Hühner reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen. Um die Herde zu beruhigen, um zu verhindern, dass sie sich im Stall gegenseitig auffressen, streuen einige Landwirte Möhrenschnitzel aus. Jörg Ketelsen versucht es mit Weizen.
" Wenn man dieses Getreide ins Stroh einstreut, dann können die Hühner eben scharren – was sie normalerweise ja machen in der Natur – und dann sind sie beschäftigt. Man muss den eben einfach Beschäftigungsangebote geben. Damit sie über den Tag kommen. "
Zur Not aber bleibt immer noch die Möglichkeit, die Herde zu teilen und in zwei Gruppen getrennt voneinander unterzubringen. Platz dafür ist jedenfalls genügend vorhanden – insofern bereitet die Umsetzung der Stallpflicht Betriebsleiter Christian Oberländer-Wille keine allzu großen Schwierigkeiten.
" Als ökologisch wirtschaftender Betrieb sind wir – mit der Stückzahl an Tieren, die wir hier halten – gar nicht so sehr unter Druck. Dass heißt, wenn wir jetzt die Auflage haben, die Tiere ab einem bestimmten Tag im Stall halten zu müssen, dann fällt es uns nicht ganz so schwer wie vielleicht anderen Berufskollegen, die deutlich mehr Tiere halten. Das Platzangebot ist zwar nicht super, die Tiere würden sich draußen wohler fühlen – sind sie ja auch gewöhnt, frei zu laufen – aber es ist auch nicht so einengend, dass man Sorge haben müsste. "
Hof Kubitzberg ist kein klassischer Familienbetrieb sondern eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Sechs hauptamtliche Angestellte betreuen hier 50 Mitarbeiter, die es sonst schwer hätten auf dem freien Arbeitsmarkt. Zusammen bewirtschaften sie 35 Hektar Land, betreiben Ackerbau und Tierhaltung, verkaufen ihre Produkte auf dem Wochenmarkt und in dem eigenen Hofladen. Ein kleiner Gemischtbetrieb also, seit 16 Jahren von Bioland anerkannt, dem größten ökologischen Anbauverband in Deutschland. Die Stallpflicht – für Betriebsleiter Oberländer ein nachvollziehbarer, ein notwendiger Schritt.
" Ich halte die Maßnahme für richtig, besonders, wenn sie deutschlandweit, vielleicht sogar europaweit gehandhabt wird. Wenn eine Gefahr auf die Bundesrepublik oder auf Europa zukommt, müssen alle Erzeuger mit am selben Strang ziehen, dass die Gefahr so weit wie möglich minimiert wird. "
Wo sonst die 10 Kühe und deren Nachwuchs untergebracht sind, haben Jens Ketelsen und seine Mitarbeiter seit dem Wochenende auch die kleine Schar Enten und Gänse einquartiert. 'Betreten Verboten’ steht in großen roten Buchstaben auf einem Schild an der Stalltür, auch ein Hinweis auf die bereitliegende Desinfektionsmatte. Auch Jens Ketelsen bleibt deshalb draußen im Wind stehen, öffnet die Tür nur einen Spaltbreit.
Einen Augenblick lang drängen sich die 75 Gänse verschreckt in einer Ecke des Stalls zusammen. Dann aber beruhigen sie sich wieder, lassen sich auf dem Stroh nieder und schließen die Augen. Doch Ketelsen weiß, dass auch sie sich an die neuen Gegebenheiten erst gewöhnen müssen.
" Auf ihrer alten Weide, wo sie normalerweise laufen, haben sie einen großen Teich. Und in dem baden sie auch wirklich täglich drei bis vier Mal. Das vermissen sie auf jeden Fall. Das ist sicher. "
Die Kunden halten dem Biobetrieb bislang die Treue. Auch das Qualitätssiegel 'bio’ bleibt von den Maßnahmen unberührt. Gedanken über mögliche wirtschaftliche Folgen macht man sich trotzdem. Für den Fall, dass das Hühnervirus die Grenze nach Deutschland überschreiten sollte.
" Wenn Grippefälle, Virenfälle in unserer Region auftreten und ein gewisser Bereich genannt wird, in dem sämtliches Federvieh zu schlachten ist, wäre das ein marktwirtschaftlicher Verlust für uns. Wir haben auch kalkuliert: wir haben so und so viele Gänse und Eier, die wir, in Geld bewertet, zum Jahresende auch bewirtschaftet haben wollen. Und wenn wir das nicht umsetzen können, dann fehlt uns das Geld. "
In welcher Höhe die für alle Geflügelbetriebe verpflichtende Tierseuchenversicherung mögliche Einbußen ausgleichen würde – das gehört zu den derzeit drängenden, aber noch ungeklärten Fragen. Doch nimmt die Landesregierung in Kiel für sich in Anspruch, das Vorgehen schon seit Wochen und im Einvernehmen mit den Betroffenen abgestimmt zu haben. Christian Seyffert vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt.
