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Ausnahmegenehmigungen
Noch Medikament - oder schon Doping?

Das Radteam Sky mit den Tour-de-France-Siegern Bradley Wiggins und Christopher Froome muss sich vor dem britischen Parlament verantworten: wegen sogenannter Ausnahmegenehmigungen für die Einnahme sonst verbotener Medikamente. Beide Fahrer durften mindestens ein Mal auf der Dopingliste stehende Asthma-Präparate einnehmen.

Von Holger Gerska |
    Der britische Radprofi Christopher Froome siegt bei der zehnten Etappe der Tour de France. .
    Tour-de-France-Sieger Christopher Froome ist nicht der einzige, der aufgrund sogenannter Ausnahmegenehmigungen Medikamente genommen hat, die auf der Dopingliste stehen. (dpa/ picture alliance/Kim Ludbrook)
    Der neunmalige Tour-de-France-Etappensieger Marcel Kittel hat sich jüngst zu einem drastischen Vergleich hinreißen lassen. Für ihn gehören Asthma-Kranke nicht in ein hartes Radrennen - während sein früherer Teamkollege, der Paris-Roubaix-Sieger John Degenkolb, die genau entgegengesetzte Position vertritt.
    Kritik an Ausnahmegenehmigungen
    Im Radsport kommt noch hinzu, dass sich eine große Gruppe von Teams eigene, deutlich schärfere Anti-Doping-Regeln gegeben hat. Die Gruppe heißt "Bewegung für glaubwürdigen Radsport" - auf Französisch MPCC abgekürzt. Fahrer dieser Teams erhalten keine Ausnahmegenehmigungen oder werden, wenn sie wirklich Medikamente brauchen, nicht für Rennen nominiert. Das britische Sky-Team mit Bradley Wiggins und Christopher Froome war übrigens nie in dieser Bewegung, bemerkt der Deutsche Andre Greipel süffisant:
    "Ich hab meine Meinung dazu. Wenn jemand schwere Krankheitsbeschwerden hat, dann sollte man vielleicht keine Radrennen fahren."
    Vorwurf: Medikamentenmissbrauch
    Und so wird im Radsport diskutiert und müssen sich die Sky-Fahrer vor dem Parlamentsausschuss in London verantworten. Latent steht der Vorwurf des Medikamentenmissbrauchs im Raum. Für den Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin schon ein bemerkenswerter Vorgang, für andere Länder und andere Sportarten momentan nicht vorstellbar:
    "Dem Team einen Vorwurf zu machen, dass sie die Regeln bis ans Äußerste ausnutzen, finde ich auch nicht gerechtfertigt."
    Grauzonen werden ausgereizt
    Das Ausnutzen aller Grauzonen, genau darum geht es. Die amerikanische Anti-Doping-Agentur beklagte sich jüngst, dass - Zitat - "massenweise" US-Schwimmer und Leichtathleten vor den Olympischen Spielen in Rio Ausnahmegenehmigungen beantragt und erhalten haben. Zum Teil wurden die verbotenen Medikamente auch schon benutzt, bevor der Antrag genehmigt wurden. Die hier zitierten deutschen Radsportler hatten übrigens - wie Tony Martin - nach eigener Aussage noch nie eine solche Genehmigung:
    "Ich habe bis jetzt keine gebraucht und werde sie sicherlich auch in Zukunft nicht brauchen."
    Übrigens 2015 haben Anti-Doping-Agenturen weltweit 1330 Ausnahmegenehmigungen ausgestellt. Tendenz deutlich steigend.