Im Theatersaal des Münchner Ludwigs-Gymnasiums lärmen 120 Schüler. Sie warten auf Bayerns bekanntesten Euro-Kritiker, erklärt die stellvertretende Schulleiterin Lore Heinrich-Exner.
"Das sind unsere zehnten Klassen. Das hier ist die Auftakt-Veranstaltung zu einer Berlin-Fahrt, die wir jedes Jahr durchführen. Und Herr Gauweiler – Dr. Gauweiler ist es ja - hat sich bereit erklärt, mit den Schülern so eineinhalb Stunden zu sprechen."
Der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler war selbst Schüler des Ludwigs-Gymnasiums. Von den Schülern wünscht er sich …
"… eine kritischere Haltung in der Debatte um den Euro und die Wiederherstellung der Stabilitätskriterien. Sowie ein Eintreten für ein selbstbewusstes Bayern in einem Europa der Regionen und gegen einen europäischen Zentralstaat."
Während Peter Gauweiler mit den Jugendlichen spricht, redet ein anderer CSU-Politiker von den Jugendlichen. Theo Waigel, Ex-Finanzminister und einer der Väter des Euro, fordert bei einer Tagung des Wirtschaftsbeirates Bayern:
"Wir müssten viel stärker die Jugend gewinnen. Meine Damen und Herren, im Gegensatz zu uns haben doch unsere Kinder alle internationale Verbindungen, europäische Wurzeln, waren im Ausland, waren im Schüleraustausch, haben Kontakt auf Facebook und was auch immer. Leben in einer völlig anderen Welt als ich, der ich 1939 in eine Elendszeit hinein geboren wurde. Warum gelingt es uns nicht, diese jungen Menschen stärker für das notwendige Projekt zu gewinnen und zu sagen: Nur wenn wir dafür einstehen, wenn wir wirklich etwas tun, bleibt der Euro. Von selber läuft nichts."
Theo Waigel spürt, dass der Rückhalt für sein Lebenswerk, den Euro, rapide schwindet. Auch und vor allem in seiner eigenen Partei. Ministerpräsident Horst Seehofer wettert gegen den Monsterstaat Brüssel, erklärt, seine Partei könne die Beschlüsse des Brüsseler Gipfels von letzter Woche nicht mittragen – droht mit Koalitionsbruch, um dann doch wieder zurückzurudern, Bayerns Finanzminister Markus Söder fordert offen den Rauswurf der Griechen aus der Eurozone. Peter Gauweiler ist mit seiner Klage gegen den Rettungsschirm ESM längst kein Außenseiter mehr.
"Peter Gauweiler … das ist sein gutes Recht. Und über das Recht, das jemand wahrnimmt, diskutiere ich nicht. Nur seine Prophezeiung, dass der Euro ein Esperantogeld sein wird, hat sich nicht erfüllt."
Die Damen und Herren im Publikum nicken zustimmend. Später erheben sie sich aus ihren Polstersesseln, um Theo Waigel für sein Lebenswerk zu danken. Der Euro ist auch ihr Lebenswerk. Die symbolische Krönung eines Lebens, das in der Feindschaft der europäischen Völker begann und in Freundschaft enden soll. Peter Gauweiler sitzt auf dem harten Holzschemel im Theatersaal des Ludwigs-Gymnasiums. Eine Schülerin fordert, man müsse den Griechen mehr Geld geben statt weniger. Ihre Mitschüler buhen:
"Das war eine Schülerin, deren Eltern aus Griechenland kamen. Und die schon aus eigener Solidarität, was ich auch sympathisch fand, gesagt hat: Ihr könnt uns da doch nicht versauern lassen. Und da hat sie ja in gewisser Weise auch recht. Und dann haben wir darüber geredet: Was ist denn das richtige Rezept?"
Peter Gauweilers Rezept ist harte Medizin, die er in seinen Bierzelt-Reden in markigen Worten verabreicht:
"Ich habe gegen den Griechenlandkredit gestimmt. Der vorgesehene Kredit ermutigt die Kredit-Junkies nur, dass es Stoff ohne Ende gibt. Das ist wie Schokolade für Zuckerkranke."
Diesen Vergleich zieht Gauweiler auch im Theatersaal des Ludwigs-Gymnasiums. Ein paar Schüler applaudieren. Wenn es allerdings komplizierter wird, wenn Gauweiler von EZB, EFSF und ESM spricht, wird es unruhig im Saal. Nicht aus Ablehnung, sondern aus Desinteresse.
"Ich kann das nicht so gut beurteilen. Ich hab auch keine persönliche Meinung dazu, ob ich jetzt will, dass Griechenland drin bleibt oder nicht, weil ich mich da viel zu wenig auskenne. / Ja doch, es interessiert mich schon, aber ich hab jetzt nicht so ne krasse Meinung dazu, weil ich eben nicht so krass viel davon mitbekomme. / Das ist halt generell in der Politik so: Man kann sich gar nicht damit befassen, weil man genug eigene Sorgen hat. Stress in der Schule und so. Man hat gar keine Zeit dazu."
"Generell glaube ich, dass es die Jugendlichen besser haben als wir alten Knacker. Weil sie eben jung sind und noch soviel vor sich haben. Ich beneide die dafür."
Peter Gauweiler will die Jugendlichen von den Milliardenlasten befreien, die ihnen eine Gemeinschafts-Haftung in der Eurozone aufbürden könnte. Aus Theo Waigels Sicht dagegen ist der Euro für die nächste Generation eine Frage von Krieg und Frieden. Die CSU muss sich zwischen Gauweiler und Waigel entscheiden.
