Freitag, 26. April 2024

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Alle Jahre wieder:

Pieck: Deutsche Männer und Frauen, deutsche Jugend!

Jasper Barenberg | 31.12.2001
    Heinemann: Liebe Mitbürger

    Brandt: Meine Damen und Herren, liebe Mitbürger

    Kohl: Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger

    Lübke: Liebe Landsleute im anderen Teil Deutschlands

    Ulbricht: Liebe Bürger der Deutschen Demokratischen Republik, liebe Freunde, liebe Genossen.

    Ihr Wort richten sie an die Wohnzimmer der Nation. Dort sehen sie im Geiste die Familie einträchtig versammelt. Und ihr wollen die höchsten politischen Repräsentanten des Landes zum Wechsel von einem Jahr zum anderen und im Tonfall eines privaten Gesprächs vor allem eines mit auf den Weg geben: Orientierung angesichts vielfältiger Herausforderungen und die Zusicherung einer besseren Zukunft:

    Stoph: Es gehört zu den guten Traditionen, in den letzten Stunden eines zuende gehenden Jahres, sich dessen zu erinnern, was dem verflossenen Jahr das Gepräge gab und zugleich den Blick auf das Kommende zu richten.

    Brandt: Als Regierung dürfen und werden wir dieses Problem nicht auf die leichte Schulter nehmen.

    Schröder: Es ist wahr: die immer noch viel zu hohe Arbeitslosigkeit gibt uns Grund zur Sorge. Aber viel mehr Gründe haben wir zur Hoffnung und zum Optimismus.

    Brandt: Der Fleiß unseres Volkes ist ein großes Kapital. In gemeinsamer Arbeit und im friedlichen Ringen der Meinungen werden wir noch viel schaffen.

    Schmidt: Alles in allem sind wir auf einem guten Wege. Und das spüren wir ja doch auch alle recht deutlich.

    Kohl: Es geht wieder aufwärts in unserem Land. In vielen Bereichen ist zu spüren, dass die Deutschen die Herausforderungen unserer Zeit mit neuem Mut, mit neuem Selbstvertrauen angenommen haben.

    Same procedure as last year, Miss Sophie? Same procedure as every year, James!

    Dieselbe Prozedur also jedes Jahr aufs neue: Eingespannt in ein Gerüst aus Rückblick und vorsichtiger Prognose kombinieren die Ansprachen - unabhängig vom Redner - moderates Lob mit mildem Tadel. Die Beschwichtigung gehört zu ihrem unveränderlichen Grundton ebenso wie die Ermunterung. Fester Bestandteil des jährlichen Reigens ist der Appell zur inneren Einkehr. Fehlen darf auch nicht der Aufruf zum staatsbürgerlichen Engagement.

    Und doch sind die Reden zu Weihnachten und zum neuen Jahr mehr als nur eine immer gleiche, zeitlos Pflichtübung. Zusammengenommen ergeben sie zugleich ein Panorama von über 50 Jahren wechselvoller Geschichte. Gefiltert durch die Persönlichkeit der jeweiligen Amtsträger spiegeln die Ansprachen auch Veränderungen der Politik. Sie reichen zurück bis in die unmittelbare Nachkriegszeit:

    Howley: Happy New Year! May I wish you success in 1947 and all of the happiness which comes from working for a future great, completely democratic Berlin.... Frohes neues Jahr! Ich darf Ihnen Erfolg für 1947 wünschen und alles Glück, das aus der Arbeit für ein in Zukunft vollständig demokratisches Berlin erwächst. Sie haben allen Grund zur Dankbarkeit. Sie haben Frieden und profitieren vom Ende des Hasses. Die Ernährungslage und die Gesundheitslage wurden stark verbessert. Die Entnazifizierung hat dazu beigetragen, diejenigen zu stürzen, die Sie in den Krieg geführt haben. Sie haben Fortschritte gemacht auf dem Weg zur Demokratie.

