Krauter: Am Telefon bin ich jetzt mit Axel Raab verbunden, er ist Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung in Langen. Herr Raab, Knackpunkt oder Ursache des Zusammenstoßes war ja offenbar, dass beide Maschinen relativ gleichzeitig einen Sinkflug eingeleitet haben, ein Ausweichmanöver, um den Zusammenstoß zu vermeiden. Versetzen wir uns jetzt einmal kurz in die Lage des Piloten der Frachtmaschine, die in Richtung Brüssel unterwegs war. Das war ja eine Boeing. Dieser Pilot hat offensichtlich auf ein automatisches Warnsystem an Bord seines Flugzeugs reagiert und daraufhin den Sinkflug eingeleitet. Was ist das für ein Gerät und was macht es?
Raab: Dieses Gerät nennt sich TCAS, das steht für "Traffic Collision Alert and Avoiding System", als ein Verkehrs-Alarmierungs- und Ausweichsystem, wenn man es ganz wörtlich übersetzt. Dieses System empfängt die Radardaten aller Maschinen, die sich in der Nähe des Flugzeugs befinden. Es sollte auch so sein, wenn zwei oder mehrere Maschinen mit diesem System ausgerüstet sind, wie es in diesem Fall ja gewesen ist, dann kommunizieren sie miteinander. Der Pilot erhält zunächst durch eine Computerstimme im Cockpit die Warnung: "Traffic, traffic!", also "Verkehr, Verkehr!". Dann schaut er erst einmal hinaus und sieht: Da ist einer in der Nähe, der ihm eventuell bedrohlich nahe kommen könnte. Als nächster Schritt, wenn dieser Konflikt nicht gelöst wird, erhält er eine Warnung, die noch einmal enthält "Traffic, traffic!", dann aber auch die Anweisung "Climb!", also "Steige!", oder "Descend!", "Sinke!". Er soll also entweder steigen oder sinken, je nach Situation. Außerdem bekommt er auch noch auf einer Anzeige gesagt, mit welcher Sink- oder Steigrate, also mit welcher Geschwindigkeit er steigen oder sinken soll. Er erhält auf dem so genannten Variometer - einem Gerät, das die Sink- oder Steiggeschwindigkeit misst - eine Anzeige, mit welcher Geschwindigkeit er sinken oder steigen soll.
Krauter: Der Pilot hat aber, wenn ich das richtig verstehe, keine Informationen darüber, von wo sich das Flugzeug nähert, mit dem er zusammenstoßen könnte. Er ist also wirklich darauf angewiesen, genau das zu tun, was ihm die Computerstimme sagt, richtig?
Raab: Er hat auf einem kleinen Monitor auch noch die Anzeige, wo sich das Flugzeug befindet, ob es von rechts nach links kreuzt, ob es sich in gleicher Richtung von unten nähert oder von links nach rechts. Diese Anzeige hat er auch noch.
Krauter: Nun hat ja aber die russische Maschine auch so ein Gerät an Bord. Gestern hieß es, die sei nicht kompatibel gewesen, heute sagt man, sie seien doch kompatibel. Wo war das Problem?
Raab: Es ist so: Der europäische Verkehrsministerrat hat sich geeinigt, dass alle Maschinen, die in den europäischen Luftraum einfliegen, und zwar ab einer bestimmten Höhe im oberen Luftraum, diese Maschinen müssen mit einem System, dem TCAS Version 7.0, ausgerüstet sein, und diese Systeme müssten miteinander kommunizieren. Das heißt, wenn das eine Flugzeug steigt, müsste das andere sinken. In diesem konkreten Fall ist es so: Beide sind gesunken, und das ist natürlich das Merkwürdige, Rätselhafte im Moment. Es könnte so sein: Der Fluglotse hat ja noch in fast letzter Sekunde die Tupolew aufgefordert zu sinken. Es könnte sein, dass der Pilot zwar die TCAS-Warnung bekommen hat, aber trotzdem auf die Anweisung des Fluglotsen reagiert hat, der ihn zum Sinkflug aufgefordert hat.
Krauter: Wie ist denn die Befehlshierarchie? Wenn ein Pilot zwei widerstreitende Befehle bekommt - einmal von Fluglotsen aus der Schweiz, einmal von einer Bordautomatik - was ist er angehalten zu tun?
Raab: Meines Wissens gibt es da noch keine internationale Vorschrift, die besagt, er hat auf dieses oder auf das andere mit Priorität zu hören. Aber ich weiß, dass zum Beispiel Airlines wie die Deutsche Lufthansa die eindeutige Vorgabe haben, dass der Pilot immer auf die TCAS-Warnung reagieren muss, egal was der Lotse am Boden sagt.
Krauter: Es wäre also denkbar, dass das TCAS-System der russischen Maschine gesagt hätte, "Steige!", und der Pilot aber gedacht hat, der Lotse sagt mir, ich soll sinken, und deshalb den Sinkflug eingeleitet hat. Wäre das denkbar?
