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Abstruse Idee der verschwundenen Jahrhunderte
Phantom-Zeitalter astronomisch widerlegt

Hartnäckig hält sich die Idee mancher Verschwörungstheoretiker, nach der im Mittelalter rund drei Jahrhunderte in die Geschichtsschreibung einfach eingefügt worden seien. Demnach habe es die Jahre von 614 bis 911 nie gegeben. Damit wäre etwa Karl der Große ein Phantom oder die Historiker hätten die Funde jener Zeit falsch datiert.

Von Dirk Lorenzen | 14.05.2017
    Die totale Sonnenfinsternis vom 19. Juli 418 wurde in antiken Quellen beschrieben – sie liegt fast 1.600 Jahre zurück.
    Die totale Sonnenfinsternis vom 19. Juli 418 wurde in antiken Quellen beschrieben – sie liegt fast 1.600 Jahre zurück. (Stellarium)
    Wissenschaftler halten das angebliche Phantom-Zeitalter für völlig absurd. Dass es ein reines Hirngespinst ist, belegen auch astronomische Überlieferungen, vor allem von Sonnenfinsternissen. So gibt es präzise Berichte, dass sich in den Jahren 59 und 418 über Italien die Sonne verdunkelt hat. Das lässt sich heute ganz einfach nachrechnen. Es stimmt: Diese Finsternisse sind an den in den Texten genannten Tagen genauso abgelaufen wie berichtet.
    Wie die astronomischen Berechnungen zeigen, sind diese Finsternisse vor rund 1950 beziehungsweise knapp 1600 Jahren abgelaufen. Es fehlen also keine drei Jahrhunderte.
    Ebenso hilfreich sind viele überlieferte Beobachtungen des Kometen Halley: Der Komet zeigt sich etwa alle 76 Jahre – aber er läuft bei jeder Erscheinung anders über den Himmel. Die Berichte lassen sich eindeutig datieren. Auch Halley und seine antiken Beobachter belegen also, dass es alle Jahre gegeben hat.
    Auch wenn sich manche nicht von Fakten beeindrucken lassen: Der Kosmos belegt glasklar, dass das Phantom-Zeitalter eine reine Erfindung ist. Wir leben völlig korrekt im Jahr 2017.