    Der US-amerikanische Oberst Frank Howley - und nicht etwa ein deutscher Politiker - überbrachte die guten Wünsche für 1947. Deutschland ist besetzt. Die Truppen der vier Alliierten Staaten halten nach der vollständigen Kapitulation des nationalsozialistischen Staates die alleinige Macht in ihren Händen. Daran erinnerte der Direktor der amerikanischen Militärregierung in Berlin in seiner Rede: bewusst hielt er sie auf englisch - und nicht auf deutsch.

    Aus seiner Rolle als "Demokratie auf Probe" sollte Deutschland schnell herauswachsen. Je deutlicher sich am Horizont der "Kalte Krieg" mit der Sowjetunion abzeichnete, desto stärker wurde Westdeutschland in den Block der drei westlichen Alliierten eingebunden. 1949 bereits kündigte der Britische Militärgouverneur Sir Brian Robertson die Gründung einer Regierung in Bonn an:

    Sie muss nicht nur für die Verwaltung des Landes die Verantwortung tragen, sondern auch für die Verpflichtungen Deutschlands als einer Nation, die im Begriffe steht, eine Partnerschaft mit den demokratischen Ländern Europas einzugehen. Also voran: greifen Sie zu - zum Besten Deutschlands und Europas!

    Und die Deutschen im Westen des Landes griffen zu - der neugewählte Bundestag in Bonn bestimmt Konrad Adenauer zum Bundeskanzler. Und der wandte sich am Jahresende 1949 zum ersten Mal an die Bevölkerung. Im Vordergrund seiner Rede stand vor allem die materielle und seelische Not der deutschen Trümmergesellschaft: Wohnraum, Arbeit und die Integration der Flüchtlinge. Doch auch eine andere Hinterlassenschaft des Krieges beschäftigte "den Alten":

    Der Kriegsgefangenen und Verschleppten gilt ein besonders herzlicher Gruß an diesem Feste. Vielleicht können wir mit Recht hoffen, das die Tragödie der Kriegsgefangenen und Verschleppten dank auch der Bemühungen der Hohen Kommissare im kommenden Jahr zuende geht.

    Heute wirkt es fremd: aber damals hielt nicht der Bundespräsident, sondern der Regierungschef die Weihnachtsansprache. Konrad Adenauer gestaltete sie liebevoll als christliche Predigt. Im Zentrum standen vor allem drei miteinander verbundene Botschaften: Geburt Jesu, die Sorge um die Zukunft der Familie und: Frieden:

    Wir wollen in diesen Tagen einmal der Stille pflegen und Einkehr bei uns selbst halten. Das Wort der Engel in der heiligen Nacht: Friede den Menschen, die eines guten Willens sind, ist eine Verheißung, an die wir glauben. Wir hoffen, dass der Menschheit der Frieden geschenkt wird.

    Bis 1969 war der Bundespräsident zuständig für die Silvesterbotschaft. In seiner ersten Ansprache ist Theodor Heuss allerdings noch auf der Suche nach seiner Rolle. Er möchte 1949 zum Jahreswechsel über alles gleichzeitig sprechen, möchte jede Not und jedes Schicksal berücksichtigen. Die Anforderungen an das Amt und seinen Träger unter den Umständen der Zeit jedoch kennt und benennt er:

    Der Katalog der deutschen Not und Nöte ist unabsehbar. Wollte ich ihn reihen, so würde es eine Reihe grauen Elendes sein und morgen würden die Briefe kommen: aber mich - uns - unsere Gruppe hast Du vergessen - weißt Du nichts davon? Ich weiß schon davon. Denn dies Amt ist nicht nur ein Magnet der Hoffnungen, sondern auch der Verzweiflungen geworden.

    Vor allem in den ersten Jahren der Bundesrepublik enthielten die Silvesterbotschaften der Bundespräsidenten immer wieder eindringliche Lektionen in Staatsbürgerkunde. Auch Heuss versuchte, die frisch gebackenen Bundesbürger auf die von den Alliierten verordnete demokratische Staatsform einzuschwören:

    Der Arbeitsstil der neuen gesetzgebenden Körper muss erst gesichert sein und sich einspielen. Er ist noch recht unvollkommen. Doch das Schimpfen und Höhnen an der Bierbank ist nicht die rechte Begleitmusik. Wollt Ihr wieder den Reichstag der dreißiger Jahre, wo alles so glatt ging? Es war der glatte Weg, der in den Abgrund führte.

