Weniger mit ihren Stücken als vielmehr mit ihrer Kritik an dem, was man so gemeinhin und gemeinhin abfällig als "das Regietheater" bezeichnet, damit hat die Autorin Theresia Walser in den letzten Monaten auf sich aufmerksam gemacht. Vor allem bei Uraufführungen solle der Text noch wahrnehmbar sein, die Sprache erkennbar. Die allgemeine Bilderwütigkeit beklagte sie oder auch die Neigung der Regisseure, alles mit einer - wie sie sagt: Musiksoße zu unterlegen. Deswegen erschien die Autorin auch demonstrativ bei der Uraufführung ihrer Wandernutten in Stuttgart nicht vor dem Vorhang, und begrüßte die Tatsache, dass die eigentliche Uraufführungsregisseurin der "Kriegsberichterstatterin" Dagmar Schlingmann in Konstanz noch vor der Premiere von ihrer Regie wieder zurücktrat. Eine Chance für Dieter Dorn, den Walser-Förderer, sich für sein Bayerisches Staatsschauspiel das Stück zu sichern. Doch:
Eigentlich hätte man sich diese Uraufführung in der Regie von Florian Boesch sparen können, denn Theresia Walsers Stück kennt, wer Titel und Personenverzeichnis gelesen hat: da heißen Figuren Herr Jossi, Iris Schwertfeger, Herr Mückenmüller oder - man merke auf - Herr Fütterer. Wobei sich unschwer denken lässt, dass dieser Fütterer schon seinem Namen nach - was sonst als - eine führende Position innehat. Tatsächlich ist er der Gastgeber der stattfindenden Gartenparty und zugleich der Direktor des leicht abstrusen Sprachhüterinstituts, für dessen Belegschaft er die alljährliche Party gibt. Herr Mückenmüller, Herr Fütterer, oder auch der Underdog und der Overdog, wenn es denn so etwas gäbe, all dies ist schon im Namen festgelegt, und: Klar ist, man soll schon bei diesen Namen auf Witz und Komisch schalten, um dann ganz doll zu erschrecken, schließlich heißt ja dieses Stück "Die Kriegsberichterstatterin" und die kommt dann auch und erstattet Bericht: aus dem Krieg in den umliegenden Gärten, wobei doch eigentlich - welch Erkenntnis - der wahre Krieg auf der Party in dieser Belegschaft stattfindet.
Jossi: Wo ist denn der Krieg?
Fütterer: Das ist geschmacklos.
Kriegsb.: In den umliegenden Gärten.
Iris: Ach du liebes bisschen.
Mückenmüller: Und da findet der Krieg statt?
Kriegsb..: Ja
Frau Kanopke: Und der ist da einfach ausgebrochen?
Kriegsb..: Ja
Jossi: Haben Sie gehört Herr Fütterer, ihre Nachbarn sind im Krieg.
Fütterer: Das ist ja geschmacklos.
Mückenmüller: Ich muss schon sagen, für einen Krieg ist es hier ziemlich ruhig.
Regisseur Florian Boesch ist Dieter Dorns gleichsam artige junge Allzweckwaffe am Bayerischen Staatsschauspiel, egal ob er "Kabale und Liebe" inszeniert oder eine Sarah Kane. Vielleicht aber ist er ja nun der ideale Regisseur für Theresia Walser, läuft sie bei ihm doch zumindest nicht die Gefahr, einer eigenwilligen Regiephantasie zu begegnen. Boesch bedient und potenziert allenfalls das, was ihm die Autorin vorgeliefert hat. D.h. wo komisch, witzig, lächerlich draufsteht, bei den Mückenmüllers und Fütterers dieser Welt also, da ist auch komisch witzig lächerlich drin: das kann man schon an den schrillen und eindeutig lächerlichen Ausstattung erkennen - die etwa die Männer in scheußliche Sakkos stopft oder in zu enge Anzüge, die ihnen den Scheitel im Nacken ansetzt oder am Ohr, um dann ein paar spärliche Strähnen über die Glatze zu kämmen. Dagegen dann: was Theresia Walser mit dem Grauen und mit der Katastrophe etikettiert hat, das kommt dann auch in dieser Inszenierung im Münchner Marstall überdeutlich erkennbar als eine solche daher: Bleich ist sie, die Kriegsberichterstatterin, vom Sehen des Schrecklichen gezeichnet zuckt ihr armes Gesicht demonstrativ , so dass auch noch der letzte Schläfer im Publikum weiß, jetzt wird's ernst.
Mückenmüller: Die bringt einen noch soweit, dass man endlich den Krieg erleben will, von dem sie spricht.