" Auch jetzt, als die Vogelgrippe uns bedauerlicherweise immer näher rückte – eben bis in den Bereich der Europäischen Union – haben wir diesen Kontakt ständig weiter gehalten. Da gibt es überhaupt keinen Dissens sondern wir haben uns bemüht, die Betroffenen beziehungsweise deren Verbände mit ins Boot zu nehmen und gemeinsam die Dinge zu analysieren und dann gemeinsame Handlungsstrategien zu entwickeln. "
Die generelle Handlungsstrategie der Bundesregierung in Berlin heißt "risikoorientiertes Reagieren". Der Bund trifft die Maßnahmen, die Länder müssen sie umsetzen. Und solange die Vogelgrippe weit weg, wurde eine allgemeine, bundesweite Aufstallung nicht erwogen, obwohl einzelne Bundesländer diese umsetzten. Die Situation änderte sich vergangenen Mittwoch mit dem Auftreten der Vogelgrippe südlich von Moskau. Der amtierende Verbraucher- und Agrarminister Jürgen Trittin.
" Ich werde heute eine Eilverordnung erlassen, die für das gesamte Bundesgebiet die weitestgehende Aufstallung von Geflügel anordnet. Die Risikoeinschätzung für das hochpathogene Virus vom Typ H5N1 gebietet es, die gesamte Bundesrepublik als Risikogebiet bis zum Ende des Vogelzuges auszuweisen. "
Der gefährliche Virus H5N1 kommt somit näher. Die Reaktion wird drastischer. Die Stallpflicht gilt seit vergangenem Sonnabend – und sie beendet ein uneinheitliches Vorgehen zwischen Bund und Ländern. Noch bevor der Vogelzug vom Osten richtig in Gang kam, forderte der Deutsche Bauernverband eine bundesweite Aufstallung. Zum Ärger von Trittin und auch der Biobauern. Nun ist Helmut Born, der Generalsekretär des Bauernverbandes zufrieden.
" Ach, ich will da jetzt keine Vergangenheitsbewältigung machen, am Ende waren wir froh, dass Bund und Länder so schnell gehandelt haben. Wir müssen in Deutschland immer damit leben, dass sehr unterschiedliche Instanzen dort Entscheidungen umsetzen müssen, oder auch eigenständig fällen, da gibt es manchmal abweichende Einzelentscheidungen. Und dass es hier relativ schnell gelungen ist, in eine bestimmte Richtung zu kommen, dazu hat vielleicht auch unsere harte Forderung beigetragen. Da haben wir nicht ganz falsch gelegen, das haben die letzten Tage leider unterstrichen. "
Die großen Betriebe der deutschen Geflügelwirtschaft halten ihr Federvieh ohnehin in Käfigbatterien. 110 Millionen Hühner, knapp 10 Millionen Puten oder mehr als 2 Millionen Enten. Die Biobranche hat in der Geflügelwirtschaft einen geringen Anteil – 2 Prozent sagt Thomas Dosch von einem der Marktführer, Bioland. Auch er akzeptiert nun die allgemeine Stallpflicht, nachdem sich die Gefahrenlage für Deutschland verändert hat. Obwohl viele Experten befürchten, dass gerade die Freiland- oder Ökohaltung besonders unter der Eilverordnung leiden wird. Den wirtschaftlichen Garaus befürchtet Bioland-Chef Thomas Dosch aber nicht.