    Kritik an der neuen politischen Ordnung kam zur gleichen Zeit auch aus dem anderen Teil Deutschlands. Im Oktober 1949 hatte die Volkskammer für das Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone, kurz SBZ, die Verfassung der DDR verabschiedet. Seither wurde das deutsch-deutsche Verhältnis zu einem festen Element im Themenspektrum der Neujahrsansprachen. Auch die Staatsspitze in Ost-Berlin wusste dieses Instrument für ihre Zwecke zu nutzen.

    Pieck: Zum Jahresende spricht jetzt der Präsident der Deutschen Demokratischen Republik, Wilhelm Pieck, zu Ihnen.

    Die Möglichkeit, sich unmittelbar an alle Deutschen richten zu können, nutzte Pieck vor allem dazu, die politischen Parteien in Bonn und ihre junge Regierung anzuklagen - als Handlanger des Westens und als Kriegstreiber:

    Sie reden von Frieden und unterstützen durch ihre Hetze die Kriegsvorbereitungen. Sie reden von der Einheit und betreiben eine immer tiefere Spaltung Deutschlands. Sie reden von der Befreiung des Ostens und machen Westdeutschland zur Kolonie der imperialistischen Westmächte. Sie reden vom Wohlstand und machen Millionen Menschen arbeits- und brotlos.

    Die wirtschaftliche Lage bewertete die Bevölkerung in Westdeutschland naturgemäß ganz anders:

    Der Westen feierte den Aufschwung der fünfziger Jahre. Die Staatsführung im Osten dagegen blieb dabei: Die BRD war eine Gefahr, gegen die man vor allem den Selbstbehauptungswillen des friedliebenden sozialistischen Staates beschwor. Einen Höhepunkt dieser Argumentation lieferte 1961 Walter Ulbricht, der Staatsratsvorsitzende. Während Konrad Adenauer in Bonn den Bau der Berliner Mauer nur in einem Nebensatz erwähnte, verteidigte Ulbricht das Bauwerk mit einer flammenden Rechtfertigungsrede:

    Am 13. August wurde durch die Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls endgültig klargestellt: die Revanche-Pläne der westdeutschen Militaristen sind bankrott. Die friedliche sozialistische Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik ist geschützt.

    Den Anwürfen aus Ost-Berlin begegnete Bundespräsident Heinrich Lübke auf seine eigene Art: Er begründete für kurze Zeit die Tradition einer Botschaft speziell an die Bürger der DDR - die man allerdings so nicht beim Namen nennen durfte, weil die Regierung in Bonn die SBZ offiziell gar nicht als Staat anerkannte. Und so sprach Lübke Ende 1968 zur "Bevölkerung Mitteldeutschlands". Und beschwor alle Deutschen, der wachsenden Entfremdung hüben wie drüben Einhalt zu gebieten:

    Schon ein Kartengruß, ein Brief, ein Telefongespräch vermag Brücken zu bauen. Wer über die Zonengrenze reisen kann, sollte das tun. Denn die persönliche Begegnung ist das beste Mittel, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit aufrecht zu erhalten.

    1974 meldete sich der Staatsratsvorsitzende in Gestalt von Willi Stoph das letzte Mal zum neuen Jahr. Zum 25. Jahrestag ihrer Gründung zeichnete er die DDR als sozialistisches Idyll der Geborgenheit und der Harmonie. Sein Nachfolger im Amt, Erich Honecker, verzichtete fortan auf die Möglichkeit, zu Silvester direkt zur Bevölkerung zu sprechen.

