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Zwei in einem

Studieren mit hohem Praxisbezug - Das ist die Idee hinter dem "dualen Studium". Immer mehr wollen in Deutschland so studieren. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn steigt die Anzahl der Studierenden in dem Bereich stetig.

Von Conny Raupold | 16.03.2010
    "In der letzten Woche bin ich im Risikomanagement gewesen, in dem ich mich aktiv damit beschäftigt habe, wie so eine Bank überhaupt aufgebaut ist und wie denn verschiedene Prozesse innerhalb des Unternehmens gesteuert werden. Und ich konnte da aktiv mitarbeiten, zum Beispiel bei Berechnungen von Risiken und Abläufen, wie sie gestaltet werden auch in der IT oder ähnlichem."

    Daniel Riebe aus Düsseldorf ist – ja was denn?? Azubi, Student? Irgendwie beides, sagt er. Er macht ein duales Studium im Bereich BWL, Bankwesen. Im Moment hat er eine Praxisphase und ist im Betrieb, bei der GEFA in Wuppertal – einem großen Finanzdienstleister.

    Duales Studium, das bedeutet: Studieren an einer Hochschule (bei Daniel ist es die FH in Karlsruhe) und zusätzlich Praxisphasen im Unternehmen. Die zeitliche Aufteilung regeln Azubi und Ausbildungsbetrieb vertraglich. Daniel macht im Wechsel drei Monate Theorie, drei Monate Praxis. Diese Praxiserfahrung ist für ihn der größte Vorteil am dualen Studium

    "So kann man schon Dinge lernen wie Unternehmenskommunikation. Überhaupt: Wie funktioniert ein Unternehmen, kann man darin arbeiten, wie muss man mit seinen Kollegen umgehen und Ähnliches. Das sind alles Erfahrungen, die müssen nach dem normalen Studium noch alle angeeignet werden, was nicht immer einfach ist."

    Dazu kommt, dass Daniel ein Ausbildungsgehalt bekommt, über 1000 Euro brutto im Monat. Die Praxiserfahrung und das Geld sind die Gründe, weshalb immer mehr sich für ein duales Studium entscheiden, meint Andrea Sterz vom Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn – Tendenz steigend

    "Also wir rechnen jetzt für dieses Jahr, für den vergangenen Berichtszeitraum 2009 / 2010 mit weiteren Zuwächsen, das heißt, wir haben weitere duale Studiengänge recherchiert und auch in die Datenbank aufgenommen."


    Zu diesen Studiengängen, die erfasst werden, gehören ausbildungsintegrierende und praxisintegrierende. Bei dem einen hat der Azubi zum Schluss einen Studien- und einen Ausbildungsabschluss - absolviert auch die entsprechenden Prüfungen - , bei der praxisintegrierenden Variante hat er "nur" den Studienabschluss.

    So wie Daniel Riebe. Er ist nach drei Jahren Bachelor of Arts im Bereich BWL / Bankwesen. Aber das mit viel Praxiserfahrung. Die Doppelbelastung nimmt er dafür in Kauf. Nur für Freizeit ist nicht viel Zeit, sagt er.

    "Man greift natürlich oft auf Internet und andere Medien zurück, um halt mit seinen Freunden in Kontakt zu bleiben. Es ist auf jeden Fall sehr schwierig, neben dem dualen Studium noch ein Privatleben zu führen. Aber durch diese Drei-Monats-Taktik, die die Hochschule fährt, hat man doch oft Zeit, in der jeweiligen Stadt zumindest dann auch was zu tun. Dass dann der ein oder andere Freund zum Beispiel in Düsseldorf auf der Strecke bleibt, das ist dann leider Teil der Geschichte."

    Ein Teil, über den der 22-Jährige hinweg sehen kann, wenn er an seine Zukunft denkt. Dadurch, dass er regelmäßig in der Firma war, hat er gute Chancen, dort auch nach dem Studium beschäftigt zu werden. Denn, so sagt Gerrit Kirstein von der GEFA, Studierende, die ein duales Studium absolvieren, sind in der Firma ja schon bekannt

    "Sie waren ja drei Jahre bei uns und haben verschiedene Abteilungen durchlaufen und wir wissen sie einzuschätzen, ihre Fähigkeiten, ihre Charaktere und wo wir sie dann einsetzen können und wir suchen dann eine Übereinstimmung zu finden vom Interesse des Studierenden zu dem, was wir dann auch anbieten können."

    Die Unternehmen schließen Kooperationsverträge mit den entsprechenden Hochschulen ab beim dualen Studium. Die Bewerbung geht an die Unternehmen, macht aber nur Sinn, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, sagt Andrea Sterz vom BIBB

    "Als klassische Voraussetzung braucht man zum einen natürlich entweder das Voll- oder das Fachabi, damit man die schulischen Voraussetzungen erfüllt. Zum Zweiten sollte man eine gewisse Leistungsbereitschaft mitbringen, damit dann das Programm, was ja doch wesentlich intensiver ist als bei klassischen Studiengängen auch erfolgreich durchlaufen werden kann."

    Wer Interesse hat, sollte sich rechtzeitig kümmern, die Nachfrage ist groß. Ein Jahr vor Beginn des dualen Studiums sollte die Bewerbung an das entsprechende Unternehmen gehen. Informationen zum dualen Studium in Deutschland und Ansprechpartner finden Sie auf der Homepage www.ausbildungplus.de des Bundesinstituts für Berufsbildung.