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Auftakt zur Großen Depression

Der 25. Oktober 1929 hat sich als Schwarzer Freitag tief in das kollektive Gedächtnis eingegraben: gigantische Kursverluste an der New Yorker Börse, Millionen von US-Bürgern verloren ihre gesamtes Vermögen. Ihm vorausgegangen waren das heiße Spekulationsfieber und die unternehmerische Euphorie der 20er-Jahre.

Von Barbara Jentzsch |
    Ein Phänomen, das bereits seit dem 17. Jahrhundert bekannt war. Damals löste der Handel mit den seltenen Tulpenzwiebeln in Holland eine wahre Hysterie aus und führte schließlich zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch, von dem sich das Land lange nicht erholte. Der "Schwarze Freitag" dagegen führte nicht nur die USA, sondern die gesamte Weltwirtschaft in eine tiefe Krise.

    Am Morgen des 25. Oktober 1929 sahen die ersten Panikverkäufe an der Börse noch nach einem kleinen Gewitter aus. Doch schon wenige Stunden später machten sich Wut und Panik breit. Tausende um ihre Ersparnisse bangende New Yorker strömten in Manhattans Finanzdistrikt.

    Als "Schwarzer Freitag" ist dieser Tag in die Finanzgeschichte eingegangen. Der Zusammenbruch der größten Börse der Welt beendete schlagartig die "Roaring Twenties", die in unternehmerischer Euphorie und heißem Spekulationsfieber glühenden 20er-Jahre. "Wall Street legt ein Ei", spottete das US-Unterhaltungsmagazin "Variety". Präsident Herbert C. Hoover versuchte noch, die aufgebrachte Stimmung zu besänftigen:

    "Die amerikanische Wirtschaft, die Produktion von Gütern und Dienstleistungen ist grundsätzlich stabil und gewinnbringend."

    Drei Tage versuchten Wallstreet-Strategen verzweifelt, die ständig sinkenden Kurse zu halten, doch am 29. Oktober, dem "Schwarzen Dienstag", hatte der Markt 30 Prozent seines Wertes eingebüßt. Zehn Milliarden Dollar hatten sich in Luft aufgelöst, fast doppelt soviel Geld, wie damals im Umlauf war. Ein schockiertes Amerika sah die goldene Ära eines vermeintlich grenzenlosen Reichtums untergehen: Klein- und Großaktionäre, Spekulanten, Banken und Investmentgesellschaften standen vor dem Ruin. Der "Schwarze Freitag" markierte Amerikas abrupten Abstieg in Angst und Hoffnungslosigkeit, in Massenarmut und Massenarbeitslosigkeit. Es waren die Symptome der "Great Depression", der "Großen Depression" - die Vorboten der Weltwirtschaftskrise.

    Im Rückblick wird klar, dass der "Schwarze Freitag" der Anlass, aber nicht der eigentliche Grund für den plötzlichen Zusammenbruch war. Schon lange deuteten eine ganze Reihe wirtschaftlicher Daten auf ein Ende des seit 1924 andauernden Aktienmarktbooms hin: die anhaltende Landwirtschaftskrise, verursacht durch sinkende Agrarpreise. Überkapazitäten, die aus der Investitionskonjunktur der vorangegangenen Jahre stammten und mangels Nachfrage nicht abgebaut werden konnten. Und schließlich die annähernde Verdoppelung des US-Diskontsatzes zwischen Januar und August 1928 von 3,5 auf sechs Prozent.

    Der Wirtschaftswissenschaftler Roger Bapson hatte den Crash kommen sehen. Bapson schrieb im September 1929 in der New York Times:

    "Schönes Wetter kann nicht ewig andauern. Die Wirtschaftszyklen sind heute genau so gültig wie früher. Das Federal Reserve System hat die Banken gestärkt, aber es hat nicht die Natur der Menschen verändert. Die Leute machen Schulden und spekulieren wie nie zuvor in unserer Geschichte. Früher oder später wird der Crash kommen, und er kann schrecklich werden."

    Er wurde schrecklich. US-Vizepräsident Charles Curtis verstieg sich zwar zu der Behauptung "Prosperity is just around the corner" - "der Wohlstand wartet an der nächsten Ecke" - aber vor der nächsten Ecke klaffte der Abgrund: Die Agrarpreise brachen zusammen, die Industrieproduktion sank um 46 Prozent, Hunderttausende Geschäfte und Zehntausende Fabriken meldeten Bankrott an. Fünfzehn Millionen Amerikaner wurden arbeitslos, es gab keine Arbeitslosenversicherung, das Sozialprodukt sank um 57 Prozent, die Reallöhne um 6o Prozent und selbst Vollbeschäftigte verdienten nicht mehr als das Existenzminimum.

    Ein Szenario, das die aktuelle Finanzkrise wieder heraufbeschworen hat. Präsident Obama warnte denn auch kürzlich in New York eindringlich vor aufgeblähten Boni und leichtfertigen Geschäften:

    Staatliche Eingriffe haben dieses Mal eine ökonomische Katastrophe abgewendet. Auf Dauer wird aber nur eine rigorose Reform des Finanzmarktes eine erneute "Große Depression" verhindern können.