" Wir haben jetzt befristete Maßnahmen, bis Mitte Dezember, mit denen können wir umgehen. Es ist zudem so, dass die Biohennen- und Geflügelhaltung sich nicht allein durch die Freilandhaltung von konventionellen Haltungsformen unterscheidet. Da kommt eine andere Rassenwahl hinzu, wir haben langsam wachsende Rassen, wir haben Biofutter, wir haben mehr Platz im Stall. Bestimmte Maßnahmen, wie beispielsweise Schnäbelkürzen, sind im Biobereich nicht erlaubt. Das heißt, es gibt noch andere Merkmale, die wir auch den Verbrauchern klar und deutlich sagen wollen. Es lohnt sich also weiterhin, auch auf Bio zu setzen. Zudem ist es so, dass der Gesetzgeber es derzeit trotzdem erlaubt, dass Biohühner, die nicht mehr nach draußen dürfen, auch weiterhin "Bio-Eier" legen dürfen. Diese können auch weiterhin als Bio-Eier verkauft werden. "
Die Strategie der Bundesregierung zur Vermeidung eines Ausbruchs der Vogelgrippe in Deutschland hat zwei Standbeine. Zum einen die allgemeine Stallpflicht, zum anderen eine weitestgehende Kontrolle an den Grenzen, um illegale Importe von infiziertem Geflügel zu verhindern. Die Sorge bei den Verbänden vor einem Ausbruch ist groß. Die Stallpflicht laufe ganz gut, sagt der Bauernverband, die Sorge gilt deshalb mehr und mehr dem anderen Standbein der Vorsorge, dem Importverbot. Generalsekretär Helmut Born.
" Was passiert tatsächlich an den Flughäfen, was passiert an den Bahnhöfen, was passiert tatsächlich an einer sehr offenen Ostgrenze, die wir mittlerweile haben? Wir sind alle aufgefordert, nicht nur die Bauern, auch die Verbraucher, dass uns da uns da die Infektionsquelle nicht an der Seite erwischt. Nehmen Sie diesen Import des Lebend-Vogels in Großbritannien, wenn der nicht zufällig in Quarantäne gewesen wäre. Der kam aus Surinam, der war zusammengepfercht mit anderem Federvieh aus Thailand. Dort hat er sich wohl infiziert. Und erst indirekt konnte man feststellen, was passiert war. Daran sehen wir, wie aufmerksam und wachsam wir sein müssen, alle miteinander. "
Die Sorgen der Landwirte sind auch deshalb so groß, weil man Erfahrungen hat. In den Niederlanden brach die Vogelgrippe vor wenigen Jahren aus, ebenso als kleiner Fall in Nordrhein-Westfalen. Es wäre eine Katastrophe, sagt Thomas Dosch vom "Bioland"-Verband.
" Es ist eine existenzbedrohliche Situation. Zum einen werden natürlich die Tiere notgeschlachtet, da gibt es die Tierseuchenkasse, die einspringt. Aber das größere Problem ist der Markverlust und man darf nicht vergessen, auch ein Bauer hängt an seinen Tieren. Es ist eine enorme psychische Belastung für den Betriebsleiter, für die Familie. Ein Ausnahmezustand im wahrsten Sinne des Wortes. Es dauert seine Zeit, bis man da wieder in Tritt kommt. Es wird der gegenwert der Tiere ersetzt, aber die ganze Arbeit, die damit verbunden ist, der Aufbau einer Herde, das Zurückholen der Märkte, wird nicht ersetzt. "
Sicherlich, einzelne Betriebe hätten sich zusätzlich gegen einen Verdienstausfall versichert, sagt der Bauernverband, doch in der deutschen Geflügelwirtschaft gehe es um einen Umsatz von bis 5 Milliarden Euro jährlich, zudem um mehr als hunderttausend Arbeitsplätze.
" Es ist einfacher, einen Lottogewinn zu bekommen, als Geflügelpest. Ich finde, wir werden da ziemlich verkokst! "
Jürgen Klingenhoff macht keinen Hehl daraus, dass er auf Behörden und Verbände nicht gut zu sprechen ist. Seine Mitgliedschaft im Bauernverband hat er gerade gekündigt. Vor 17 Jahren hat der Landwirt seinen Betrieb in der Nähe von Flensburg auf Geflügelzucht umgestellt, zunächst probeweise und mit der bescheidenen Zahl von 250 Tieren. Heute vermarktet der 56-jährige zusammen mit seiner Frau 16 Tausend Gänse und 35 Tausend Enten im Jahr, betreibt eine eigene Schlachterei, beschäftigt fast 40 Angestellte. Betriebe in der ganzen Region ziehen sein Federvieh auf, allein auf seinem eigenen Grünland ziehen zur Zeit vier Tausend Gänse über die Wiese, geschützt durch einen mannshohen Metallzaun.
" Wenn die uns vorschlagen, wir sollen das hier überdachen, wir sollen hier ein Zelt hinsetzen, wir sollen Netze drüber spannen – was für blöde Vorschläge! Alles nur Quatsch! Ich weiß gar nicht, was den Leuten da so im Kopp rumgeht! Was erwarten sie von einem Landwirt, das kriegt ein Architekt ja nicht mal hin – und der hat das studiert! "
Eine Gefährdung durch den Vogelzug kann Klingehoff nicht erkennen, die Anordnung der Stallpflicht hält er für unnötig. Stattdessen verlangt er strengere Kontrollen an den Grenzen, um die Bestände in Deutschland, vor illegalen Importen zu schützen.
