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Zwischen Exportschlager und Schlagerexport

20 Jahre ist es her, dass Frankreich zur Ankurbelung des Verkaufs von Musik ins Ausland ein Büro gegründet hat. Beim Bureau Export de la Musique Francaise ziehen private und öffentliche Geldgeber als Finanziers an einem Strang. In fünf Ländern gibt es solche Büros inzwischen, eines davon ist Deutschland.

Von Luigi Lauer | 05.03.2013
    Es ging ganz klar ums Geld, als vor 20 Jahren das Bureau Export de la Musique Francaise, kurz: Büro Export, gegründet wurde. Denn Deutschland ist der drittgrößte Musikmarkt der Welt. Da überrascht es nicht, dass das Interesse an diesem Stück Kuchen groß ist.

    "Deutschland ist der erste Markt für Frankreich im Musikbereich und es gibt so viel zu tun."

    Gehetzt sieht Bürochef Sylvain Thollon dabei allerdings nicht aus. Zwar besteht sein Job im Bureau Export nicht nur daraus, den ganzen Tag Musik zu hören. Aber auch. Zum Beispiel Camille, seit einigen Jahren einer der Shootingstars Frankreichs; - nicht zuletzt auch durch die Arbeit des Büro Export ein echter Exportschlager.

    Künstlerischer Leiter des Büro Export ist Daniel Winkel, ein frankophiler Berliner. Seit 13 Jahren ist er dabei und ein intimer Kenner der Branche, sowohl der deutschen wie der französischen. Das muss er auch sein:

    "Zu einer unserer Kernaufgaben gehört, dass wir zwischen der französischen Branche und der deutschen Branche vermitteln. Und zwar nicht nur mit finanziellem Support den französischen Labels und Agenten zur Seite stehen, sondern dass wir eben vor allem auch mit Rat und Tat, mit Kontakten, Vermittlung und gezielter Beratung zur Seite stehen. Will sagen: Für sie auch Lizenz-, Label-Deals finden, Vertriebe finden, die die Kataloge hier auch in den Handel bringen können, Konzertagenturen finden, die Künstler mittel- und langfristig betreuen und auch Lust haben, Themen aufzubauen, Künstler hier auf Tourneen schicken und so weiter."

    Zu "und so weiter" gehört auch die Betreuung von Journalisten hierzulande, denn die werden vom Büro Export ebenfalls auf dem Laufenden gehalten.

    Knapp drei Millionen Euro beträgt der Jahresetat des Bureau Export de la Musique Francaise. Das Geld kommt von:

    "...also Außenministerium, Kulturministerium, Institut Francaise und dann alle institutionellen Partner in der Musikbranche in Frankreich und auch die Labels."

    Das klingt üppig, ist es aber keineswegs. Denn die drei Millionen sind nicht nur der Etat des Berliner Büros, sondern der aller fünf Büros weltweit. Insgesamt 350 französische Partner arbeiten mit dem Büro Export zusammen. Und die werden schon zuhause gut gepflegt.

    "Wir können keinen Export machen, der effizient ist, ohne dass es eine gut funktionierende Inlandsförderung gibt. Die Inlandsförderung passiert in Frankreich sicherlich im europäischen Vergleich auf einem außergewöhnlichen Niveau. Weil: Sowohl für Produzenten als auch für Interpreten als auch für Spielstätten und Veranstalter es im Inland eine Förderstruktur gibt, die sehr großzügig ist."

    Zwischen Exportschlager und Schlagerexport unterscheiden die Franzosen nicht. Die Musikrichtung spielt keine Rolle, und überhaupt ist die Sache gar nicht so französisch, wie sie scheint:

    "Wir konzentrieren uns nicht auf das Kriterium französische Sprache oder Nationalität, sondern wir begleiten französische Firmen und ihr Repertoire im Ausland. Das heißt, wir fördern durchaus auch deutsche Künstler, wenn sie denn in Frankreich unter Vertrag stehen und wir mit dem Verleger oder Label zusammen arbeiten."

    Seit einiger Zeit gilt das auch für Klassik und zeitgenössische Musik. Und selbstverständlich ist das Büro Export auch im Internet vertreten, beeilt sich Sylvain Thollon hinzuzufügen:

    "Und das ist die Zeit, über Chic Schnack zu reden. Chic Schnack, also chic auf französisch, schnack auf deutsch, und dann kann man also nicht nur Konzerte angucken, also Kalender, wer spielt wo, aber kann man auch CDs, Karten gewinnen."

    Nur das Video über die kleine Geburtstagsfeier des Büro Export auf Youtube anschauen, das kann man nicht. Denn:

    "Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar, da die Gema die Verlagsrechte hieran nicht eingeräumt hat."

    Chic minus Schnack Punkt org lautet die korrekte Adresse der Info-Seite des Bureau Export de la Musique Francaise, über dessen 20-jähriges Bestehen sie Luigi Lauer informierte.