Raab: Theoretisch ist das möglich. Das wissen wir nicht, aber ich denke, die Aufzeichnung der Flugschreiber wird uns Auskunft darüber geben, wie es tatsächlich gewesen ist. Es kann natürlich auch ein technischer Defekt vorlegen haben.
Krauter: Vielen Dank für diese Informationen.
Raab: Dieses Gerät nennt sich TCAS, das steht für "Traffic Collision Alert and Avoiding System", als ein Verkehrs-Alarmierungs- und Ausweichsystem, wenn man es ganz wörtlich übersetzt. Dieses System empfängt die Radardaten aller Maschinen, die sich in der Nähe des Flugzeugs befinden. Es sollte auch so sein, wenn zwei oder mehrere Maschinen mit diesem System ausgerüstet sind, wie es in diesem Fall ja gewesen ist, dann kommunizieren sie miteinander. Der Pilot erhält zunächst durch eine Computerstimme im Cockpit die Warnung: "Traffic, traffic!", also "Verkehr, Verkehr!". Dann schaut er erst einmal hinaus und sieht: Da ist einer in der Nähe, der ihm eventuell bedrohlich nahe kommen könnte. Als nächster Schritt, wenn dieser Konflikt nicht gelöst wird, erhält er eine Warnung, die noch einmal enthält "Traffic, traffic!", dann aber auch die Anweisung "Climb!", also "Steige!", oder "Descend!", "Sinke!". Er soll also entweder steigen oder sinken, je nach Situation. Außerdem bekommt er auch noch auf einer Anzeige gesagt, mit welcher Sink- oder Steigrate, also mit welcher Geschwindigkeit er steigen oder sinken soll. Er erhält auf dem so genannten Variometer - einem Gerät, das die Sink- oder Steiggeschwindigkeit misst - eine Anzeige, mit welcher Geschwindigkeit er sinken oder steigen soll.
Krauter: Der Pilot hat aber, wenn ich das richtig verstehe, keine Informationen darüber, von wo sich das Flugzeug nähert, mit dem er zusammenstoßen könnte. Er ist also wirklich darauf angewiesen, genau das zu tun, was ihm die Computerstimme sagt, richtig?
Raab: Er hat auf einem kleinen Monitor auch noch die Anzeige, wo sich das Flugzeug befindet, ob es von rechts nach links kreuzt, ob es sich in gleicher Richtung von unten nähert oder von links nach rechts. Diese Anzeige hat er auch noch.
Krauter: Nun hat ja aber die russische Maschine auch so ein Gerät an Bord. Gestern hieß es, die sei nicht kompatibel gewesen, heute sagt man, sie seien doch kompatibel. Wo war das Problem?
Raab: Es ist so: Der europäische Verkehrsministerrat hat sich geeinigt, dass alle Maschinen, die in den europäischen Luftraum einfliegen, und zwar ab einer bestimmten Höhe im oberen Luftraum, diese Maschinen müssen mit einem System, dem TCAS Version 7.0, ausgerüstet sein, und diese Systeme müssten miteinander kommunizieren. Das heißt, wenn das eine Flugzeug steigt, müsste das andere sinken. In diesem konkreten Fall ist es so: Beide sind gesunken, und das ist natürlich das Merkwürdige, Rätselhafte im Moment. Es könnte so sein: Der Fluglotse hat ja noch in fast letzter Sekunde die Tupolew aufgefordert zu sinken. Es könnte sein, dass der Pilot zwar die TCAS-Warnung bekommen hat, aber trotzdem auf die Anweisung des Fluglotsen reagiert hat, der ihn zum Sinkflug aufgefordert hat.
Krauter: Wie ist denn die Befehlshierarchie? Wenn ein Pilot zwei widerstreitende Befehle bekommt - einmal von Fluglotsen aus der Schweiz, einmal von einer Bordautomatik - was ist er angehalten zu tun?
Raab: Meines Wissens gibt es da noch keine internationale Vorschrift, die besagt, er hat auf dieses oder auf das andere mit Priorität zu hören. Aber ich weiß, dass zum Beispiel Airlines wie die Deutsche Lufthansa die eindeutige Vorgabe haben, dass der Pilot immer auf die TCAS-Warnung reagieren muss, egal was der Lotse am Boden sagt.
Krauter: Es wäre also denkbar, dass das TCAS-System der russischen Maschine gesagt hätte, "Steige!", und der Pilot aber gedacht hat, der Lotse sagt mir, ich soll sinken, und deshalb den Sinkflug eingeleitet hat. Wäre das denkbar?
Raab: Theoretisch ist das möglich. Das wissen wir nicht, aber ich denke, die Aufzeichnung der Flugschreiber wird uns Auskunft darüber geben, wie es tatsächlich gewesen ist. Es kann natürlich auch ein technischer Defekt vorlegen haben.
Krauter: Vielen Dank für diese Informationen.