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Zwischen Tradition und Moderne

Etwa einhundert Teilnehmer, darunter Rektoren und Präsidenten von jeweils 30 Hochschulen aus Asien und Europa, haben in verschiedenen Workshops in Berlin Möglichkeiten einer intensiven Zusammenarbeit ausgelotet. Beim Asia-Europe-Meeting (Asem) geht es um die Situation von Hochschulen, die sich im globalen Wettbewerb behaupten müssen.

Von Verena Kemna |
    Nach einem ersten Treffen der asiatischen und europäischen Bildungsminister im Mai in Berlin, ist diese Tagung an der Freien Universität nun ein erster praktischer Erfahrungsaustausch auf Hochschulebene. Professor Supachai Yavaprabhas aus Bangkok ist als Stellvertreter für das Hochschulwesen in Thailand nach Berlin gereist. Vornehmlich so genannte Eliteuniversitäten haben sich bisher an Austauschprogrammen wie etwa dem europäischen Asia- Link beteiligt. Das muss sich ändern, meint der Professor aus Bangkok.

    "Auch andere Universitäten müssen die Möglichkeit haben an solchen Austauschprogrammen teilzunehmen. So können wir mehr Studenten aber auch Universitätsangestellte erreichen."

    Nicht nur Studierende und Verwaltungspersonal, auch Wissenschaftler sollen die Strukturen auf beiden Seiten besser kennen lernen. Um diesen Prozess seitens der Hochschulen fest zu etablieren, könnte ein ständiges Büro etwa bei der Asia Europe Foundation in Singapur angesiedelt werden. So eine der Empfehlungen der Asem-Rektorenkonferenz in Berlin. Strukturen wie beim europäischen Bolognaprozess gibt es an asiatischen Hochschulen nicht. Was Evaluierung, Standards und Studienmodule angeht, ist Europa unser Vorbild, meint Professor Supachai Yavaprabhas.

    "Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen in Asien und Europa mehr übereinander wissen. Auch das ist eine wichtige Funktion der Hochschulen. Was wir also brauchen ist so etwas wie ein europäisches und asiatisches Studienzentrum. Das wäre sehr wichtig, für mehr Transparenz. Ich freue mich, dass bei diesem ASEM Treffen, Marketing einmal nicht im Vordergrund steht. Es geht vielmehr um eine langfristige Kooperation. "

    Auch Professor Pierre de Maret vom Vorstand der European University Association versteht den Bologna Prozess als Vorbild für die Zusammenarbeit europäischer Universitäten mit Partnern in Asien. Er sieht die Hochschulvertreter der ASEM Konferenz in der Verantwortung. Sie müssten dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für den studentischen Austausch stimmen.

    "Sie haben Geldprobleme, Schwierigkeiten mit den Visa, viele kleine praktische Probleme. Und wir müssen auf Hochschulebene in jedem der Länder versuchen, diese Probleme zu lösen. Um die Mobilität der Studenten zu befördern, sollten die Universitätsangestellten mit gutem Beispiel voran gehen. Nicht nur die Professoren, auch Diejenigen, die schließlich das Formular ausfüllen müssen und ein geeignetes Studentenwohnheim empfehlen. Wir versuchen also so praktisch wie möglich im Sinne der Studenten zu handeln. "

    Ähnlich wie in Europa sollten Hochschulen in den asiatischen Ländern Netzwerke bilden. Sowohl Asien also auch Europa leiden unter dem so genannten "brain drain", darunter also, dass Akademiker in den USA oft bessere Forschungs- und Karrieremöglichkeiten vorfinden. Wir wollen dem etwas entgegen setzen, sagt Pierre de Maret.

    "Es gibt viele gemeinsame Anliegen. Brain-drain ist nur eines davon, wir müssen strategische Visionen entwickeln, alle Vertreter und eben auch die Studenten mit unseren Ideen ansprechen. So können wir eine fruchtbare Zusammenarbeit befördern. Ich sage mal so etwas wie eine neue Seidenstraße zwischen Europa und Asien."

    Aus welchen Töpfen die nötigen finanziellen Mittel kommen, ist noch unklar. Fest steht, dass die Hochschulleiter dieser ersten ASEM-Konferenz in Berlin ein Treffen der Bildungsminister im Mai 2009 in Hanoi ausdrücklich unterstützen. Eine zweite ASEM-Rektorenkonferenz, dann an einer asiatischen Universität, ist in zwei Jahren geplant.