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Zypern und das Öl

Im östlichen Mittelmeer werden große Erdgas- und Erölvorkommen vermutet. Die Regierung der griechischen Zyprioten hat nun Lizenzen ausgeschrieben, um ein 60.000 Quadratkilometer großes Feld im Süden der Insel genauer zu erforschen. Das potentielle Ölvorkommen sorgt für weitere Konflikte zwischen dem griechisch-zypriotischen Süden und dem türkisch-zypriotischen Norden.

Von Jerry Sommer |
    Das Restaurant im zyperngriechischen Teil von Nicosia ist voller junger Leute. Das Bier kostet fünf Euro, aber das ist für die Anwesenden kein Problem. Denn die griechischen Zyprioten sind dank des Tourismus-Geschäfts ziemlich wohlhabend. Und wenn die Hoffnungen wahr werden, werden sie bald noch reicher sein. Südlich von Zypern sollen unter dem Mittelmeer Öl- und Gasvorkommen im Wert von 400 Milliarden Euro liegen. Die Regierung hat jetzt Lizenzen ausgeschrieben, um ein 60 000 Quadratmeter großes Gebiet genauer zu untersuchen.

    Nicos Rolandis ist optimistisch, aber auch vorsichtig. Bis vor wenigen Jahren war er als Industrieminister in der griechisch-zypriotischen Regierung für diesen Bereich zuständig.

    "Wir können heute wohl von einer Wahrscheinlichkeit von 30 oder 40 Prozent ausgehen, dass dort große Ölvorkommen vorhanden sind. Aber um sicher zu sein, man muss erst bei Probebohrungen Öl tatsächlich finden; man muss feststellen, ob es technisch möglich ist und ob es sich finanziell lohnt, es heraufzupumpen. Das alles wissen wir noch nicht."

    Rolandis sorgt sich auch um die politischen Konflikte, die durch die Lizenzausschreibung der griechisch-zypriotischen Regierung mit den Zyperntürken und mit der Türkei ausgelöst wurden. Denn die großen Ölgesellschaften investierten nicht gern in Regionen, in denen politische oder militärische Querelen drohten, meint der Ex-Industrieminister. Deshalb sei es ein "großen Fehler", dass die griechischen Zyprioten das Öl-Projekt ohne Absprache mit den Zyperntürken vorantrieben.
    In der international anerkannten Republik Zypern bestimmen ausschließlich die griechischen Zyprioten. - Da nun selbst die EU dabei sei, ihre Verbindungen zu den türkischen Zyprioten auszubauen, schlägt Rolandis seinen zyperngriechischen Landsleuten vor, auch in der Ölfrage eine Verständigung anzustreben.

    "" Unsere Regierung sollte auf die Zyperntürken zugehen und sich mit ihnen einigen. Man könnte vereinbaren, einen Teil der potentiellen Einnahmen auf ein Konto einzuzahlen, dass den Zyperntürken nach einer bestimmten Zeit oder, wenn Zypern wiedervereinigt ist, zur Verfügung steht"."

    Das fordern auch die Vertreter der türkischen Zyprioten. Ihr Präsident, Mehmet Ali Talat, warnte schon davor, dass die einseitigen und nichtabgesprochenen Beschlüsse der Zyperngriechen die Spannungen auf der Insel erhöhen könnten. Sein Staatsminister Rashid Pertev: