Frühstückspause in der Verpackungsabteilung der Bonner Werkstätten. Auch die Beschäftigten der Elektroschrott-Abteilung gehen Richtung Pausenraum. In den Einrichtungen der Lebenshilfe arbeiten 1060 behinderte Menschen. Betreut werden sie dabei von 300 Mitarbeitern. Und ursprünglich 24 Zivildienstleistenden.
Jetzt sind aber nur noch 15 Zivistellen besetzt, da sich nicht mehr genügend Bewerber gemeldet haben. Einer der letzten Zivis ist Manuel Ulhaas. Der 23-Jährige betreut seit November Behinderte. Im Fahrdienst und im Gartenbaubetrieb der Werkstätten.
"Ich werde sehr intensiv in die Betreuung mit eingebunden. Und was sehr gut ist: Man macht hier keine unnützen Arbeiten, sondern der soziale Aspekt, der steht ganz weit oben."
Manuel Uhlhaas denkt deshalb daran, seine sechsmonatige Dienstzeit zu verlängern.
"Es ist die Möglichkeit, bis zu sechs Monaten. Und ich könnte mir das auch gut vorstellen. Mal sehen, was die Zukunft mit sich bringt. Aber momentan gefällt es mir sehr gut, und ich tue was sehr Sinnvolles."
Den Antrag dazu darf er ab diesem Monat stellen. Das Problem für das Bundesamt für den Zivildienst in Köln: So wie Manuel Ulhaas will mehr als die Hälfte der aktuellen Zivis ihren Dienst freiwillig verlängern. Das ist seit der Dienstzeitverkürzung von neun auf sechs Monaten im vergangenen Herbst möglich.
Allerdings hatte das Bundesamt darauf gesetzt, dass nur maximal jeder Dritte verlängern möchte. Und auch so kalkuliert. Im Bundeshaushalt 2011 sind insgesamt 474 Millionen Euro für den Zivildienst vorgesehen. Zu wenig für den momentanen Andrang. Deshalb wird nun - ganz am Ende der genau 50 Jahre dauernden Zivildienst-Ära der Bundesrepublik, in Köln jeder Antrag einzeln geprüft. Jens Kreuter ist der Bundesbeauftragte für den Zivildienst. Der studierte Theologe hat sein Büro im Bonner Dienstsitz des Bundesfamilienministeriums. Er bestätigt, dass sein Amt derzeit über die Hälfte der Anträge auf freiwillige Verlängerung ablehnt. Je nach dem, für wie sinnvoll das Bundesamt die Tätigkeit der Zivis hält:
"Wir wollen lieber jemandem ermöglichen, etwa in einer Behindertenwerkstatt oder im Altenheim am Menschen zu sein, als dass wir kein Geld mehr haben, weil wir ganz vielen handwerklichen oder hausmeisterlich Tätigen oder auf Bauhöfen tätigen Zivildienstleistenden die Verlängerung ermöglicht haben."
Alle Zivildienstplätze teilt Jens Kreuter in ein Dutzend Tätigkeitsgruppen ein. Verlängert werden die Plätze in der Pflegehilfe, bei Betreuungsdiensten und in der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung von Erwachsenen und Kindern. Nicht verlängert werden aktuell neun der zwölf Tätigkeitsgruppen: Alle Zivis, die an Krankenhäusern arbeiteten, dürfen nicht freiwillig verlängern. Denn hier nimmt das Bundesamt an, dass wegen der Größe der Krankenhausbetriebe die Pflege anonym abläuft – und daher keine unmittelbare Beziehung zu den Menschen besteht. Daneben trifft es auch Spitzensportler, 44 an der Zahl, die verweigert und während ihres Dienstes trainiert haben. Und die bundesweit 1818 Zivis im Umweltschutz. Jens Kreuter will augenblicklich auch keine Wehr-Ersatzdienst-Gärtner mit mehr Geld fördern, als unbedingt nötig.
"Wir haben 1100 Zivildienstleistende, die gärtnerisch oder landwirtschaftlich tätig sind. Das ist prima, sollen sie machen, sollen auch künftig Freiwillige machen. Aber wenn ich mich entscheiden muss, halte ich lieber einen Zivildienstleistenden im Behindertenwohnheim länger, als jemand, der die Außenanlagen pflegt. Oder es gibt 823 zurzeit im Kraftfahrdienst. Es gibt 325, die kaufmännische oder Verwaltungstätigkeiten ausüben. Aber lieber jemand, der im Altenheim in der Pflege, als Dienst am Menschen tätig ist, als das Archiv des Altenheims sortiert. Lieber doch den, der im Dienst am Menschen ist."
