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Auffanglager in Berlin
Film-Catering für Flüchtlinge

In Berlin versuchen Tausende Menschen, das Leben in den Flüchtlingslagern zu verbessern. Sie spenden Essen oder Geld, bringen Kleidung, Hygieneartikel oder Spielzeug vorbei. Auch Berliner Filmleute, eigentlich für Fantasie- und Traumwelten zuständig, sind vor Ort. Mit einer filmreifen Hilfsidee gegen die Krisenzustände auf dem Gelände.

Von Anette Selg |
    Auf den ersten Blick sieht es hier fast idyllisch aus. Weitläufige Rasenflächen, dazwischen große, alte Backsteingebäude. Menschen sitzen in kleinen Gruppen zusammen, andere schlafen im Gras, ausgestreckt oder zusammengerollt, viele von ihnen barfuß.
    Ein alter Mann holt eine Chipstüte aus einem Plastiksack und reicht sie zwei kleinen Kindern, die neben ihm unter einem Baum sitzen.
    Auf den zweiten Blick dann die rot-weißen Absperrgitter, hinter denen unzählige Menschen anstehen. Stände, an denen Becher mit Wasser ausgegeben werden. Männer und Frauen, die in weißen Plastikhandschuhen Gemüsesuppe verteilen. Wo immer sie auftauchen, werden sie sofort umringt.
    "Man muss sich das so vorstellen. Hier kommen sehr viele Flüchtlinge neu an in der Stadt, die sprechen die Sprache nicht, haben überhaupt keine Orientierung, und sitzen den ganzen Tag hier auf dem Gelände des LaGeSo, um registriert zu werden. Das ist der Schritt, der letztlich hier passiert nach Ankunft in Berlin. Die Mittagsverpflegung ist gerade gelaufen, da haben wir 1.200 Essen rausgegeben, das hat nicht gereicht. Also, da sind einfach massiv Leute, die Hunger haben."
    Martin Heisler steht vor einem riesigen Catering-Truck am Rand des Geländes. Der Filmproduzent von Lichtblick-Media ist bereits die zweite Woche jeden Tag hier und organisiert, mit anderen Freiwilligen, die mittägliche Essensausgabe.
    "Das war ursprünglich ne Idee von Gian-Piero Ringel von der 'Neue Road Movies', der die Filme von Wim Wenders produziert. Der hatte viel gelesen und gehört über die Zustände hier und hat dann für sich analysiert, dass er am besten helfen kann, in dem wir für Essen sorgen. Was nicht ganz so fern liegt, weil wir als Filmproduzenten gewöhnt sind, unsere Teams zu verpflegen, und dachten, das Modell können wir jetzt einfach mal übertragen auf das LaGeSo und die Flüchtlinge, die hier sind."
    Mehr als 1.000 Essen pro Tag
    "Andrés Filmcatering" steht in schwarzer Schrift auf dem meterlangen Truck, der auf einer Seite wie eine fahrende Kantine aussieht. Jeweils über 1.000 Essen hat André mit seinem Team an den letzten Tagen hier zubereitet und ausgegeben. Das Ganze basierend auf viel ehrenamtlicher Arbeit und Geld und Sachspenden.
    "Gian-Piero Ringel hat nach ein paar Tagen ein Spendenkonto eingerichtet und dann haben die Leute, die wir kennen, das weitergeleitet, das heißt, es kommt im weitesten Sinne aus der Filmbranche. Es reicht noch nicht ganz, aber wir hoffen noch, dass ein bisschen was reinkommt, waren aber auch überrascht, dass mit unserem kleinen Kreis, über Email und Facebook, dann doch so gut geklappt hat."
    Genau gegenüber vom Catering-Truck befindet sich der Verein "Moabit hilft", der hier schon seit dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge vor drei Wochen aktiv ist.
    "Als wir kamen, war hier ein Wasserhahn, der ungeprüft war, und Staub. Mehr nicht."
    Sagt Diana Henniges, die Gründerin des Vereins.
    "Wir haben erstmal Hilfestellung übernommen als Ehrenamtliche, um überhaupt eine Versorgungsqualität gewährleisten zu können, die gab es vorher nicht, es gab keine Versorgungsstruktur, was die humanitäre Hilfe angeht oder die medizinische Hilfe."
    Doch auf Dauer überfordert die Situation hier die freiwilligen Helfer.
    "Es ist einfach Fakt, dass hier Leute für bezahlt werden müssen für Tätigkeiten, wo der Senat zu verpflichtet ist."
    Auch Martin Heisler wird in der nächsten Zeit nicht mehr aufs Gelände kommen können. In ein paar Tagen hat er mit seiner Produktionsfirma Drehbeginn. Loslassen wird ihn die Situation nicht.
    "Natürlich ist das toll, wenn du siehst, dass du helfen kannst. Aber wenn du dann das alles, was dahintersteht, dir ankuckst, dann bleibt natürlich überhaupt kein gutes Gefühl. Sondern das sind eben einfach arme Menschen, denen geholfen werden muss. Die nicht hier sind, weil sie denken, das ist total geil, hier zu sein, und sie werden hier reich oder irgendwas. Sondern die kommen hier mit ihren Kindern, teilweise ohne Gepäck, nur mit einem Koffer an, weil es ihnen einfach, ich hab kein anderes Wort, einfach scheiße geht."