Hochschulen, die gemergten Hochschulen, sich nun operativ überlegen, wie sie doppelte Programme in eins zusammenführen, wie sie ihre Ressourcen besser nutzen können und dergleichen mehr.
Honecker: Aber die Gesamthochschule in Deutschland ist doch eigentlich ein Auslaufmodell?
Winkler: Man kann sagen, dass der Name verschwunden ist. Die Programme, mit denen die Gesamthochschulen angefangen haben, tauchen ja in einer Form auf, die man vielleicht nur für Kassel wieder erkennen kann. Diese Bachelor- und Masterstudiengänge deuten ja darauf hin, dass also das Konsekutivmodell in der Gesamthochschule Kassel Zukunft hat.
Honecker: Professor Helmut Winkler vom Wissenschaftlichen Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung an Universität Kassel.
Honecker: Herr Winkler, was kann man denn noch von unseren Hochschulen lernen?
Winkler: Dass man von uns lernen kann, beweisen ja die erhöhten Anzahlen von Studienanfängern, die wir bemerkt haben. Aber wir als international orientiertes Forschungsinstitut empfangen auch häufig Gäste, die aus fremden Ländern anreisen, um aus unseren Erfahrungen, die natürlich nicht nur aus Erfolgen, sondern auch aus Fehlern bestehen, zu lernen. Im Augenblick befindet sich eine Gruppe von hochrangigen Hochschulleitern, 18 Personen, aus Südafrika hier bei uns zu Gast, um sich in einer Woche über ein spezifisches Problem des Hochschulwesens in Deutschland zu orientieren, mit dem wir in Deutschland große Erfahrungen haben, nämlich mit Gesamthochschulen.
Honecker: Es geht doch aber auch um Merger Processes , heißt es auf der Ankündigung, einem Begriff, der durch die Daimler-Chrysler-Fusion etwas anschaulicher geworden ist, Zusammenschlüsse. In Nordrhein-Westfalen haben wir ja die Fusion der Universitäten Duisburg und Essen. Ist das ein Vorbild oder eine wichtige Vorbildfunktion für die Südafrikaner?
Winkler: Ja, wir werden auch Duisburg und Essen besuchen, und zwar am letzten Tag unserer Reise, die hier nach unserem Workshop dann morgen beginnt. Das ist ein interessanter Prozess, der natürlich auch eine lang zurückreichende Geschichte hat. Beide Hochschulen, die zusammengelegt werden, Uni Duisburg und Uni Essen, waren Gesamthochschulen, die 1972 gegründet wurden.
Honecker: Aber jetzt unabhängig davon, wie sieht es denn in Südafrika aus. Gibt es da zu viele Hochschulen oder was ist das Grundproblem?
Winkler: Das Problem besteht darin, dass jetzt neun Jahre nach Beseitigung der Apartheidspolitik natürlich alle Bereiche der Gesellschaft einer Überprüfung unterzogen werden. Und bei der Überprüfung des Hochschulwesens ist heraus gekommen, dass man durch Zusammenlegung, durch Merger-Prozesse, das Hochschulbildungssystem effizienter machen kann, den Zugang vergrößern kann und die Möglichkeiten auch für die schwarze Bevölkerung, an universitärer Bildung Teil zu nehmen, erhöhen kann.
Honecker: Soweit zu Südafrika, aber wenn man jetzt noch einmal auf Deutschland guckt, zum Beispiel die Fusion von Duisburg und Essen, die war ja gelinde gesagt problematisch. Einstweilige Verfügungen, der ursprünglich geplante Gründungsrektor machte wegen der Querelen einen Rückzieher, sogar eine Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht wurde eingereicht. Was ist denn daran Vorbildhaft für die Südafrikaner?
Winkler: Na ja, man kann die Aufgeregtheiten in dieser spezifischen Situation gut verstehen. Das Symptomatische oder das Strukturelle daran stellt sich im Grunde genommen aber für alle deutschen Hochschulen. Die fiskalische Krise des Staates, um es mal theoretisch auszudrücken, schlägt natürlich auch auf den Bildungsbereich durch, und bei den Hochschulen werden Reserven vermutet, die durch Konzentrations- und Zusammenlegungsprozesse versucht werden wieder auszubügeln.
Honecker: Und Sie sagen die Gesamthochschulen wären ein gutes Beispiel auch für die Südafrikaner, weshalb?
Winkler: Weil die südafrikanische Gesetzgebung die Hochschulen zur Zusammenlegung zu elf Universitäten, sechs Gesamthochschulen und fünf bis sechs Technikons im Universitätsrang gezwungen hat. Diese Gesetzgebung ist im vorigen Jahr eingetreten und wird jetzt in die operative Phase kommen. Und in der operativen Phase müssen die zusammengelegten Hochschulen, die gemergten Hochschulen, sich nun operativ überlegen, wie sie doppelte Programme in eins zusammenführen, wie sie ihre Ressourcen besser nutzen können und dergleichen mehr.
Honecker: Aber die Gesamthochschule in Deutschland ist doch eigentlich ein Auslaufmodell?
Winkler: Man kann sagen, dass der Name verschwunden ist. Die Programme, mit denen die Gesamthochschulen angefangen haben, tauchen ja in einer Form auf, die man vielleicht nur für Kassel wieder erkennen kann. Diese Bachelor- und Masterstudiengänge deuten ja darauf hin, dass also das Konsekutivmodell in der Gesamthochschule Kassel Zukunft hat.
Honecker: Professor Helmut Winkler vom Wissenschaftlichen Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung an Universität Kassel.