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ZVS ade!

Als erstes Bundesland will Baden-Württemberg aus dem Staatsvertrag zur zentralen Verteilung der Studienplätze aussteigen. Seit gestern Nachmittag ist dies beschlossene Sache. Das Ziel des neuen baden-württembergischen Wissenschaftsministers Peter Frankenberg: Die Unis sollen ihre Studierenden selbst auswählen können und nicht länger von der ZVS Studenten zugewiesen bekommen. "Alle Erfahrungen, die gemacht worden sind mit Selbstauswahl, zeigen, dass die Abbrecherquote im Studium viel geringer ist, dass die Studienzeiten sehr viel kürzer sind, dass die wechselseitige Motivation wesentlich zunimmt."

    Ein wichtiges Kriterium für die Zuteilung eines Studienplatzes ist die Abiturnote und hier kritisiert Frankenberg, dass diese beispielweise in Nordrhein-Westfalen anders zustande kommt als in Baden-Württemberg. Nicht mehr zeitgemäß nennt der Wirtschaftminister auch das zweite Kriterium der ZVS, die Wartezeit. Die Studierenden sollen sich direkt bei den Universitäten vorstellen. Dort soll der Bewerber eine Prüfung ablegen. Frankenberg stellt sich als Prüfungsaufgaben erst mal einen Aufsatz vor, der die grundlegende Motivation des Bewerbers für das gewählte Fach darstellen soll. Frankenberg fordert auch von den Professoren ein Umdenken: "Wir werden auch unsere Mittelvergabe an die Hochschulen verstärkt an Leistungskriterien binden. Das heißt, wer hohe Abbrecherquoten und geringe Examensquoten hat, der bekommt auch weniger Geld." Zunächst soll ein Gutachten im Auftrag des Landes das ZVS-System durchleuchten.

    Im Bundesrat setzt sich Baden-Württemberg gemeinsam mit vier anderen Bundesländern für die Selbstauswahl der Universitäten ein. Wenn dies nichts bewirkt, wird Baden-Württemberg den Staatsvertrag kündigen, die 2005 in Kraft treten würde. Pressesprecher Bernhard Scheer von der ZVS: "Die Kündigung bedeutet nicht automatisch, dass es die ZVS nicht mehr gibt, denn wenn sich die Länder nicht einigen, dann ist das Bundesbildungsministerium verpflichtet selber eine Vergabeordnung zu erlassen. Niemand hat bisher eine praktikable Alternative präsentieren können. Die Abschaffung der ZVS bedeutet nicht weniger Bürokratie sondern mehr."