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Zweifelhaftes Uni-Ranking

Die Universitäten sind aufgeregt. "Welche Hochschule macht denn nun das große Rennen?", wurde in den letzten Tagen in den Präsidialämtern gerätselt und getuschelt. Denn heute wird ein neues Uni-Ranking veröffentlicht - und zwar ein Ranking über die Forschungsleistungen der Hochschulen: wichtige Daten für die Unileitungen - und vor allem für potentielle Sponsoren. Doch die Studie, die vom Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh stammt, ist mit Vorsicht zu genießen.

Von Jens Rossbach |
    Es ist ja viel von Bench-Marking heute die Rede, also vom Vergleich der eigenen Situation mit anderen. Und dieses Ranking, was wir herausgeben, ist der Vergleich in Deutschland der deutschen Universitäten untereinander.

    Detlef Müller-Böling, der Chef des Centrums für Hochschulentwicklung, kurz CHE, hat den statistischen Beweis, welche Uni die beste ist in Sachen Forschung.

    Die Spitzen-Universitäten sind die LMU in München – die Ludwigs-Maximilians-Universität, die Humboldt-Universität in Berlin, aber auch Bonn, die RWTH Aachen, Tübingen, es gehören auch Freiburg und Heidelberg dazu. Sieben Universitäten sind es in der Spitzengruppe.

    Was Bertelsmann-Stiftung und Hochschulrektorenkonferenz, die beiden Träger des CHE, verkünden, muss allerdings relativiert werden. Denn die Daten wurden durch Fragebögen gewonnen, die an die Unis geschickt wurden. Jürgen Güdler von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG kritisiert, dass dies vor allem die Daten über die bewilligten Forschungs-Drittmittel betrifft: ein entscheidendes Kriterium für den Listenplatz einer Uni.

    Befragungen per Fragebogen haben grundsätzlich das Problem der Erreichung der Zielgruppe. Also Sie kennen das ja auch von normalen Umfragen. 100 Leute bekommen einen Fragebogen, 70 beantworten ihn. Im speziellen Fall von Rankings tritt zusätzlich das Problem auf, dass bei einer Erhebung, die in der Physik vorgenommen wird, dann auch noch mal eine Bewilligung ein zweites mal gezählt wird, die etwa in einer Nachbardisziplin schon ein mal gezählt wurde.

    Die deutsche Forschungsgemeinschaft hatte im Sommer ebenfalls ein Ranking vorgestellt - ein Ranking, bei dem die Unis nach der Höhe ihrer DFG-Zuwendungen aufgelistet wurden. Die Daten dafür kamen direkt aus dem DFG-Computer. Dies wiederum moniert die Konkurrenz vom CHE.

    Also, die DFG hat Daten nur zur Verfügung als selbst erhobene Daten - nur die ihrer Bewilligungsstatistik. Und unsere Daten sind erstens zeitnäher als die von der DFG und umfassender, weil sie weitere Aspekte mit umfassen.

    Das Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung berücksichtigt auch die Anzahl der Promotionen und Publikationen der einzelnen Unis. Verzichtet hat es auf Drittmittel-Daten des Statistischen Bundesamtes – die wiederum die DFGler benutzen, um ihre Erhebung zu vervollständigen.

    Wir haben versucht, die Daten des Statistischen Bundesamtes mit einzubeziehen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Daten veraltet sind, unzuverlässig, weil in der Datenweitergabe Fehler passieren und von daher mit diesen Daten des Statistischen Bundesamtes nicht viel anzufangen ist.

    Der Streit um die besseren Ranking-Methoden ist nicht ganz ohne: So landet die Humboldt-Uni bei der CHE auf Platz zwei, bei der DFG dagegen auf Platz vier bis fünf. Und die Hochschulen passen auf: Beim Forschungsranking des letzten Jahres unterliefen dem CHE einige gravierende Fehler, so dass es sich - nach Protesten - auf seiner Homepage entschuldigen musste. Auch die Zahlen dieses Jahres seien nicht sicher, gesteht Peter Gaethgens, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und somit Mitherausgeber der neuen CHE-Studie. Gaethgens ist überzeigt, dass eine ganz andere Rangliste herausgekommen wäre, hätte man die Methoden auch nur leicht verändert.

    Wir sind zwar der Meinung, dass dieses, ebenso wie alle andern Rankings, bisher noch relativ unvollkommene Versuche sind, weil die Methodik noch umstritten ist und die Datenlage noch umstritten ist. Aber wir halten diese Schritte für notwendig, um zu einem vernünftigen und differenzierten Bewertungssystem für die Hochschulaktivitäten zu kommen.