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FIFA
Rassismus-Task-Force aufgelöst

Trotz Bedenken hat die FIFA ihrer Rassismus-Task-Force abgeschafft. Um Diskriminierungsthemen kümmere sich fortan die Administration, hieß es in Zürich. Die Abschaffung der Task Force ist für die Verbandsführung allerdings auch recht bequem - vor der WM 2018 in Russland.

Von Thomas Kistner | 26.09.2016
    Brasilianische und deutsche Fußballer mit FIFA-Anti-Rassismus-Plakat 2006
    Brasilianische und deutsche Fußballer mit FIFA-Anti-Rassismus-Plakat 2006 (Ok_Fifa_Wm_2006)
    Immer mehr Ärger im angehenden WM-Land: Unabhängige Fachorganisationen wie "Football Against Racism in Europe" (Fare), ein Netzwerk von Fangruppen aus 13 europäischen Ländern, beklagen einen dramatischen Anstieg an rassistischen Vorfällen in und um russische Stadien. Aus der letzten Saison 2014/15 werden 92 Zwischenfälle gemeldet, in den beiden Spielzeiten zuvor waren es insgesamt 83. Der Anstieg ist alarmierend und rückt die WM 2018 in den Blickpunkt.
    Doch wie in der Problemfrage zum russischen Staatsdoping, die auch elf Fußballfälle auflistet und Sportminister Vitaly Mutko persönlich belastet, setzt der Weltverband Fifa in der Rassismus-Frage auf die Strategie des Ignorierens und Aussitzens. Am Wochenende löste er sogar klammheimlich seine verbandseigene Antirassismus-Taskforce auf. Eine öffentliche Erklärung dazu gab es nicht, selbst die Mitglieder des Gremiums erhielten nur ein Schreiben, in dem ihre Aufgabe als erfüllt bezeichnet wird.
    Rassismus bleibt ein drängendes Thema
    Nun regen sich Proteste. Der zweimalige Fifa-Präsidentschaftskandidat Prinz Ali aus Jordanien greift die Fifa in einem offenen Brief an. Taskforce-Mitglied Osasu Obayiuwana aus Nigeria beklagt, die Kommission hätte nicht abgeschafft, sondern in eine feste Einheit umgewandelt werden müssen. Dies hatte im Februar auch Präsidentschaftskandidat Tokyo Sexwale aus Südafrika gefordert.
    Tatsächlich bleibt Rassismus im Fußball ein drängendes Thema, und just im WM-Land 2018 spitzt es sich zu. Das nährt den Verdacht, dass Gianni Infantino alles tut, was sein Fifa-Vorstandskollege Mutko wünscht. Dass Russlands Sportminister gerade auch wieder zum nationalen Fußballchef gekürt wurde und damit enorme Interessenskonflikte aufweist, stört den affärengestählten Fifa-Boss so wenig wie die massiven Dopingvorwürfe gegen Mutko. Russlands starke Hand wird in Zürich immer stärker spürbar.
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