" Es muss wieder raus aus den Medien! Es ist ja gar nichts da! Aber die schaffen das, den Markt kaputt zu machen. Und wir leben das ganze Jahr von diesem Geschäft. Sachlichkeit ist jetzt wirklich gefragt! "
Und dazu gehört für Klingenhoff auch die Einsicht, dass Gänse nicht in Ställen gehalten werden können. Jedenfalls nicht, wenn die Qualität stimmen soll. Deshalb hat er beantragt, von der Stallpflicht entbunden zu werden. Und hat eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Das hat ihn selber überrascht.
" Komischerweise halten wir die Tiere schon so, wie das Ministerium das jetzt verlangt. So halte ich die Tiere schon die letzen zehn Jahre: Wir haben einen hohen Zaun um die Koppel. Die Futterfläche haben wir überdacht. Die Tiere sollen getrennt von anderen gehalten werden – das ist auch der Fall!"
Tatsächlich kann von der Stallpflicht abgewichen werden. Wenn die Lebensweise der Tiere dies erfordert oder die Gegebenheiten vor Ort keine Aufstallung erlauben. Diese Ausnahmen gestattet das Kieler Landwirtschaftsministerium allerdings nur nach Absprache mit dem örtlichen Amtstierarzt. Auf diesen Punkt legt Christian Seyffert großen Wert. Und nennt auch die Schattenseite dieser Regelung.
" Dann allerdings im Gegenzug eine deutlich verschärfte tierärztliche Überwachung – um eben eine mögliche Ansteckung mit dem Vogelgrippevirus sehr frühzeitig zu erkennen und dann auch die geeigneten, und für den betroffenen Betrieb drastischen Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Größere Sicherheit bietet einfach die Aufstallung. Wer das nicht kann, der begibt sich damit auch in ein höheres Risiko. "
Denn wo ein Befall mit dem Tiervirus festgestellt wird, muss der gesamte Bestand des betroffenen Betriebes umgehend getötet werden – ein Szenario, das die Geflügelhalter fürchten und dem das Ministerium nach Kräften vorbeugen will. Mit Bußgeldern in Höhe von 25 Tausend Euro, sollten die Auflagen missachtet werden. Und mit einer strikten Überwachung der Stallpflicht. Keine leichte Aufgabe für die Amtstierärzte vor Ort. Vor allem, wenn es nicht um landwirtschaftliche Betriebe geht sondern um diejenigen, die sich privat ein paar Hühner hinter dem Haus halten. Darüber ist man sich auch im Ministerium im klaren.
" Wir sind hier sehr auf die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen. Und deswegen der dringende Appell, weiter so mitzumachen und mitzuziehen, damit wir ausschließen können, dass über Geflügelhaltung das Grippevirus eingeschleppt wird."
Was, wäre wenn? Dafür gibt es Epidemiepläne: Einrichtung eines Sperrbezirks rund um die betroffenen Höfe, am Ende würden wohl unschöne Bilder stehen – die Massentötung von Tieren. Der Deutsche Bauernverband will dies vermeiden, man setzt auf einen Impfstoff für Geflügel. Den gibt es, nur das bisherige Problem damit ist, dass dann geimpftes Geflügel nicht von infizierten Tieren unterscheidbar ist. Ein neues gentechnisches Verfahren könnte Hilfe bringen, eine Unterscheidung wäre möglich, sagt Helmut Born vom Bauernverband.
" Gearbeitet worden an der Entwicklung dieses Impfstoffes ist am Friedrich-Löffler-Institut. Das ist nun eine öffentliche Einrichtung, die selbst Seren nicht herstellt. Die müssen jetzt also aus der Wirtschaft heraus Unternehmen finden, um einen solchen Impfstoff marktgängig zu machen. Auf die Frage, wie lange das dauert: Ein normales Genehmigungsverfahren etwa drei bis fünf Jahre. Wenn wir massive Ausbrüche haben, könnte man eine Ausnahmegenehmigung in Brüssel beantragen, um einen Feldversuch zu fahren. Mit einen noch nicht zugelassenen Impfstoff – das wäre eine Art Notnagel. Wir wollen nicht, dass man wieder Millionen gesunder Tiere tötet, um ein Virus einzudämmen, hier drängen wir wirklich Bund und Länder mit Macht darauf, zu einer Impfsituation zu kommen. "
Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche, doch die Angst haben die Menschen. Vor einer Mutation des Virus H5N1 hin zu einer den Menschen bedrohenden Pandemie. Hier werde derzeit vieles übertrieben, sagen die Experten im Berliner Robert-Koch-Institut. Brunhilde Schweiger ist die Leiterin des Nationalen Referenzzentrums für Influenza. Ihr Büro liegt im Sicherheitsbereich des Instituts, an der Tür gelbe Aufkleber mit der Aufschrift "Infektionsgefahr". Die Leiterin steht vor eine Art Vitrine.
