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Belgien
Islamisten zu Haftstrafen verurteilt

In Antwerpen hat ein Gericht die Mitglieder einer Terrorgruppe zu Gefängnisstrafen verurteilt. Sie hatten junge Leute in den Krieg nach Syrien geschickt. Der Chef der Gruppe muss für zwölf Jahre ins Gefängnis. Einige der Verurteilten waren allerdings gar nicht vor Gericht erschienen.

11.02.2015
    Porträt von Fouad Belkacem mit schwarzem Vollbart und Kopfbedeckung
    Der verurteilte Islamist Fouad Belkacem hielt sich rund um den Prozess vor der Veröffentlichung verborgen. Hier ein Bild aus dem Jahr 2012. (AFP / Nicolas Maeterlinck)
    Es war der größte Islamistenprozess Belgiens, der seit Monaten in Antwerpen lief. Er richtete sich gegen den Chef und die Mitglieder der Gruppe "Sharia4Belgium". Sie hatte junge Leute für den sogenannten Heiligen Krieg in Syrien angeworben und dort hingeschickt.
    Das Gericht urteilte, bei der Gruppe handle es sich um eine terroristische Organisation. Es verurteilte den 32-jährigen Fouad Belkacem zu zwölf Jahren Gefängnis. Dieser hatte sich selbst als Sprecher der Gruppe bezeichnet. Das Gericht führte bei der Urteilsverkündung aus: "Belkacem ist verantwortlich für die Radikalisierung junger Menschen, um sie für einen bewaffneten salafistischen Kampf vorzubereiten, in dem die demokratischen Werte keinen Platz haben."
    Der Richter urteilte, Belkacem habe zwar nicht selbst in Syrien gekämpft, ebenso wie die meisten anderen Angeklagten, er sei aber die treibende Kraft in der Gruppe gewesen. Die Staatsanwaltschaft hatte 15 Jahre Haft für ihn gefordert. Sie hatte in dem Prozess auch geltend gemacht, dass die Gruppe letztlich auch auf einen Umsturz in Belgien aus sei. Der Name "Sharia4Belgium" bedeutet "Die Scharia für Belgien".
    Angeklagt waren insgesamt 46 Personen, aber nur neun standen tatsächlich vor Gericht. Die übrigen, so glauben die Ermittler, kämpfen immer noch in Syrien oder sind bei den Kämpfen getötet worden.
    Die Gerichtszeichnung zeigt fünf Angeklagte, zwischen ihnen unkenntlich gemachte Prozessbeteiligte.
    Eine Gerichtszeichnung von der Eröffnung des Prozesses zeigt die Angeklagten Jejoen Bontinck (3.v.l.) und Fouad Belkacem (rechts von ihm) im Gerichtssaal. (AFP / Palix)
    Behörden vermuten 350 Syrien-Kämpfer aus Belgien
    Der Hauptzeuge im Prozess, der 20-jährige Jejoen Bontinck, hatte in Belgien Schlagzeilen gemacht: Sein Vater ging nach Syrien, um ihn zu überzeugen, nach Hause zurückzukehren. Die Staatsanwaltschaft hatte für ihn vier Jahre Gefängnis gefordert.
    In Belgien halten sich verhältnismäßig viele mutmaßliche Islamisten auf. Die Behörden vermuten, dass in den letzten Monaten etwa 350 Belgier nach Syrien aufgebrochen sind, um dort für die Terrormiliz "Islamischer Staat" zu kämpfen.
    Im Januar erschossen Polizisten bei einer Razzia in Verviers nahe der deutschen Grenze zwei bewaffnete Männer, die sich gegen ihre Festnahme wehrten und dabei auf die Polizei schossen. 13 weitere Männer wurden festgenommen. Bei einigen soll es sich um Syrien-Heimkehrer handeln.