Mira ist elf, geht in Radebeul bei Dresden in die 5. Klasse des Lößnitzgymnasiums und hat ab dem kommenden Schuljahr Französisch als zweite Fremdsprache gewählt. Doch lange Zeit war unklar, ob sie das Fach auch bekommt. Weil an ihrer Schule vier Schüler für eine Russisch-Klasse fehlten, wurden diese vier Plätze unter den Französisch-Interessenten verlost - gegen den erklärten Willen der Eltern und Schüler. In den Familien sorgte das für ziemlich viel Unruhe.
"Na ja, die Eltern waren immer auf irgendwelchen Elternabenden. Wir haben in der Schule irgendwie überlegt, wer denn gelost werden könnte und so. Alle waren so…halt, ja eben: halt angespannt und so. Also, als dann der Abend war, wo das gelost wurde, haben wir halt gewartet, ob die uns irgendwas sagen, aber... na ja, und dann haben manche halt gesagt: Nur wenn man angerufen wird von dem, das man nur dann, und wenn man nicht angerufen wird, macht man die Sprache oder so."
Mira hatte Glück. Sie gehörte nicht zu den vier Schülern ihrer Klasse, die nach den Sommerferien zwangsweise Russisch lernen müssen. Doch das Vorgehen des Radebeuler Gymnasiums ist kein Einzelfall: An mindestens 25 sächsischen Gymnasien gibt es aktuell die Situation, dass Schüler gegen ihren Willen einem bestimmten Sprachkurs ab Klasse sechs zugeteilt werden. Andrea Valendiek, Sprecherin des sächsischen Kultusministeriums:
"So hart es auch klingen mag: Es gibt keinen Rechtsanspruch bei der zweiten Fremdsprache, dass dem Wunsch entsprochen wird der Eltern und der Schüler. Es klingt wirklich hart, aber es gibt keinen Rechtsanspruch und es ist ein Wunsch, der geäußert wird. Und das Losverfahren, das dort eingesetzt wurde, ist immer das allerletzte Mittel, um tatsächlich dann noch eine gewisse Chancengleichheit gewährleisten zu können.
Das Ministerium lege großen Wert auf die Vielfalt der Sprachangebote in den Schulen, sagt Andrea Valendiek. Und leider passe eben die Zahl bestimmter Fremdsprachenlehrer einerseits und die Wahl der Schüler andererseits nicht immer ganz genau zusammen. Im Klartext: In Sachsen gibt es zu viele Russisch- und zu wenig Französischlehrer. Für die betroffenen Eltern ist das kein Trost. Thomas Duckert hat seine Kinder an einem Gymnasium in Dresden. Seine beiden Söhne sind zwar nicht direkt von den Sprachwahlproblemen betroffen. Doch als Elternvertreter bekommt Thomas Duckert viele Sorgen erzählt.
"Ich kann aus den Gesprächen berichten, dass es eben Familien gibt, die das Problem haben, dass sie Sachsen eben aus beruflichen Gründen wieder verlassen müssen und dann eben Schwierigkeiten haben, in einem westlichen Bundesland zum Beispiel, ihre Kinder wieder auf ein Gymnasium zu schicken, weil es dort eben keine Gymnasien gibt, die als zweite Fremdsprache Russisch anbieten."
Weder solche Härtefälle, bei denen ganzen Schulkarrieren auf der Kippe stehen, noch spezifische DDR-Erfahrungen mit der ungeliebten Fremdsprache Russisch finden jedoch bei den zuständigen Behörden Gehör. Ministeriumssprecherin Andrea Valendiek:
"Ich verstehe das sehr gut. Weil, viele Eltern haben natürlich eine Biografie, wo verschiedene Emotionen dann hochkommen. Und trotzdem ist es so, dass Russisch auch zu dem jetzigen Sprachgebrauch dazugehört und es ist wirklich schwierig, dann alles in Einklang zu bringen. Wir müssen Russisch mit anbieten und wollen das auch - und einfach auch die Vielfalt der Sprachen! Es geht ja nicht nur um Russisch, es geht ja auch um Latein, um Spanisch, um Tschechisch, um Polnisch und alle anderen Sprachen, die wir mit anbieten."
Zum kommenden Schuljahr gebe es mindestens 19 neue Französisch-Lehrer für die sächsischen Gymnasien, sagt Andrea Valendiek. Eine erste Reaktion zwar, aber für die jetzt betroffenen Familien wird sich am Russisch-Unterricht wider Willen dadurch trotzdem nichts ändern. Ihre Kinder müssen mindestens vier Jahre lang die ungewollte Fremdsprache lernen, wenn sie das Abitur machen wollen. So wie die vier Kinder aus Miras Klasse in Radebeul.
