"If the body wasn't telling us to stop eating we would just explode."
Würde uns der Körper nicht sagen, wann wir aufhören sollen zu essen, wir würden einfach explodieren, sagt der Forscher Yann Mineur. Er arbeitet an der Yale School of Medicine in den USA. Natürlich sei das übertrieben formuliert, aber im Grunde stimme es schon: ganz so wie beim dicken Jungen im Märchen, der vom süßen Brei nicht genug bekommt.
"Damit wir gesund bleiben, brauchen wir ein gutes Gleichgewicht im Körper, also den richtigen Fettvorrat und nicht zuviel und nicht zu wenig Zucker im Blut. All das wird im Gehirn überwacht. Wenn wir essen, geht, sobald wir ausreichend Energie aufgenommen haben, das Signal an den Körper: 'OK, das war genug, Du brauchst nicht mehr weiter zu essen!'"
Dieses Signal wird von einem weit gefächerten System aus Nervenzellen gesteuert. Eine wichtige Rolle spielt dabei eine kleine Gruppe von Nervenzellen im Hypothalamus, die so genannten POMC-Neuronen. Ihre Bedeutung für den Energiehaushalt ist lange bekannt. Doch nur zufällig kam Yann Mineur der Verdacht, dass diese Nervenzellen auf Nikotin und verwandte Substanzen reagieren könnten. Er wollte an Mäusen erproben, ob Cytisin, eine nikotinähnliche Substanz, gegen Depressionen wirkt. Doch die Mäuse reagierten überraschend, sie interessierten sich plötzlich nicht mehr für ihr Futter. Das machte den Forscher neugierig.
"Wir haben uns diese Stoffe also noch einmal vorgenommen. Wir haben verschiedene nikotinartige Substanzen getestet und genau geschaut, was passiert: Wie viel fressen die Tiere, um wie viel nehmen sie zu, wie ist ihr Fettanteil. Und tatsächlich passiert bei den Mäusen genau dasselbe, was wir schon vom Menschen kennen."
Doch damit war noch nicht gezeigt, welche Nervenzellen diese Veränderungen kontrollierten. Yann Mineur wusste, welche Rolle POMC-Neuronen für den Energiehaushalt spielen. Der Verdacht, sie wären auch hier wichtig, lag also nahe. Er legte deshalb bei einigen Mäusen feine Elektroden so an, dass er die Aktivität dieser Nervenzellen beobachten konnte. Das Ergebnis: die Neuronen steigerten ihre Aktivität zuverlässig immer dann, wenn die Mäuse Nikotin oder verwandte Substanzen injiziert bekamen. Gab Mineur den Mäusen dagegen zusätzlich einen bekannten Nikotinhemmer, fiel die POMC-Aktivität weg. Für den Forscher sind diese Ergebnisse allerdings vor allem eine spannende Erklärung für einen bisher rätselhaften Effekt. Die Aussicht auf neuartige Schlankmacherpillen oder Therapien gegen Übergewicht, betrachtet er skeptisch.
"Was neue Behandlungsmethoden angeht, brauchen wir noch viele klinische Studien um abzuschätzen, ob das Verhältnis zwischen Risiken und Nutzen stimmt."
Denn Nikotin und verwandte Substanzen haben unüberschaubar viele Effekte im ganzen Körper. Die Nebenwirkungen wären also vermutlich zahlreich, selbst wenn nikotinähnliche Substanzen zumindest weniger Suchtpotential haben als das Original. Aus demselben Grund bezweifelt der Neurowissenschaftler Olivier George, dass sein Kollege aus Yale eine vollständige Erklärung gefunden hat für das Wechselspiel zwischen Nikotin und Hunger. Der Kanadier forscht am Scripps Institute in Kalifornien.
"Das ist ein Teil der Geschichte. Ich bezweifle, dass dieser Mechanismus alles erklärt. Nikotin hat zum Beispiel auch einen starken Effekt auf das Belohnungszentrum. Und die Motivation zu essen, wird eben auch über das Belohnungszentrum beeinflusst. Ich glaube deshalb, auch diese Hirnregion könnte diese Effekte mitsteuern."
In jedem Fall wissen Raucher jetzt etwas mehr darüber, was in ihrem Gehirn vor sich geht, wenn ihnen nach der Zigarette plötzlich der Appetit vergeht.
