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Auch eine Form von Klimaschutz

Umweltschützer sind in der Regel glühende Anhänger von Mehrwegsystemen – nicht nur wegen des Mülls, sondern auch wegen des Klimaschutzes. Das Problem ist aber, dass das deutsche Einweg-Mehrweg-Pfandsystem zu kompliziert ist.

Von Philip Banse |
    Das deutsche Einweg-Mehrweg-Pfandsystem ist zu kompliziert, Verbraucher finden Mehrweg eigentlich gut, kaufen aber immer mehr Einweg, einfach weil sie den Überblick verloren haben. So lautet die Klage einer Allianz aus Deutscher Umwelthilfe und mittelständischen Brauereien und Getränkehändlern. Seit über acht Jahren müssen Verbraucher auch für bestimmte Einwegverpackungen Pfand zahlen. Roland Demleitner, Cheflobbyist der privaten Brauereien in Deutschland sagt auch, dieses Dosenpfand habe zunächst dazu geführt, dass mehr Mehrwegflaschen verkauft wurden:

    "Diese Entwicklung hält im Bierbereich auch nach wie vor als positive Entwicklung an. Aber leider ist es in anderen Getränkesegmenten zu einem deutlichen Rückgang der Getränkequote in den letzten Jahren gekommen."

    In Zahlen heiße das etwa: Nur ein Drittel des Mineralwassers wird in Mehrwegflaschen verkauft – über die letzten fünf Jahre ein Minus von 40 Prozent. Ziel der Verpackungsverordnung ist: 72 Prozent der Getränke sollen Mehrweg sein. Diese Quote erreicht nur Bier. Die Ursache für die Renaissance des Einwegs sei klar, sagt Sepp Gail, oberster Interessenvertreter der deutschen Getränkehändler: Die Kunden sind verwirrt. Viele glauben nach wie vor: Pfand ist gleich Mehrweg. Dass man Pfand zahlen kann und die Dose trotzdem nicht wieder befüllt wird, hätten viele noch nicht verstanden. Diese Verwirrung, so Gail, werde von vielen Einweg-Herstellern ausgenutzt:

    "Auf vielen Einwegflaschen finden sie deutlich den Aufdruck "Pfandflasche". Damit suggeriert sie dem Verbraucher: Pfand gleich Mehrweg. Das wird ausgenützt. Die Kennzeichnungspflicht: Das wäre das Einfachste von der Welt, Mehrweg und Einweg deutlich zu kennzeichnen, damit sich der Verbraucher entscheiden kann."

    Eine klare Kennzeichnung von Mehrweg und Einweg – das hat sich die schwarz-gelbe Koalition sogar in den Koalitionsvertrag geschrieben. Eine entsprechende Verordnung hängt jedoch bei der EU fest, auch das Wirtschaftsministerium blockiere eine klare Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg, klagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe:

    "Wir fordern von der deutschen Bundesregierung, dass die seit Jahren zugesagt und im Koalitionsvertrag der Bundesregierung enthaltene Kennzeichnung von Einweg- und Mehrweggetränken endlich kommt. Der Bürger muss wissen, wenn er sich beim Getränkekauf sich für ein entsprechendes Produkt einsetzt, was er hier vor sich hat."

    Mehrweg sei eindeutig die klimafreundlichste Variante, Getränke zu verpacken. Nicht näher benannte Umfragen hätten ergeben, dass bis zu 80 Prozent der Deutschen Getränke in Mehrweg-Verpackungen gut finden. Dass dennoch immer weniger Mehrwegflaschen gekauft werden, liege auch daran, dass Einwegverpackungen zu billig seien. Resch verweist auf die alkoholhaltigen Alkopops. Sie wurden unattraktiver, weil der Staat sie teurer machte.

    "Genauso denken wir, dass eine Lenkungsabgabe auf Getränkeeinwegverpackungen dazu führen würde, dass die Menschen nicht unbedingt mehr für Getränke zahlen, sondern auf Getränke in Mehrweg ausweichen."