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Auf Schliemanns Spuren

Der Archäologische Park Xanten hat seit vielen Jahren ein besonderes Praxisangebot im Programm: Angehende Archäologen aus ganz Europa können das Graben nach alten Schätzen erlernen. Vier Wochen dauert die Sommerakademie am Niederrhein, und gearbeitet wird dort jeden Tag und bei jedem Wetter.

Von Florian Peter | 31.07.2007
    Es ist kühl, regnerisch und selbst unter dem provisorischen Zelt ziemlich ungemütlich – und trotzdem sind die Nachwuchs-Archäologen auch an diesem Morgen bereits seit 7 Uhr früh am Werk.

    "Das ist einfach mein erster Blick in die Praxis, in die Arbeitswelt. Wie ein Archäologe eben arbeitet. Sicher: Es gibt auch Archäologen, die nur Bücher schreiben und wahrscheinlich noch nie gegraben haben. Aber das soll eigentlich nicht mein Ziel sein."

    Denn eigentlich will Thorsten Weseler aus Leipzig wie die anderen 14 Teilnehmer auch gerne später mal selbst aktiv nach den Spuren der Vergangenheit suchen – und nicht nur in Büchern darüber lesen. Hier in Xanten sollen er und die anderen vor allem genau das lernen, was sie sonst gar nicht oder nur in Teilen an der Universität mitbekommen: Wie man richtig ausgräbt, vermisst, zeichnet und die Funde nachher auch analysiert. Und das an einem realen Ausgrabungsort – erklärt Archäologe Jens Berthold, der die Studierenden bei den Grabungen betreut:

    "Also, wir haben jetzt hier zum Beispiel einen kleinen Kanal hier, aus römischen Ziegeln gebaut – wahrscheinlich ein Abwasserkanal. Wir haben an einer anderen Stelle die alten Lehmfußböden innerhalb der Gebäude freigelegt und da eine ganze Reihe von Tiegeln und Bronzeguss-Resten gefunden. So dass wir halt da uns ganz gut vorstellen können: Hier hat ein Bronzehandwerker gesessen, der auch gleichzeitig in einem Laden vielleicht zur Straße hin seine Ware verkauft hat."

    Seit mittlerweile 19 Jahren bietet der Archäologische Park Xanten seine Sommerakademie an – und auch in diesem Jahr hätten die Organisatoren vier Mal so viele Archäologie-Studierende aufnehmen können. Doch die Teilnehmerzahl für die zwei Angebote im Juli und August ist auf 30 insgesamt beschränkt – schließlich bekommen die Studierenden dank der Kultur- und Sozialstiftung des Landschaftsverbandes Rheinland für die vier Wochen eine kostenlose Unterkunft direkt am Grabungsort, Verpflegung und außerdem ein kleines Taschengeld. Das ist zwar auch nicht gerade üppig, besser als bei vielen anderen Grabungspraktika sind die Arbeitsbedingungen in Xanten aber alle mal, sagt Archäologie-Studentin Petra Nemethova aus der Slowakei. Bei ihrer ersten Ausgrabung war sie nur eine billige Arbeitskraft:
    "Ich war schon in einem römischen Lager in der Slowakei und da habe ich nur gegraben, nicht gezeichnet, nicht gemessen und das alles, die Funde nicht bearbeitet."

    Und das richtige Bearbeiten lernen die Studierenden der Sommerakademie in Xanten genauso wie die anschließende Analyse der Funde.

    Bernd Liesen ist seit vielen Jahren im Archäologischen Park mit der Auswertung der gefundenen Keramikscherben und Knochensplitter beschäftigt. Auf einem großen Tisch sortiert der erfahrene Archäologe unter den staunenden Blicken der Studierenden schnell die verschiedenen Fundstücke auf kleine Häufchen – und liefert dazu auch die passenden Erklärungen.

    Diese Art Unterricht ist aber nur ein kleiner Teil des Programms in den vier Wochen in Xanten: Ausflüge und Museumsbesuche und wie man seine Forschungsergebnisse richtig in die Öffentlichkeit bringt, sind unter anderem geplant. Aber in der Hauptsache sind die Studierenden im Archäologischen Park mit Graben beschäftigt – denn das wollen die meisten wie Thorsten Weseler und Petra Nemethova auch nach ihrem Studium gerne machen.

    Weseler:"Es gehört wahrscheinlich viel Glück dazu – und dann eben die Beziehungen, die man sich vielleicht mit solch einer Grabung hier schafft. Aber ich sage mal: Es ist nicht unbedingt wahrscheinlich, dass man es schafft. Dass man Gräber wird, sage ich mal so."

    Nemethova: "Also, ich kann das nur hoffen. Und viel studieren. Und vielleicht kommt es dann."