    Die Bundesrepublik am Ende der sechziger Jahre: Jugendliche begehren auf gegen die Generation ihrer Eltern. An den Universitäten wollen sie den Talaren den "Muff von 1000 Jahren" austreiben. Aber nicht nur das Bildungssystem und die Erziehung - die gutbürgerliche Lebensweise der Nachkriegsgeneration überhaupt stellen sie in Frage. Gustav Heinemann bemüht sich in seiner ersten Ansprache zum Jahreswechsel 1969 um eine ausgewogene Beurteilung dieses Phänomens:

    Dieser Unruhe verdanken wir - das möchte ich nachdrücklich sagen - viele fruchtbare Anstöße. Dieser selben Jugend aber sage ich, dass sie ihre Ziele verfehlt, wenn sie ihre Eltern, ihre Lehrer oder das so genannte Establishment wie Feinde behandelt und demütigen will.

    Aber es kam anders. Einige aus der "außerparlamentarischen Opposition" und der 68er-Bewegung formierten die terroristische Rote Armee Fraktion. Deren Anschläge auf Vertreter von Industrie und Staat kulminierten 1977 in einer Serie von Mordanschlägen und dem Tod inhaftierter RAF-Mitglieder im Gefängnis in Stuttgart-Stammheim. Bereits drei Jahre vor diesem "Deutschen Herbst" hatte Bundeskanzler Helmut Schmidt in seiner Silvesteransprache eine harte Reaktion gegenüber dieser Herausforderung angekündigt:

    Wir tun alles, was notwendig und vernünftig ist, um unseren freiheitlichen Rechtsstaat gegen solche Kräfte zu schützen, die von blindem Fanatismus angetrieben, unsere demokratische Ordnung herauszufordern versuchen. Für die Bundesregierung versichere ich: Wir werden die Mittel unseres Rechtsstaates mit aller Konsequenz und mit aller Härte einsetzen.

    Mit dem Ökonomen Helmut Schmidt hat sich auch in Stilfragen die Gestalt der Neujahrsansprache herausgebildet, die wir bis heute gewohnt sind. Der Ton hat sich geändert. Jeder Anflug von Humor, Ergriffenheit oder Zorn ist geschwunden. Die Reden werden glatter, konkreter, gleichen eher nüchternen Bilanzen als besinnlichen Ansprachen:

    Sie erwarten von mir an diesem letzten Abend des Jahres keine erbaulichen Sprüche. Heute fragen Sie sich nach der Lage, in dem sich unser Land befindet und nach dem Zustand der Welt. Und Sie wollen wissen, was die Perspektiven sind für uns alle und für die Bundesrepublik Deutschland im neuen Jahr.

    Was darauf folgt ist ein fachmännisches Stakkato von "erstens" bis "neuntens". Diese hanseatische Umstandslosigkeit war mit der zivilen Nüchternheit Heinemanns schon vorweggenommen worden. Aber sie stand in auffallendem Kontrast zum rheinisch-katholischen Verantwortungspathos Adenauers oder dem schwäbischen Barock eines Theodor Heuss aus früheren Jahren.

    Die Besinnlichkeit und das rhetorische Repertoire christlicher Verheißung war von nun an die alleinige Domäne des Bundespräsidenten. In einer behutsamen und intellektuellen Spielart hat sie vor allem Richard von Weizsäcker verkörpert:

    Es tut uns allen ganz gut, mal zu lesen, statt fernzusehen; zu wandern, statt zu fahren; uns zu sammeln, statt Zerstreuung zu suchen. Der Christ denkt zu Weihnachten daran, dass etwas Neues, etwas Unerhörtes geschieht. Gott wendet sich in Christus den Menschen zu. Für uns alle, so meine ich, ist Weihnachten das Fest der Liebe.

    Das familiäre, persönliche: ja private Klima seiner Weihnachtsbotschaften verstärkte er noch dadurch, dass er seine Frau in den abschließenden Gruß einbezog. Seine Nachfolger Herzog und Rau haben das beibehalten.

    Guten Abend meine Damen und Herren. Willkommen am wiedereröffneten Brandenburger Tor, willkommen bei dem wohl größten und hoffentlich fröhlichsten Silvesterfest, das heute auf diesem Erdball gefeiert wird.