Schlechte Karten haben auch Exoten-Stellen in Wäschereien oder im Hockeyklub. Warum aber wurden solche Zivildienststellen überhaupt geschaffen, wenn sie heute nicht als sinnvoll erachtet werden?
Erschreckt die Buntheit unter den amtlich genehmigten Ziviplätzen den Bundesbeauftragten? Nein, sagt Jens Kreuter, alles hatte seine Logik. Auch bei den 38.000 Stellen, bei denen aufgrund der Tätigkeitsbeschreibung keine freiwillige Verlängerung erlaubt wird:
"Es hat in der Zeit, in der so viele Menschen verweigert haben, in den letzten Jahren über 90.000 Zivildienstleistende, natürlich auch anerkannte Kriegsdienstverweigerer gegeben, die sich nicht vorstellen konnten, unmittelbar pflegerisch tätig zu sein. Ich steh’ da ganz offen zu, ich konnte das damals auch nicht. Es gibt Menschen, die möchten das nicht. Und auch für diese Zivildienstpflichtigen musste es natürlich Angebote geben. Ich finde das ganz richtig und auch im Rückblick nahezu zwingend."
Deshalb wird es auch wieder staatlich geförderte Hausmeisterjobs geben, wenn erst einmal der geplante Bundesfreiwilligendienst den Zivildienst abgelöst hat. Bis es soweit ist, müssen sich die Einrichtungen auf andere Weise helfen. Denn in der Endphase des Zivildienstes stehen sie noch vor einem weiteren Problem: Das Bundesamt schrieb und schreibt derzeit auch all die rund 4000 Zivis an, deren Dienst eigentlich noch bevorsteht. Sie werden darauf hingewiesen, dass sie ihn nicht mehr antreten müssen, es sei denn, sie wollen es so. Jens Kreuter:
"Wir richten uns nach dem, was das Bundesverteidigungsministerium macht. Weil Zivildienstleistende nicht schlechter behandelt werden sollen und dürfen. Und das Verteidigungsministerium hat gesagt: Nach dem 3. Januar wird keiner mehr gegen seinen Willen zum Wehrdienst herangezogen. Und deswegen wird auch ab jetzt keiner mehr gegen seinen Willen zum Zivildienst herangezogen. Und alle die neu kommen, sind Freiwillige. Und richtig los geht es dann im Herbst mit dem Bundesfreiwilligendienst."
Jetzt sind aber nur noch 15 Zivistellen besetzt, da sich nicht mehr genügend Bewerber gemeldet haben. Einer der letzten Zivis ist Manuel Ulhaas. Der 23-Jährige betreut seit November Behinderte. Im Fahrdienst und im Gartenbaubetrieb der Werkstätten.
"Ich werde sehr intensiv in die Betreuung mit eingebunden. Und was sehr gut ist: Man macht hier keine unnützen Arbeiten, sondern der soziale Aspekt, der steht ganz weit oben."
Manuel Uhlhaas denkt deshalb daran, seine sechsmonatige Dienstzeit zu verlängern.
"Es ist die Möglichkeit, bis zu sechs Monaten. Und ich könnte mir das auch gut vorstellen. Mal sehen, was die Zukunft mit sich bringt. Aber momentan gefällt es mir sehr gut, und ich tue was sehr Sinnvolles."
Den Antrag dazu darf er ab diesem Monat stellen. Das Problem für das Bundesamt für den Zivildienst in Köln: So wie Manuel Ulhaas will mehr als die Hälfte der aktuellen Zivis ihren Dienst freiwillig verlängern. Das ist seit der Dienstzeitverkürzung von neun auf sechs Monaten im vergangenen Herbst möglich.
Allerdings hatte das Bundesamt darauf gesetzt, dass nur maximal jeder Dritte verlängern möchte. Und auch so kalkuliert. Im Bundeshaushalt 2011 sind insgesamt 474 Millionen Euro für den Zivildienst vorgesehen. Zu wenig für den momentanen Andrang. Deshalb wird nun - ganz am Ende der genau 50 Jahre dauernden Zivildienst-Ära der Bundesrepublik, in Köln jeder Antrag einzeln geprüft. Jens Kreuter ist der Bundesbeauftragte für den Zivildienst. Der studierte Theologe hat sein Büro im Bonner Dienstsitz des Bundesfamilienministeriums. Er bestätigt, dass sein Amt derzeit über die Hälfte der Anträge auf freiwillige Verlängerung ablehnt. Je nach dem, für wie sinnvoll das Bundesamt die Tätigkeit der Zivis hält:
"Wir wollen lieber jemandem ermöglichen, etwa in einer Behindertenwerkstatt oder im Altenheim am Menschen zu sein, als dass wir kein Geld mehr haben, weil wir ganz vielen handwerklichen oder hausmeisterlich Tätigen oder auf Bauhöfen tätigen Zivildienstleistenden die Verlängerung ermöglicht haben."