Würde uns der Körper nicht sagen, wann wir aufhören sollen zu essen, wir würden einfach explodieren, sagt der Forscher Yann Mineur. Er arbeitet an der Yale School of Medicine in den USA. Natürlich sei das übertrieben formuliert, aber im Grunde stimme es schon: ganz so wie beim dicken Jungen im Märchen, der vom süßen Brei nicht genug bekommt.
"Damit wir gesund bleiben, brauchen wir ein gutes Gleichgewicht im Körper, also den richtigen Fettvorrat und nicht zuviel und nicht zu wenig Zucker im Blut. All das wird im Gehirn überwacht. Wenn wir essen, geht, sobald wir ausreichend Energie aufgenommen haben, das Signal an den Körper: 'OK, das war genug, Du brauchst nicht mehr weiter zu essen!'"
Dieses Signal wird von einem weit gefächerten System aus Nervenzellen gesteuert. Eine wichtige Rolle spielt dabei eine kleine Gruppe von Nervenzellen im Hypothalamus, die so genannten POMC-Neuronen. Ihre Bedeutung für den Energiehaushalt ist lange bekannt. Doch nur zufällig kam Yann Mineur der Verdacht, dass diese Nervenzellen auf Nikotin und verwandte Substanzen reagieren könnten. Er wollte an Mäusen erproben, ob Cytisin, eine nikotinähnliche Substanz, gegen Depressionen wirkt. Doch die Mäuse reagierten überraschend, sie interessierten sich plötzlich nicht mehr für ihr Futter. Das machte den Forscher neugierig.
"Wir haben uns diese Stoffe also noch einmal vorgenommen. Wir haben verschiedene nikotinartige Substanzen getestet und genau geschaut, was passiert: Wie viel fressen die Tiere, um wie viel nehmen sie zu, wie ist ihr Fettanteil. Und tatsächlich passiert bei den Mäusen genau dasselbe, was wir schon vom Menschen kennen."
Doch damit war noch nicht gezeigt, welche Nervenzellen diese Veränderungen kontrollierten. Yann Mineur wusste, welche Rolle POMC-Neuronen für den Energiehaushalt spielen. Der Verdacht, sie wären auch hier wichtig, lag also nahe. Er legte deshalb bei einigen Mäusen feine Elektroden so an, dass er die Aktivität dieser Nervenzellen beobachten konnte. Das Ergebnis: die Neuronen steigerten ihre Aktivität zuverlässig immer dann, wenn die Mäuse Nikotin oder verwandte Substanzen injiziert bekamen. Gab Mineur den Mäusen dagegen zusätzlich einen bekannten Nikotinhemmer, fiel die POMC-Aktivität weg. Für den Forscher sind diese Ergebnisse allerdings vor allem eine spannende Erklärung für einen bisher rätselhaften Effekt. Die Aussicht auf neuartige Schlankmacherpillen oder Therapien gegen Übergewicht, betrachtet er skeptisch.
"Was neue Behandlungsmethoden angeht, brauchen wir noch viele klinische Studien um abzuschätzen, ob das Verhältnis zwischen Risiken und Nutzen stimmt."
Denn Nikotin und verwandte Substanzen haben unüberschaubar viele Effekte im ganzen Körper. Die Nebenwirkungen wären also vermutlich zahlreich, selbst wenn nikotinähnliche Substanzen zumindest weniger Suchtpotential haben als das Original. Aus demselben Grund bezweifelt der Neurowissenschaftler Olivier George, dass sein Kollege aus Yale eine vollständige Erklärung gefunden hat für das Wechselspiel zwischen Nikotin und Hunger. Der Kanadier forscht am Scripps Institute in Kalifornien.
"Das ist ein Teil der Geschichte. Ich bezweifle, dass dieser Mechanismus alles erklärt. Nikotin hat zum Beispiel auch einen starken Effekt auf das Belohnungszentrum. Und die Motivation zu essen, wird eben auch über das Belohnungszentrum beeinflusst. Ich glaube deshalb, auch diese Hirnregion könnte diese Effekte mitsteuern."
In jedem Fall wissen Raucher jetzt etwas mehr darüber, was in ihrem Gehirn vor sich geht, wenn ihnen nach der Zigarette plötzlich der Appetit vergeht.