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Arsenbelastung
Gift im Wasser von Bangladesch

Arsen ist ein hochwirksames Gift. 170 Milligramm reichen aus, um einen Menschen zu töten. Doch auch viel geringere Mengen Arsen sind gefährlich. Und sie sind ein großes Problem in Bangladesch und anderen Ländern Südostasiens. Dort versuchen Forscher, die chronische Belastung der Bevölkerung durch arsenhaltiges Trinkwasser abzumildern.

Gift im Wasser von Bangladesch | 08.01.2015
    Ein Mädchen in Bangladesch wartet auf Trinkwasser.
    Ein Mädchen in Bangladesch wartet auf Trinkwasser. (dpa picture alliance)
    Die Geschichte begann vor etwas mehr als 20 Jahren. Damals arbeitete ein junger indischer Hautarzt in Westbengalen. Immer öfter kamen Patienten zu ihm, mit seltsamen Wunden auf der Haut. Er hatte so etwas noch nie gesehen. Also forschte er nach und stieß in einem Lehrbuch auf die Beschreibung genau solcher Wunden als Anzeichen einer chronischen Arsenvergiftung. Einige Jahre zuvor hatte man in der Gegend begonnen, Brunnen zu bohren, um die Menschen mit Grundwasser anstatt mit bakterienverseuchtem Flusswasser versorgen zu können. Aber im Grundwasser im Westen Indiens schlummert Arsen. Alexander van Geen und seine Kollegen von der Columbia University wollten herausfinden, wie weit dieses Problem auch im benachbarten Bangladesch verbreitet ist.
    "Wir haben den Arsengehalt von 6000 Brunnen untersucht. In der Hälfte dieser Brunnen fanden wir Arsenkonzentrationen von mehr als 50 Mikrogramm pro Liter. Das ist der Grenzwert in Bangladesch. Die Hälfte der Bevölkerung war also einer Konzentration oberhalb der Grenzwerte ausgesetzt und Zweidrittel der Bevölkerung immerhin einer Konzentration von mehr als zehn Mikrogramm Arsen pro Liter."
    Arsen im Grundwasser
    Damit ist Bangladesch stärker von arsenhaltigem Trinkwasser betroffen, als jedes andere Land der Region. Alexander van Geen und seine Kollegen entdeckten, dass das Arsen in dieser Region natürlicherweise im Grundwasser vorkommt, und nicht etwa von der Landwirtschaft eingetragen wird. In den folgenden Jahren wurden zahlreiche Filteranlagen entwickelt, um das Arsen aus dem Trinkwasser herauszubekommen. Allerdings seien diese Geräte nicht immer zuverlässig, sagt Alexander van Geen, und würden von der Bevölkerung kaum angenommen. Deshalb sucht der Forscher nach anderen Wegen, die Menschen vor zu viel Arsen zu schützen.
    "Wir weiten unser Testgebiet jetzt aus. Gerade haben wir die Arsenmessungen in 50.000 Brunnen abgeschlossen."
    Die Daten all dieser Messungen fließen zusammen mit geologischen Karten und Informationen über die Lage der grundwasserführenden Schichten in ein System namens "Welltracker" ein, das Alexander van Geen und seine Kollegen entwickelt haben. Es zeigt die Arsenbelastung verschiedener Grundwasserleiter und soll Brunnenbauern auf einfache Art und Weise helfen, möglichst unbelastetes Grundwasser zu finden.
    Tiefe Brunnen können schützen
    In der Regel gilt, je tiefer der Brunnen ist, desto geringer ist die Arsenbelastung. Allerdings kostet jeder Meter zusätzliche Tiefe viel Geld. Mithilfe von Welltracker können die Menschen in Bangladesch ihre Position angeben und erhalten dann per SMS Informationen darüber, wie tief sie den Brunnen genau dort bohren müssen, um unverseuchte Grundwasserschichten anzuzapfen. Denn bis heute werden die allermeisten Brunnen einfach gebohrt und nie auf Arsen getestet. Van Geen:
    "Das ist meine größte Sorge zurzeit. Die meisten Menschen wissen nicht, ob ihr eigener Brunnen belastet ist."
    Sowohl die Forscher als auch die Weltbank, UNICEF und die Regierung Bangladeschs führen alle paar Jahre wieder Brunnentests durch. Aber da ständig neue Brunnen gebohrt werden, kommen sie mit den Tests nicht hinterher.
    "Wenn die Lösung darin besteht, zu einem sicheren Brunnen zu wechseln, müssen die Leute wissen wo sie den finden können. Welcher ist der gute Brunnen, welcher der schlechte?"