Und dahinter steckt noch ein anderer Aspekt. Unabhängig davon, ob man aus dem Ost- oder Westteil der Stadt kommt: Für einen nicht geringen Teil der Berliner ist die Hauptstadtplanung Berlins mit ihren zahllosen, oft repräsentativen Neubauten und dem ekstatischen Bauboom der frühen neunziger Jahre mehr oder minder enttäuschend verlaufen. Oft genug hatte man den Eindruck, dass einem die Planungen im großen Maßstab einfach vor den Latz geknallt und mitunter liebgewordene Ecken der Stadt auf Hochglanz poliert wurden ohne hinterher noch einen Funken Charme zu verbreiten. Der Palast der Republik liegt nun so zentral, dass es zentraler gar nicht mehr geht. Schon die jedes Jahr sich abwechselnden Kirmesfeste davor waren im Grunde eine Demonstration für das Vergängliche, das Nicht-Endgültige. Bitte nicht noch ein Prunk- und Protzbau für die Ewigkeit! Gönnt uns die Erholung vom Aufmarsch der Öffentlichkeitsstrategen! So könnte man auch das plötzliche Interesse an der Palastruine in Schwebe als die Sehnsucht nach einem offenen Zustand verstehen. Auf diese Weise erhält die Ruine den Charakter eines offenen Denkmals. Nicht für die alte DDR oder den Sieg des Westens, das wäre wohl allmählich doch zu abgedroschen: Sondern als Denkmal für diesen geschichtlichen Prozess als ganzen, der, wie es scheint, von der Bevölkerung wieder in die eigenen Hände genommen werden will, zumindest symbolisch. Nichts scheint willkommener, als wenn die großen Wende-Strategen von gestern nicht mehr weiter wissen, weil ihnen heute das Geld ausgeht.
Zwei Schritte vor, einen Schritt zurück
Gelernte Redner wissen ihr Publikum bei der Stange zu halten, indem sie zeitig das Ende ihres Vortrags ankündigen. Ähnlich raffiniert, wenngleich wohl eher unfreiwillig, verläuft die Chronik des angekündigten Todes vom Palast der Republik. Der verbindliche Beschluss ihres Abrisses macht die Ruine, über deren erbärmlichen Anblick sich die eigentlich ordnungsliebenden Berliner und ihre Besucher in Monaten und Jahren zuvor regelmäßig ausgekotzt haben, plötzlich sexy. Und ähnlich, wie man in der Hauptstadt derzeit einen kleinen Boom bei den Buchungen lauter letzter Flüge vom alten Stadtflughafen Tempelhof beobachten kann, der im Herbst geschlossen wird, hat man nun anscheinend auch bei der Palastruine das Gefühl, ein letztes Mal noch an den Mantel der Geschichte zu rühren, ehe das symbolische und politische Zentrum des ersten und bislang einzigen sozialistischen Staates auf deutschem Boden endgültig verschwindet.
Und dahinter steckt noch ein anderer Aspekt. Unabhängig davon, ob man aus dem Ost- oder Westteil der Stadt kommt: Für einen nicht geringen Teil der Berliner ist die Hauptstadtplanung Berlins mit ihren zahllosen, oft repräsentativen Neubauten und dem ekstatischen Bauboom der frühen neunziger Jahre mehr oder minder enttäuschend verlaufen. Oft genug hatte man den Eindruck, dass einem die Planungen im großen Maßstab einfach vor den Latz geknallt und mitunter liebgewordene Ecken der Stadt auf Hochglanz poliert wurden ohne hinterher noch einen Funken Charme zu verbreiten. Der Palast der Republik liegt nun so zentral, dass es zentraler gar nicht mehr geht. Schon die jedes Jahr sich abwechselnden Kirmesfeste davor waren im Grunde eine Demonstration für das Vergängliche, das Nicht-Endgültige. Bitte nicht noch ein Prunk- und Protzbau für die Ewigkeit! Gönnt uns die Erholung vom Aufmarsch der Öffentlichkeitsstrategen! So könnte man auch das plötzliche Interesse an der Palastruine in Schwebe als die Sehnsucht nach einem offenen Zustand verstehen. Auf diese Weise erhält die Ruine den Charakter eines offenen Denkmals. Nicht für die alte DDR oder den Sieg des Westens, das wäre wohl allmählich doch zu abgedroschen: Sondern als Denkmal für diesen geschichtlichen Prozess als ganzen, der, wie es scheint, von der Bevölkerung wieder in die eigenen Hände genommen werden will, zumindest symbolisch. Nichts scheint willkommener, als wenn die großen Wende-Strategen von gestern nicht mehr weiter wissen, weil ihnen heute das Geld ausgeht.