Fast zwanzig Jahre vorher hatte Bennie Wallace angefangen, Saxofon zu lernen und war bereits mit 17 Jahren als Bandleader in schwarzen "After Hours"-Clubs in seinem Heimatstaat Tennessee aufgetreten. Als ewig Lernender begreift sich der sympathische Mann mit dem breiten, entspannten Südstaaten-Akzent noch heute: er sagt, das berühmte Solo von Coleman Hawkins über "Body and Soul" studiere er wie ein Komponist den anderen. Der klassische Geiger Gidon Kremer gehört zu seinen Favoriten; tatsächlich lassen seine ungewöhnlichen Solointros und die riskanten Schlusskadenzen an die große Kunstfertigkeit eines improvisierenden Barockmusikers denken. Nachdem er aus finanziellen Gründen mehrere Jahre als Filmkomponist in Hollywood arbeiten musste, was ihm immerhin die Freundschaft des legendären Jazzpianisten Jimmy Rowles bescherte, meldete sich Bennie Wallace Ende der 90er Jahre zurück auf der Jazzszene. Sowohl die ekstatische Atmosphäre bei Liveauftritten wie auch die sorgfältige Detailarbeit im Studio scheint er wieder sehr zu genießen: Bennie Wallace ist heimgekehrt zum Jazz. Besonders das klassische amerikanische Songbook von George Gershwin bis Cole Porter reizt ihn heute zu wunderbar inspirierten Soli, denen selbst sein langjähriger Freund Sonny Rollins unverhohlen seine Bewunderung zollt.
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Zwischen Tradition und Moderne
Mit 32 Jahren wurde Bennie Wallace durch sein Album "The Fourteen Bar Blues" schlagartig bekannt. Besonders die europäischen Jazzfans waren nach Jahren des Free Jazz und dem endlosen Defilé der Autodidakten von seinem brillanten Können als Tenorsaxofonist hellauf begeistert. Man staunte über den Mut dieses Neuankömmlings, sich an die schwierigen Themen eines Thelonious Monk heranzuwagen. Noch im selben Jahr 1979 bekam er den Deutschen Schallplattenpreis verliehen.