Jossi: Was haben sie denn auf einmal, Herr Mückenmüller, zieht es Ihnen den Boden weg?
Am Schluss wissen wir alle, wie bös und untergründig wir selbst sind und: dass wir doch alle irgendwie und außerdem wenn nicht die Mückenmüllers dann doch zumindest die Fütterers dieser Welt darstellen, jene Bösenbösenarmenverlorenen also, die sich alle bekriegen. Das Grauen es lauert gar nicht in Nachbars Garten, das Grauen es lauert in uns. Was für ein Erkenntnisgewinn.
Eigentlich hätte man sich diese Uraufführung in der Regie von Florian Boesch sparen können, denn Theresia Walsers Stück kennt, wer Titel und Personenverzeichnis gelesen hat: da heißen Figuren Herr Jossi, Iris Schwertfeger, Herr Mückenmüller oder - man merke auf - Herr Fütterer. Wobei sich unschwer denken lässt, dass dieser Fütterer schon seinem Namen nach - was sonst als - eine führende Position innehat. Tatsächlich ist er der Gastgeber der stattfindenden Gartenparty und zugleich der Direktor des leicht abstrusen Sprachhüterinstituts, für dessen Belegschaft er die alljährliche Party gibt. Herr Mückenmüller, Herr Fütterer, oder auch der Underdog und der Overdog, wenn es denn so etwas gäbe, all dies ist schon im Namen festgelegt, und: Klar ist, man soll schon bei diesen Namen auf Witz und Komisch schalten, um dann ganz doll zu erschrecken, schließlich heißt ja dieses Stück "Die Kriegsberichterstatterin" und die kommt dann auch und erstattet Bericht: aus dem Krieg in den umliegenden Gärten, wobei doch eigentlich - welch Erkenntnis - der wahre Krieg auf der Party in dieser Belegschaft stattfindet.
Jossi: Wo ist denn der Krieg?
Fütterer: Das ist geschmacklos.
Kriegsb.: In den umliegenden Gärten.
Iris: Ach du liebes bisschen.
Mückenmüller: Und da findet der Krieg statt?
Kriegsb..: Ja
Frau Kanopke: Und der ist da einfach ausgebrochen?
Kriegsb..: Ja
Jossi: Haben Sie gehört Herr Fütterer, ihre Nachbarn sind im Krieg.
Fütterer: Das ist ja geschmacklos.
Mückenmüller: Ich muss schon sagen, für einen Krieg ist es hier ziemlich ruhig.
Regisseur Florian Boesch ist Dieter Dorns gleichsam artige junge Allzweckwaffe am Bayerischen Staatsschauspiel, egal ob er "Kabale und Liebe" inszeniert oder eine Sarah Kane. Vielleicht aber ist er ja nun der ideale Regisseur für Theresia Walser, läuft sie bei ihm doch zumindest nicht die Gefahr, einer eigenwilligen Regiephantasie zu begegnen. Boesch bedient und potenziert allenfalls das, was ihm die Autorin vorgeliefert hat. D.h. wo komisch, witzig, lächerlich draufsteht, bei den Mückenmüllers und Fütterers dieser Welt also, da ist auch komisch witzig lächerlich drin: das kann man schon an den schrillen und eindeutig lächerlichen Ausstattung erkennen - die etwa die Männer in scheußliche Sakkos stopft oder in zu enge Anzüge, die ihnen den Scheitel im Nacken ansetzt oder am Ohr, um dann ein paar spärliche Strähnen über die Glatze zu kämmen. Dagegen dann: was Theresia Walser mit dem Grauen und mit der Katastrophe etikettiert hat, das kommt dann auch in dieser Inszenierung im Münchner Marstall überdeutlich erkennbar als eine solche daher: Bleich ist sie, die Kriegsberichterstatterin, vom Sehen des Schrecklichen gezeichnet zuckt ihr armes Gesicht demonstrativ , so dass auch noch der letzte Schläfer im Publikum weiß, jetzt wird's ernst.
Mückenmüller: Die bringt einen noch soweit, dass man endlich den Krieg erleben will, von dem sie spricht.
Jossi: Was haben sie denn auf einmal, Herr Mückenmüller, zieht es Ihnen den Boden weg?
Am Schluss wissen wir alle, wie bös und untergründig wir selbst sind und: dass wir doch alle irgendwie und außerdem wenn nicht die Mückenmüllers dann doch zumindest die Fütterers dieser Welt darstellen, jene Bösenbösenarmenverlorenen also, die sich alle bekriegen. Das Grauen es lauert gar nicht in Nachbars Garten, das Grauen es lauert in uns. Was für ein Erkenntnisgewinn.