    Am Jahreswechsel 1989 erklommen Bundespräsident und Bundeskanzler den vorerst letzten deutschlandpolitischen Gipfel. Unter dem lautstarken Protest seiner Bürger war die vormundschaftliche DDR implodiert - ebenso überraschend schnell wie geräuschlos. Wenige Wochen nach dem Fall der Mauer strömten am 31. Dezember Hunderttausende in die Mitte von Berlin, um die erste deutsch-deutsche Silvesterfeier gemeinsam zu erleben. Kanzler und Präsident kommentierten die dramatischen Ereignisse jedoch ganz unterschiedlich. Richard von Weizsäcker hatte in seiner Weihnachtsansprache jeden klaren Hinweis auf eine mögliche Wiedervereinigung vermieden:

    Wir haben allen Grund, den Deutschen in der DDR mit wahrer Achtung zu begegnen. Dazu gehört es, ihnen nicht ungebeten dreinzureden, sondern ihre Sorgen ernst zu nehmen und ihnen den Raum und die Zeit zu lassen, die sie brauchen, um ihren eigenen Weg zu erkennen. Wir in der Bundesrepublik wollen unseren Beitrag dazu leisten, das Vertrauen in die politische und in die wirtschaftliche Reform in der DDR zu bestärken.

    Ganz anders Helmut Kohl. Er ließ in seiner Rede zum Jahreswechsel keinen Zweifel an seinem Willen, den Zipfel zu ergreifen, den er vom Mantel der Geschichte zum Greifen nah vor sich sah:

    In meinem Zehn-Punkte-Programm zur deutschen Einheit habe ich den Weg aufgezeigt, wie das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangen kann. Die Zulassung unabhängiger Parteien und freie Wahlen in der DDR sind wichtige Schritte auf diesem Wege.

    Überraschungen haben die Weihnachts- und Silvesteransprachen in der Regel nicht zu bieten. Zu sehr folgen die Redner den eingetretenen Pfaden standardisierter Elemente. Zu sehr haben sie sich auch an gewandelte Bedürfnisse angepasst. Medien und Publikum erwarten heute knappe, verwertbare Informationen und keine ewigen Wahrheiten über das Weltgeschehen. Doch so berechenbar die Ansprachen zum Jahresende insgesamt auch sein mögen - eine legendäre Ausnahme gibt es natürlich. Wer sich an Silvester 1986 erst im ZDF und dann in der ARD die Neujahrsrede anschaute, der musste den Eindruck gewinnen, dass Kanzler Kohl zwischenzeitlich Anzug und Redetext gewechselt hatte. Was war geschehen? Die ARD im Erklärungsnotstand:

    Das Pech bestand darin, dass der eigentliche Beitrag nur vorlag in Form eines Sammelbandes, so dass der Techniker, der das Band auflegte nicht unbedingt davon ausgehen konnte, dass es sich um eine Verwechslung handelt.

    Der Mitarbeiter hatte die Kassette mit der Ansprache vom Vorjahr eingelegt. Versehentlich, so schwor der Sender - mit voller Absicht - so dagegen die Gewissheit des erbosten Helmut Kohl. Weitere Pannen dieser Art sind nicht überliefert - Kuriositäten aber schon: 1950 überraschte Theodor Heuss das Publikum damit, eine neue Nationalhymne vorzuschlagen. Den Text der "Hymne an Deutschland" hatte er bei dem Dichter Rudolf Alexander Schröder in Auftrag gegeben. Und ließ es sich nicht nehmen, alle drei Strophen gleich selbst zum besten zu geben. Uns soll die erste genügen:

    Land des Glaubens, deutsches Land/ Land der Väter und der Erben, uns im Leben und im Sterben/ Haus und Herberg', Trost und Pfand/sei den Toten zum Gedächtnis/ den Lebend'gen zum Vermächtnis/ freudig vor der Welt bekannt/ Land des Glaubens, deutsches Land

    Mit dieser Initiative ist Heuss bekanntermaßen gescheitert. Sie lehrt jedoch eines: In den Weihnachts- und Neujahrsansprachen der höchsten politischen Repräsentanten schlummern immer wieder hübsche Fundstücke. Man muss nur jedes Jahr aufs neue wieder ganz genau hinhören...