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Bilanz Bundesverband BGA
Nicht gerade bester Laune

Der Großhandel rechnet nach dem Mini-Umsatzplus im vergangenen Jahr auch 2015 mit geringem Wachstum und sinkenden Preisen. Umso wichtiger sei deshalb eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Investitionen, hieß es bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Von Anja Nehls | 13.01.2015
    Wenn es mit der Konjunktur bergab geht, tun es ihr die Börsen gleich.
    Wirtschaftseinbrüche wirken sich auch an der Börse aus. (imago/Westend61)
    Die deutschen Großhändler sind nicht in bester Laune. Das Geschäftsniveau sei zwar nach wie vor gut, nennenswerte Zuwächse erwarte die Branche 2015 allerdings nicht, meint der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen, Anton Börner. Der Verband vertritt 120.000 Unternehmen in Deutschland, die zwischen den Produzenten und dem Einzelhandel stehen. Von der Bundesregierung erwarten diese Unternehmen jetzt eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Investitionen. Staatliche Konjunkturprogramme werden dabei allerdings kritisch gesehen, so Börner:
    "Hier bedarf es positiver Anreize, sei es durch Entbürokratisierung, sei es durch Verkürzung der Aufbewahrungsfristen, durch attraktive steuerliche Regelungen für Investitionen, beispielsweise für die energetische Gebäudesanierung oder den Erhalt eines mittelstandsfreundlichen Unternehmensübergangs bei der Erbschaftssteuer."
    Die wirtschaftlichen Impulse sind dabei nach Auffassung des Verbandes auch bei einem ausgeglichenen Haushalt möglich.
    "Saubere Staatsfinanzen sind ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung des Wohlstandes und ein wesentliche Beitrag, das soziale Netz langfristig zu sichern. Und das gibt dann wieder den Unternehmern den Input zu sagen, ja das lohnt sich, ich kann mich auch trauen in diesem Land zu investieren, deswegen investiere ich."
    Bereits im vergangenen Jahr hatten die Großhändler nur ein winziges Umsatzplus geschafft. Grund dafür waren die sinkenden Preise. Auch derzeit sind die Preise niedrig, hauptsächlich wegen des günstigen Rohöls. Für Anton Börner ist das besser als jedes Konjunkturprogramm:
    "Wenn Sie sich mal denken der deutsche Konsument, also Sie, wir alle, sparen heute Geld, wir Betriebe sparen Geld für Treibstoffkosten und zwar signifikant. Das stützt den Konsum, Da dann von Deflation zu reden, das wäre völlig falsch."
    Für die Zukunft setzt der deutsche Außenhandel vor allem auf Märkte in Ostasien, Indien, China, den USA, aber auch im südlichen Afrika und den islamischen Ländern:
    "Ich sehe das nicht so negativ wie das momentan durch das schreckliche Attentat sich gezeigt hat. Der islamische Raum ist in einem großen Transformationsprozess und zwar hin in Richtung Öffnung. Ich glaube nicht Rückfall ins Mittelalter, sondern eher Sprung aus dem Mittelalter heraus in die Globalisierung hinein. Da werden wir auch noch sehr große Märkte haben."
    Besonders groß seien die Chancen Deutschlands in Zukunft, was den Export von Know-how und Dienstleistungen betrifft. Derzeit beurteilt der BGA die Dynamik in Deutschland, Europa und weltweit allerdings als eher schwach. Auch die Zahl der Arbeitsplätze im Groß- und Außenhandel wird sich im kommenden Jahr nur wenig erhöhen. 1,9 Millionen Beschäftige gibt es derzeit in der Branche in Deutschland.