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Zwiespältige Zwischenbilanz

Armut, Unterentwicklung und Umweltzerstörung wollten die Vereinten Nationen mit den vor 13 Jahren beschlossenen Milleniums-Entwicklungszielen bekämpfen. Am Rande der UNO-Vollversammlung in New York stehen sie auf dem Prüfstand.

Von Nadine Lindner | 24.09.2013
    UNO-Untergeneralsekretär David Malone sprach im Vorfeld der New Yorker-Generaldebatte in Dresden über die Milleniusmziele. Nadine Lindner hat ihn dort getroffen.

    Nadine Lindner: Während der Debatte geht es natürlich auch um politische Probleme, die die Medienberichterstattung natürlich dominieren, das sind in diesem Fall Syrien und Iran. Aber es wird natürlich auch um die Entwicklungsziele, um die Millenium Goals gehen. Das Jahr 2015 kommt in absehbarer Zeit, dann muss eine Bilanz gezogen werden. Auf diese Bilanz kommen wir gleich noch zu sprechen. Aber der Blick geht auch in dieser UN-Vollversammlung über das Jahr hinaus.

    "Aber was die Entwicklungsarbeit angeht und auch die Arbeit an der Nachhaltigkeit erwartet uns eine spannende Vollversammlung. Denn die Arbeitsgruppe, an der David Cameron, der Präsident von Indonesien und der Präsident von Sierra Leone mitgearbeitet haben, wird vorgelegt. Und darin sind einige Empfehlungen für die Zukunft enthalten."

    Lindner: Der Bericht wurde im Frühjahr öffentlich, nun wird er besprochen. Der Kampf gegen den Klimawandel spielt natürlich eine zentrale Rolle weiterhin. Neu ist, dass zum Beispiel die Verantwortung großer Konzerne beim Kampf gegen Klimawandel, gegen Umweltprobleme wie Erosion noch einmal herausgestellt wurde.

    Georg Ehring: Wie lautet die Bilanz zur Umsetzung der Milleniumsziele?

    Lindner: Der Untergeneralsekretär David Malone ist dabei etwas zwiegespalten. Er sieht gute Erfolge bei der Armutsbekämpfung. Da ist das Milleniumsziel ja tatsächlich schon in 2010 erfüllt. Positiv hat er auch den Zugang zu frischem Trinkwasser angemerkt. Der habe sich für viele Menschen weltweit verbessert. Zudem zeige der Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose erste Fortschritte. In Bezug auf das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit ist trotz aller Kritik an der Klimapolitik das Glas eher halb voll.

    Wir stehen bei der Erfüllung der ökologischen Ziele gar nicht so schlecht da. Es ist uns gelungen, obwohl es keine konzertierte Aktion war, dass viele Industriestaaten ihre Emissionen reduziert haben. Als Beispiel möchte ich da die USA nennen, obwohl sie ja oft von Europa oder Kanada kritisiert werden. Kalifornien hat sich zu einem wahren Vorreiter entwickelt.

    Ehring: In dieser Woche legt auch der Weltklimarat IPCC einen neuen Sachstandsbericht zum Stand des Klimawandels vor – eine Herausforderung auch für die Entwicklungsziele?

    Lindner: Ja, David Malone hat auch über den Zusammenhang von – wirtschaftlicher Entwicklung, also Armutsreduzierung und Klimawandel gesprochen. Und er sieht auch eine Bewusstseinsänderung dort, wo man sie nicht zu erst vermuten würde. Es hat ein Bewusstseinswandel stattgefunden. Gerade auch China und Indien sehen ein, dass Umweltprobleme ihr Wirtschaftswachstum behindern und ihre Bevölkerungen nachhaltig schädigen können. Er sieht also die langen Entwicklungslinien. David Malone sieht bei der nachhaltigen Entwicklung auch den Umgang mit Müll vor einem Wandel. Müll müsse nicht mehr als Problem, sondern als Ressource betrachtet werden. Unter anderem dazu gebe es auch Forschungsarbeit an der UN University hier in Dresden.