"Ja, also zwei sind ja auch meine Freundinnen, und die waren erstmal ziemlich fertig. Also, eine, die hat auch da mit den Lehrern geredet, aber ich weiß jetzt nicht, was das ergeben hat."
"Na ja, die Eltern waren immer auf irgendwelchen Elternabenden. Wir haben in der Schule irgendwie überlegt, wer denn gelost werden könnte und so. Alle waren so…halt, ja eben: halt angespannt und so. Also, als dann der Abend war, wo das gelost wurde, haben wir halt gewartet, ob die uns irgendwas sagen, aber... na ja, und dann haben manche halt gesagt: Nur wenn man angerufen wird von dem, das man nur dann, und wenn man nicht angerufen wird, macht man die Sprache oder so."
Mira hatte Glück. Sie gehörte nicht zu den vier Schülern ihrer Klasse, die nach den Sommerferien zwangsweise Russisch lernen müssen. Doch das Vorgehen des Radebeuler Gymnasiums ist kein Einzelfall: An mindestens 25 sächsischen Gymnasien gibt es aktuell die Situation, dass Schüler gegen ihren Willen einem bestimmten Sprachkurs ab Klasse sechs zugeteilt werden. Andrea Valendiek, Sprecherin des sächsischen Kultusministeriums:
"So hart es auch klingen mag: Es gibt keinen Rechtsanspruch bei der zweiten Fremdsprache, dass dem Wunsch entsprochen wird der Eltern und der Schüler. Es klingt wirklich hart, aber es gibt keinen Rechtsanspruch und es ist ein Wunsch, der geäußert wird. Und das Losverfahren, das dort eingesetzt wurde, ist immer das allerletzte Mittel, um tatsächlich dann noch eine gewisse Chancengleichheit gewährleisten zu können.
Das Ministerium lege großen Wert auf die Vielfalt der Sprachangebote in den Schulen, sagt Andrea Valendiek. Und leider passe eben die Zahl bestimmter Fremdsprachenlehrer einerseits und die Wahl der Schüler andererseits nicht immer ganz genau zusammen. Im Klartext: In Sachsen gibt es zu viele Russisch- und zu wenig Französischlehrer. Für die betroffenen Eltern ist das kein Trost. Thomas Duckert hat seine Kinder an einem Gymnasium in Dresden. Seine beiden Söhne sind zwar nicht direkt von den Sprachwahlproblemen betroffen. Doch als Elternvertreter bekommt Thomas Duckert viele Sorgen erzählt.
"Ich kann aus den Gesprächen berichten, dass es eben Familien gibt, die das Problem haben, dass sie Sachsen eben aus beruflichen Gründen wieder verlassen müssen und dann eben Schwierigkeiten haben, in einem westlichen Bundesland zum Beispiel, ihre Kinder wieder auf ein Gymnasium zu schicken, weil es dort eben keine Gymnasien gibt, die als zweite Fremdsprache Russisch anbieten."
Weder solche Härtefälle, bei denen ganzen Schulkarrieren auf der Kippe stehen, noch spezifische DDR-Erfahrungen mit der ungeliebten Fremdsprache Russisch finden jedoch bei den zuständigen Behörden Gehör. Ministeriumssprecherin Andrea Valendiek:
"Ich verstehe das sehr gut. Weil, viele Eltern haben natürlich eine Biografie, wo verschiedene Emotionen dann hochkommen. Und trotzdem ist es so, dass Russisch auch zu dem jetzigen Sprachgebrauch dazugehört und es ist wirklich schwierig, dann alles in Einklang zu bringen. Wir müssen Russisch mit anbieten und wollen das auch - und einfach auch die Vielfalt der Sprachen! Es geht ja nicht nur um Russisch, es geht ja auch um Latein, um Spanisch, um Tschechisch, um Polnisch und alle anderen Sprachen, die wir mit anbieten."
Zum kommenden Schuljahr gebe es mindestens 19 neue Französisch-Lehrer für die sächsischen Gymnasien, sagt Andrea Valendiek. Eine erste Reaktion zwar, aber für die jetzt betroffenen Familien wird sich am Russisch-Unterricht wider Willen dadurch trotzdem nichts ändern. Ihre Kinder müssen mindestens vier Jahre lang die ungewollte Fremdsprache lernen, wenn sie das Abitur machen wollen. So wie die vier Kinder aus Miras Klasse in Radebeul.
"Ja, also zwei sind ja auch meine Freundinnen, und die waren erstmal ziemlich fertig. Also, eine, die hat auch da mit den Lehrern geredet, aber ich weiß jetzt nicht, was das ergeben hat."