" Das ist eine so genannte Sicherheitswerkbank. In dieser arbeiten wir beispielsweise alle Patientenproben auf, die wir während der gesamten Influenzasaison untersuchen. Die müssen unter diesen Sicherheitsbänken aufgearbeitet werden, damit keine fremde Keime in die Kulturen kommen, und natürlich auch, damit unsere Mitarbeiter sich nicht schon an den Patientenproben infizieren können. "
Was, wäre wenn? Die Weltgesundheitsorganisation geht von vielleicht 150 Millionen Toten aus, wenn eine neue Pandemie die Welt heimsuchen würde. Doch so weit ist es nicht, oder noch nicht. Für diesen humanmedizinischen Notstand gibt es einen nationalen Pandemieplan.
" Das würde zu Beginn wohl heißen, die Ausbreitung der Pandemie über seuchenpolitische Maßnahmen wie Quarantäne zu stoppen. Der Einsatz von Medikamenten muss geregelt werden. Wo lagern die? Wer darf die verteilen? Welche Personengruppen sollen sie bekommen? Das gleiche gilt für mögliche Impfstoffe. Dann muss feststehen, wie es mit der Bettenkapazität aussieht. Welche Krankenhäuser sind in erster Linie Anlaufpunkte für Pandemiepatienten? Alle diese Dinge sind natürlich im Voraus zu planen, das ist Sinn und Zweck des Pandemieplanes. "
In der Vergangenheit mutierten schon des Öfteren Viren aus dem Tierreich zu auch dem Menschen gefährlichen Erregern. H5N1 hat bislang nur in Asien auch unter Menschen Opfer gefordert. 118 Kranke gab es bislang, 61 sind daran gestorben. Ausnahmefälle, sagt die Expertin. Hygienische Standards spielen da eine Rolle, auch eine ungenügende Seuchenbekämpfung bei befallenen Tieren vor Ort, ebenso eine nicht so gute medizinische Betreuung. In Deutschland sei der Pandemieplan der Bundesregierung noch nicht perfekt.
" Wir hoffen alle, dass die Pandemie sich noch lange Zeit lassen möge. Damit wir uns noch besser auf die Situation einstimmen können. Dann könnten wir uns auch recht gut vorbereitet fühlen. Schwachstellen im Moment werden sicherlich die Medikamenten-Bevorratung sein, da müssen wir weiter aufstocken - und eine andere bekannte Schwachstelle ist die Tatsache, dass man keinen Pandemie-Impfstoff produzieren kann, wenn man den Erreger nicht definitiv kennt. Und ob das jetzige H5N1-Virus sich einmal zum Pandemie-Virus entwickeln wird, das kann keiner vorhersagen. "
So gesehen, erteilt das Robert-Koch-Institut sämtlicher Panikmache eine Absage. Eine normale Grippeschutzimpfung sollten zuerst Risikogruppen erhalten – das sind Kranke und ältere Menschen. "Tamiflu", das so oft zitierte Grippemittel müsse auch nicht privat gehortet werden. Ja, man könne Geflügelfleisch auch weiterhin verzehren, allerdings nur, wenn es vorher bei mindestens 70 Grad gekocht worden ist. Der allgemeine Leitspruch der Experten lautet: Sensibilität bei der Vogelgrippe - ja, Panikmache über eine Pandemie - nein.
Ein Ausbruch wäre schlimm genug. Für die Landwirte, für die Wirtschaft und für die Tiere. Es gilt das Prinzip Hoffnung. Thomas Dosch, der Chef von Bioland.
" Ich denke, dass in der fortgeschrittenen Zeit, die Gefahr durch Zugvögel wirklich zu vernachlässigen ist. Wir hoffen, dass die Menschen vernünftig sind, dass nicht irgendwelche illegalen Tiertransporte stattfinden. Wir können nicht im wahrsten Sinne des Wortes mit etwas rechnen, wir können nur hoffen und beten, dass es nicht passiert. "