Die frühen Malereien Karl Hofers sind noch voller mittelmeerischer Helligkeit. Sie orientieren sich noch an den Vorbildern des Klassizismus. Doch schon bald tritt eine Wandlung ein. Die Figuren erhalten eine eigentümliche Strenge, werden auf einige kraftvolle Umrisslinien reduziert, die Farben dunkler und fahler. Hofers Malerei ist nicht realistisch, sie verlässt bis auf eine kurze abstrakte Phase in den 30er-Jahren aber auch nie die figurativen Formen. Das machte sie auf der einen Seite zu einer der herausragenden, eigenständigen Positionen ihrer Zeit, derjenigen eines Max Beckmann direkt vergleichbar. Aber sie machte sich auch angreifbar.
Während der Nazizeit war Hofers asketisch-strenge Form des Expressiven als "entartet" geächtet. In der inneren Emigration vollzogen seine Figuren vielfach eine Wende zum Geister- und Maskenhaften. Und er wurde – bedeutsam für diese Hallenser Ausstellung –zu Lebzeiten auch in der DDR rezipiert, allein in Halle an der Saale hatte er bis 1955 fünf Einzelausstellungen in der damals fast legendären Galerie Henning. In die lange Liste seiner frühen, studentischen Adepten, die ihn zum Vorbild nahmen, gehörten unter anderem auch Hermann Bachmann oder Willi Sitte, der spätere Staatskünstler und Vorsitzende des Verbandes Bildender Künstler.
Karl Hofer und Halle, Karl Hofer und der einst sozialistische Osten – das ist eine Beziehung, in der viele Versäumnisse des letzten Jahrhunderts symbolisch abgearbeitet werden können. Der gebürtige Karlsruher, der in West-Berlin lehrte und im Tessin lebte, hatte in Ostdeutschland viele Anhänger, gerade weil seine kraftvoll-karge, reduziert-dunkle Malerei, jenseits der ost-westlichen Schemata lag.
Der öffentliche, über Zeitungen ausgetragene Streit Karl Hofers mit Will Grohmann, seinerzeit einem der bekanntesten Kunstkritiker und kampfeslustiger Verfechter der abstrakten Kunst, gehört auch in dieses Bild. Er fand im Jahr 1955 statt, dem Todesjahr Hofers. Dieser Streit zog damals weite Kreise – denn der Kampf Figuration versus Abstraktion beherrschte damals die gesamte westliche Kunstszene und führte nicht zuletzt auch zur Distanzierung seines einstigen Schülers Ernst Wilhelm Nay von Hofer – aber gerade aus heutiger Sicht ist er signifikant.
Grohmann ereiferte sich damals über die "geradezu rätselhafte Hasspsychose" Hofers gegenüber der "Kunst der Gegenwart", während Hofer seinerseits die Abstrakten als "Sekte" und die Unterscheidung einer gegenständlichen und ungegenständlichen Kunst als absurd bezeichnete. Mit diesem letzten Satz war Hofer seiner Zeit offenkundig weit voraus.
Es hat lange gedauert, ehe das Werk Karl Hofers wieder entdeckt wurde. Nach einigen wegweisenden Ausstellungen ist es - nach über 30 Jahren - nun wieder in einer Einzelausstellung in Halle zu sehen. So unscheinbar der Anlass - in seiner historischen Bedeutung kann er doch nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Die Galerie Henning, in der Hofers Werk hier zu sehen war, wurde 1961 wegen politischer Unbotmäßigkeit geschlossen, Hofer als "parteilich ungefestigter" Künstler in der DDR offiziell geschmäht. Die Ausstellung von 1979, die Hofers Werk ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod nach Halle zurückholte, blieb eine Ausnahme. Doch das Werk des westdeutschen Malers Karl Hofer steht heute auch symbolisch für eine grundsätzliche Neubewertung der ostdeutschen Malerei der letzten 60 Jahre.
Kunstverein Talstraße
Während der Nazizeit war Hofers asketisch-strenge Form des Expressiven als "entartet" geächtet. In der inneren Emigration vollzogen seine Figuren vielfach eine Wende zum Geister- und Maskenhaften. Und er wurde – bedeutsam für diese Hallenser Ausstellung –zu Lebzeiten auch in der DDR rezipiert, allein in Halle an der Saale hatte er bis 1955 fünf Einzelausstellungen in der damals fast legendären Galerie Henning. In die lange Liste seiner frühen, studentischen Adepten, die ihn zum Vorbild nahmen, gehörten unter anderem auch Hermann Bachmann oder Willi Sitte, der spätere Staatskünstler und Vorsitzende des Verbandes Bildender Künstler.
Karl Hofer und Halle, Karl Hofer und der einst sozialistische Osten – das ist eine Beziehung, in der viele Versäumnisse des letzten Jahrhunderts symbolisch abgearbeitet werden können. Der gebürtige Karlsruher, der in West-Berlin lehrte und im Tessin lebte, hatte in Ostdeutschland viele Anhänger, gerade weil seine kraftvoll-karge, reduziert-dunkle Malerei, jenseits der ost-westlichen Schemata lag.
Der öffentliche, über Zeitungen ausgetragene Streit Karl Hofers mit Will Grohmann, seinerzeit einem der bekanntesten Kunstkritiker und kampfeslustiger Verfechter der abstrakten Kunst, gehört auch in dieses Bild. Er fand im Jahr 1955 statt, dem Todesjahr Hofers. Dieser Streit zog damals weite Kreise – denn der Kampf Figuration versus Abstraktion beherrschte damals die gesamte westliche Kunstszene und führte nicht zuletzt auch zur Distanzierung seines einstigen Schülers Ernst Wilhelm Nay von Hofer – aber gerade aus heutiger Sicht ist er signifikant.
Grohmann ereiferte sich damals über die "geradezu rätselhafte Hasspsychose" Hofers gegenüber der "Kunst der Gegenwart", während Hofer seinerseits die Abstrakten als "Sekte" und die Unterscheidung einer gegenständlichen und ungegenständlichen Kunst als absurd bezeichnete. Mit diesem letzten Satz war Hofer seiner Zeit offenkundig weit voraus.
Es hat lange gedauert, ehe das Werk Karl Hofers wieder entdeckt wurde. Nach einigen wegweisenden Ausstellungen ist es - nach über 30 Jahren - nun wieder in einer Einzelausstellung in Halle zu sehen. So unscheinbar der Anlass - in seiner historischen Bedeutung kann er doch nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Die Galerie Henning, in der Hofers Werk hier zu sehen war, wurde 1961 wegen politischer Unbotmäßigkeit geschlossen, Hofer als "parteilich ungefestigter" Künstler in der DDR offiziell geschmäht. Die Ausstellung von 1979, die Hofers Werk ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod nach Halle zurückholte, blieb eine Ausnahme. Doch das Werk des westdeutschen Malers Karl Hofer steht heute auch symbolisch für eine grundsätzliche Neubewertung der ostdeutschen Malerei der letzten 60 Jahre.
Kunstverein Talstraße