Alle Zivildienstplätze teilt Jens Kreuter in ein Dutzend Tätigkeitsgruppen ein. Verlängert werden die Plätze in der Pflegehilfe, bei Betreuungsdiensten und in der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung von Erwachsenen und Kindern. Nicht verlängert werden aktuell neun der zwölf Tätigkeitsgruppen: Alle Zivis, die an Krankenhäusern arbeiteten, dürfen nicht freiwillig verlängern. Denn hier nimmt das Bundesamt an, dass wegen der Größe der Krankenhausbetriebe die Pflege anonym abläuft – und daher keine unmittelbare Beziehung zu den Menschen besteht. Daneben trifft es auch Spitzensportler, 44 an der Zahl, die verweigert und während ihres Dienstes trainiert haben. Und die bundesweit 1818 Zivis im Umweltschutz. Jens Kreuter will augenblicklich auch keine Wehr-Ersatzdienst-Gärtner mit mehr Geld fördern, als unbedingt nötig.
"Wir haben 1100 Zivildienstleistende, die gärtnerisch oder landwirtschaftlich tätig sind. Das ist prima, sollen sie machen, sollen auch künftig Freiwillige machen. Aber wenn ich mich entscheiden muss, halte ich lieber einen Zivildienstleistenden im Behindertenwohnheim länger, als jemand, der die Außenanlagen pflegt. Oder es gibt 823 zurzeit im Kraftfahrdienst. Es gibt 325, die kaufmännische oder Verwaltungstätigkeiten ausüben. Aber lieber jemand, der im Altenheim in der Pflege, als Dienst am Menschen tätig ist, als das Archiv des Altenheims sortiert. Lieber doch den, der im Dienst am Menschen ist."
Schlechte Karten haben auch Exoten-Stellen in Wäschereien oder im Hockeyklub. Warum aber wurden solche Zivildienststellen überhaupt geschaffen, wenn sie heute nicht als sinnvoll erachtet werden?
Erschreckt die Buntheit unter den amtlich genehmigten Ziviplätzen den Bundesbeauftragten? Nein, sagt Jens Kreuter, alles hatte seine Logik. Auch bei den 38.000 Stellen, bei denen aufgrund der Tätigkeitsbeschreibung keine freiwillige Verlängerung erlaubt wird:
"Es hat in der Zeit, in der so viele Menschen verweigert haben, in den letzten Jahren über 90.000 Zivildienstleistende, natürlich auch anerkannte Kriegsdienstverweigerer gegeben, die sich nicht vorstellen konnten, unmittelbar pflegerisch tätig zu sein. Ich steh’ da ganz offen zu, ich konnte das damals auch nicht. Es gibt Menschen, die möchten das nicht. Und auch für diese Zivildienstpflichtigen musste es natürlich Angebote geben. Ich finde das ganz richtig und auch im Rückblick nahezu zwingend."
Deshalb wird es auch wieder staatlich geförderte Hausmeisterjobs geben, wenn erst einmal der geplante Bundesfreiwilligendienst den Zivildienst abgelöst hat. Bis es soweit ist, müssen sich die Einrichtungen auf andere Weise helfen. Denn in der Endphase des Zivildienstes stehen sie noch vor einem weiteren Problem: Das Bundesamt schrieb und schreibt derzeit auch all die rund 4000 Zivis an, deren Dienst eigentlich noch bevorsteht. Sie werden darauf hingewiesen, dass sie ihn nicht mehr antreten müssen, es sei denn, sie wollen es so. Jens Kreuter:
"Wir richten uns nach dem, was das Bundesverteidigungsministerium macht. Weil Zivildienstleistende nicht schlechter behandelt werden sollen und dürfen. Und das Verteidigungsministerium hat gesagt: Nach dem 3. Januar wird keiner mehr gegen seinen Willen zum Wehrdienst herangezogen. Und deswegen wird auch ab jetzt keiner mehr gegen seinen Willen zum Zivildienst herangezogen. Und alle die neu kommen, sind Freiwillige. Und richtig los geht es dann im Herbst mit dem Bundesfreiwilligendienst."