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Ausstellung
Die bunte Welt der Video-Tutorials

Do it yourself liegt im Trend. Das belegen auch viele Internetvideos, die Anleitungen zu den verschiedensten Alltagsdingen geben. Ob Computerprobleme oder Haushaltstipps: Privatleute teilen hier ihr Wissen. Eine Dortmunder Ausstellung widmet sich dem Netzphänomen.

Von Ina Plodroch |
    Wie schneide ich Zwiebeln?
    "Bei Zwiebelwürfeln muss man darauf achten, dass man den Strunk nicht komplett entfernt, sondern ihn wirklich nur anschneidet."
    Wie züchte ich Würmer?
    "Hallo liebe Angel-Freunde. Unser Thema ist heute: Würmer züchten. Und da wollte ich euch mal ein paar Tipps zu geben."
    Wie komme ich am Türsteher vorbei?
    "So. Ich werde euch jetzt zeigen, aus ganz geheimer Quelle. Also mit diesem Gang, den ich euch jetzt zeige, werdet ihr in jeder Disco auf der Welt am Türsteher vorbei kommen."
    100 Videos auf 100 Monitoren
    "Die Idee ist wirklich gewesen, auf einem kleinen Raum möglichst viele Videos."
    Inke Arns, künstlerische Leiterin des Hartware MedienKunstVereins Dortmund.
    "Wir zeigen 100 Videos auf 100 Monitoren."
    Und das gleichzeitig. Kleine Monitore und große Projektionen beschallen den Besucher mit Video-Tutorials.
    "So wie es im Netz eben auch ist - so an jeder Ecke steht jemand will ihnen was, nicht verkaufen, aber erklären."
    Inke Arns hat zusammen mit Studierenden der Universität Witten/Herdecke die Ausstellung "Jetzt helfe ich mir selbst - Die 100 besten Video-Tutorials aus dem Netz" kuratiert. Eine hoch subjektive Hitliste. Sie bringt ein Netzphänomen ins Museum. Wer heute nicht weiß, wie er den Fahrradschlauch wechselt, mit Stäbchen isst oder wie ein Computerprogramm funktioniert, der fragt das Internet.
    "Ich finde es halt als Phänomen sehr interessant, dass da eine unendliche Menge von Video-Tutorials gibt, in denen Leute anderen Leuten erklären, wie man bestimmte Dinge macht."
    Und diese Videos sind im Netz äußerst beliebt. Manche haben nur an die 200 Klicks, Schmink- und Koch- und Computer-Tipps schauen sich auch mal über zwei Millionen an.
    "Es gibt auch viele Videos, die aus dem DIY-Bereich kommen: Wie baue ich mir ein Heizgerät aus Blumentöpfen mit einem Teelicht drin. Oder: Wie löte ich?"
    Do it yourself: Kein neues Phänomen
    Die Antworten darauf sind in der Regel wirklich hilfreich - hier erklärt kein studierter Experte, sondern jemand, der es sich vielleicht auch selbst beigebracht hat. Diese Selbsthilfe-Anleitungen sind natürlich nicht neu - das zeigt schon der Titel "Jetzt helfe ich mir selbst", so hieß eine Buchreihe ab den 60er-Jahren mit Tipps zur Autoreparatur. Deshalb zeigt die Ausstellung auch alte Bekannte:
    "Bier selbst gebraut. Das ist der Titel unserer heutigen Sendung. Da kann ich nur sagen: Hoch die Tassen und Prost."
    Jean Pütz. Seit den 70ern verbreitete er in der "Hobbythek" seine Do-it-yourself-Mentalität im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Anleitungen zum Selbermachen - einfach und nachvollziehbar.
    "Ich denke nicht, dass dieses DIY ein neues Phänomen ist. Aber es ist eben mit diesen digitalen Medien, mit dem Internet, hat sich das extrem verbreitet und diversifiziert. So, dass eben jetzt jeder ein Handbuch produzieren kann."
    Jeder kann sich zum Profi erklären. Du hast herausgefunden, dass man sich mit Bastelkleber die Nasenporen reinigen kann? Teile es in einem Video mit. Die Dortmunder Ausstellung zeigt: Selbermachen ist angesagt. Das Motto "Jetzt helfe ich mir selbst" scheint heute Antrieb für viele zu sein - vertraue Dir selbst, kaufe nicht neu, handle nachhaltig. Neben den vielen ernst gemeinten Tipps und Tricks zeigt die Ausstellung aber auch, dass es mindestens genauso viele Parodien gibt:
    "Hallo meine Lieben, ich bin's wieder, euer Simon."
    Was treibt die Leute an?
    Simon Dusue parodiert die übertriebene Nettigkeit mancher Hobby-Profis. Diese Videos machen die Ausstellung vor allem interessant - denn eine Parodie offenbart die Art und Weise der Video-Tutorials besonders gut. Bei allen Videos hat Inke Arns aber eine Frage im Kopf:
    "Warum machen die Leute das? Die wissen ja gar nicht, mit wem sie sprechen."
    Diese Frage ist tatsächlich spannend - was treibt die Leute an? Selbstdarstellung, Altruismus, Geld? Arns beantwortet ihre Frage mit der Ausstellung aber nicht.
    "Nö, nö, nö. Ich finde es interessant, sich immer wieder diese Fragen zu stellen, wenn man sich diese Videos anschaut."
    An der ein oder anderen Stelle wäre es wirklich spannend, die Geschichten der Leute zu kennen. Aber "Jetzt helfe ich mir selbst" stellt eben aus. Und zeigt so ein großes Sammelsurium an unterhaltsamen, skurrilen, informativen Video-Tutorials.
    Die Ausstellung "Jetzt helfe ich mir selbst" - Die 100 besten Video-Tutorials aus dem Netz des Hartware Medienkunstvereins (HMKV) öffnet am Freitag, 4. Juli 2014, 19:00 Uhr, im Dortmunder U und ist bis zum 31. August 2014 zu sehen. Der Eintritt ist frei.