"Das sind unsere zehnten Klassen. Das hier ist die Auftakt-Veranstaltung zu einer Berlin-Fahrt, die wir jedes Jahr durchführen. Und Herr Gauweiler – Dr. Gauweiler ist es ja - hat sich bereit erklärt, mit den Schülern so eineinhalb Stunden zu sprechen."
Der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler war selbst Schüler des Ludwigs-Gymnasiums. Von den Schülern wünscht er sich …
"… eine kritischere Haltung in der Debatte um den Euro und die Wiederherstellung der Stabilitätskriterien. Sowie ein Eintreten für ein selbstbewusstes Bayern in einem Europa der Regionen und gegen einen europäischen Zentralstaat."
Während Peter Gauweiler mit den Jugendlichen spricht, redet ein anderer CSU-Politiker von den Jugendlichen. Theo Waigel, Ex-Finanzminister und einer der Väter des Euro, fordert bei einer Tagung des Wirtschaftsbeirates Bayern:
"Wir müssten viel stärker die Jugend gewinnen. Meine Damen und Herren, im Gegensatz zu uns haben doch unsere Kinder alle internationale Verbindungen, europäische Wurzeln, waren im Ausland, waren im Schüleraustausch, haben Kontakt auf Facebook und was auch immer. Leben in einer völlig anderen Welt als ich, der ich 1939 in eine Elendszeit hinein geboren wurde. Warum gelingt es uns nicht, diese jungen Menschen stärker für das notwendige Projekt zu gewinnen und zu sagen: Nur wenn wir dafür einstehen, wenn wir wirklich etwas tun, bleibt der Euro. Von selber läuft nichts."
Theo Waigel spürt, dass der Rückhalt für sein Lebenswerk, den Euro, rapide schwindet. Auch und vor allem in seiner eigenen Partei. Ministerpräsident Horst Seehofer wettert gegen den Monsterstaat Brüssel, erklärt, seine Partei könne die Beschlüsse des Brüsseler Gipfels von letzter Woche nicht mittragen – droht mit Koalitionsbruch, um dann doch wieder zurückzurudern, Bayerns Finanzminister Markus Söder fordert offen den Rauswurf der Griechen aus der Eurozone. Peter Gauweiler ist mit seiner Klage gegen den Rettungsschirm ESM längst kein Außenseiter mehr.
"Peter Gauweiler … das ist sein gutes Recht. Und über das Recht, das jemand wahrnimmt, diskutiere ich nicht. Nur seine Prophezeiung, dass der Euro ein Esperantogeld sein wird, hat sich nicht erfüllt."
Die Damen und Herren im Publikum nicken zustimmend. Später erheben sie sich aus ihren Polstersesseln, um Theo Waigel für sein Lebenswerk zu danken. Der Euro ist auch ihr Lebenswerk. Die symbolische Krönung eines Lebens, das in der Feindschaft der europäischen Völker begann und in Freundschaft enden soll. Peter Gauweiler sitzt auf dem harten Holzschemel im Theatersaal des Ludwigs-Gymnasiums. Eine Schülerin fordert, man müsse den Griechen mehr Geld geben statt weniger. Ihre Mitschüler buhen:
"Das war eine Schülerin, deren Eltern aus Griechenland kamen. Und die schon aus eigener Solidarität, was ich auch sympathisch fand, gesagt hat: Ihr könnt uns da doch nicht versauern lassen. Und da hat sie ja in gewisser Weise auch recht. Und dann haben wir darüber geredet: Was ist denn das richtige Rezept?"
Peter Gauweilers Rezept ist harte Medizin, die er in seinen Bierzelt-Reden in markigen Worten verabreicht:
"Ich habe gegen den Griechenlandkredit gestimmt. Der vorgesehene Kredit ermutigt die Kredit-Junkies nur, dass es Stoff ohne Ende gibt. Das ist wie Schokolade für Zuckerkranke."
Diesen Vergleich zieht Gauweiler auch im Theatersaal des Ludwigs-Gymnasiums. Ein paar Schüler applaudieren. Wenn es allerdings komplizierter wird, wenn Gauweiler von EZB, EFSF und ESM spricht, wird es unruhig im Saal. Nicht aus Ablehnung, sondern aus Desinteresse.
"Ich kann das nicht so gut beurteilen. Ich hab auch keine persönliche Meinung dazu, ob ich jetzt will, dass Griechenland drin bleibt oder nicht, weil ich mich da viel zu wenig auskenne. / Ja doch, es interessiert mich schon, aber ich hab jetzt nicht so ne krasse Meinung dazu, weil ich eben nicht so krass viel davon mitbekomme. / Das ist halt generell in der Politik so: Man kann sich gar nicht damit befassen, weil man genug eigene Sorgen hat. Stress in der Schule und so. Man hat gar keine Zeit dazu."
"Generell glaube ich, dass es die Jugendlichen besser haben als wir alten Knacker. Weil sie eben jung sind und noch soviel vor sich haben. Ich beneide die dafür."
Peter Gauweiler will die Jugendlichen von den Milliardenlasten befreien, die ihnen eine Gemeinschafts-Haftung in der Eurozone aufbürden könnte. Aus Theo Waigels Sicht dagegen ist der Euro für die nächste Generation eine Frage von Krieg und Frieden. Die CSU muss sich zwischen Gauweiler und Waigel entscheiden.