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ALMA und die Planetenbaustellen
Scharfer Blick in die Materiescheiben um junge Sterne

Seit der Entdeckung der ersten Exoplaneten um andere Sterne in den 90er-Jahren haben die Astronomen fast 1300 dieser Objekte gefunden. Noch immer aber ist unklar, wie und wann Planeten in der Frühgeschichte eines Sterns entstehen. Unstrittig ist nur, dass sie in jenen Gas- und Staubscheiben heranwachsen, die sich um gerade entstehende Sterne bilden.

Von Hermann-Michael Hahn | 06.03.2016
    Künstlerische Darstellung einer planetenbedingten Lücke in einer stellaren Gas- und Staubscheibe
    Künstlerische Darstellung einer planetenbedingten Lücke in einer stellaren Gas- und Staubscheibe (ESO)
    Diese Gas- und Staubscheiben erscheinen über Dutzende oder gar Hunderte von Lichtjahren Entfernung allerdings zu klein, als dass man sie bislang im Detail hätte studieren können.
    Erst die 2013 fertig gestellte internationale Teleskopanlage ALMA in der chilenischen Atacama-Wüste ist mit ihren 66 Antennen in der Lage, zumindest bei näher gelegenen Sternen Details in den Materiescheiben zu erkennen.
    Die ALMA-Antennenanlage in Chile
    Die ALMA-Antennenanlage in Chile (ESO)
    Nienke van der Marel, Doktorandin an der Sternwarte Leiden, und ihre Kollegen aus aller Welt haben nun bei vier Sternen, die zwischen vier- und fünfhundert Lichtjahren entfernt sind, solche Scheiben genauer untersucht.
    Dabei fanden die Astronomen sowohl in der Verteilung der Staubteilchen als auch der Gasmoleküle jeweils eine breite Lücke in der Scheibe – ein Zustand, der so nur durch die Schwerkraftwirkung eines bereits fertigen, jupiterähnlichen Planeten zu erklären ist.
    Eine Lücke allein in der Staubverteilung hätte auch nur eine optische Täuschung sein können, weil größere Staubteilchen das Sternlicht weniger stark reflektieren. Doch wie die Lücken im Staub und Gas zeigen, ist bei diesen vier Sternen die Entstehung der Planeten tatsächlich schon weit fortgeschritten.