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Biodiesel aus Jatropha

Als Rohstoff für Bio-Sprit könnte neben Raps auch Jatropha dienen, ein ölhaltiger Strauch mit ungenießbaren Früchten, der hauptsächlich in trockenen Gebieten wächst. Eine Chance also für Entwicklungsländer, am Bio-Boom in Europa mitzuverdienen? Auf der UN-Wüstenkonferenz in Madrid geht es auch um den Anbau von Jatropha, um Chancen für die Energieversorgung, aber auch um falsche Hoffnungen.

Von Hans-Günter Kellner |
    " Jatropha ist für die Trockengebiete wie geschaffen. Die Pflanze begnügt sich mit weniger als 500mm Niederschlag im Jahr. Mit diesem Baum können wir die Desertifikation stoppen. Ihre Wurzeln graben sich tief ins Erdreich. Sie schützt zudem vor dem Wind. Jatropha eignet sich also sehr gut für den Kampf gegen Desertifikation und Landverördung. "

    Die Pflanze Jatropha ist der Star der UN-Wüstenkonferenz in Madrid und Ousmane Ouattara ist sichtlich stolz auf seine beiden Projekte mit Jatropha-Sträuchern im Süden und Nordosten seiner Heimat Mali. Das aus den Samen der Jatropha-Nüsse gewonnene Öl ist zudem ein hervorragender biologischer Brennstoff.

    " Die Bauern gewinnen aus den Produkten der Pflanze Seife, das Öl, und benutzen den Trester als natürlichen Dünger. Mit dem Öl betreiben wir einen Stromgenerator, womit die Leute ihre Batterien aufladen. Das ermöglicht viele anderen Dienstleistungen, es verbessert zum Beispiel die Wasserversorgung. Wir schaffen einen wirtschaftlichen Mikrokosmos in den Dörfern. "

    Keine Chemie kommt auf den Jatropha-Feldern zum Einsatz - die Pflanze wird nicht einmal künstlich bewässert. Die Erfahrung mit pestizidverseuchtem Grundwasser der Baumwollplantagen reiche ihm völlig, sagt Ouattara. Dafür nimmt er auch einen geringeren Ertrag in Kauf. Der Weltmarkt mit seinem so großen Durst nach Biodiesel interessiert den Mann aus Mali nicht:

    " Wir stellen kein Biodiesel her. Unser Öl reicht nur für den Betrieb eines Generators. Das ist einfach und rentabel. Um Biodiesel herzustellen bräuchten wir größere Plantagen. Wir müssten Chemikalien einsetzen, künstlich bewässern. Wir streben statt dessen eine gemischte Anpflanzung von Jatropha mit essbaren Pflanzen an. Wir hätten dann Lebensmittelherstellung und Energieversorgung in der Landwirtschaft integriert."

    Raymond Jongschaap von der Universität im niederländischen Wageningen bestätigt die guten Eigenschaften der Jatropha-Pflanze. Biodiesel lasse sich mit ihr allerdings nur unter günstigen Bedingungen wirtschaftlich herstellen. Jatropha ist also keine Wunderpflanze, mit der sich in sonst unproduktiven Trockengebieten Treibstoff für Autos in Europa herstellen lasse, schränkt der niederländische Wissenschaftler ein:
    " Wer mit Jatropha gewinnbringend Biodiesel herstellen möchte, braucht den besten Boden und gutes Wasser. Gerade wenn es große Konzerne sind, werden sie dorthin gehen, wo die besten Erträge möglich sind, also dort, wo bisher Lebensmittel hergestellt werden. Aber auch Kleinbauern könnten sagen, ok, ich versuche das. Lebensmittel könnten jedoch teurer als Biodiesel werden. Dann haben die Bauern ein Problem. Die Leute sollten realistischer sein und nicht alle phantastischen Geschichten glauben. "

    Die Erfahrung aus Mali ist für Jongshaap ein gelungenes Beispiel, wie Jatropha die Desertifikation bekämpft und gleichzeitig zur Energieversorgung auf lokaler Ebene beiträgt. Biodiesel aus der Wüste im großen Stil für Autos in Europa wird aber auch sie nicht liefern können. Dennoch sehen auch Hilfswerke wie die deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, kurz GTZ, im Trend zu Biobrennstoffen auch Chancen in der Energiepolitik. Um dieses Potential ausschöpfen zu können, sollten sich die Staaten zu nachhaltiger Landwirtschaft in Trockengebieten verpflichten-. Die Einhaltung solcher Richtlinien müsste die UN-Konvention zur Desertifikation UNCCD überwachen. Doch auch in Madrid ist die UNCCD mehr mit internen Reformen beschäftigt als mit künftigen Aufgaben. Anselm Duchrow, Agrarexperte von der GTZ, meint:

    " Darüber hinaus müsste die UNCCD mal aus ihrem eigenen Problemkreis, organisatorischen Anforderungen mehr solche Trends, die für die nachhaltige Entwicklung der Trockengebiete von enormer Bedeutung sind, endlich mal aufnehmen. Und sich für die Einhaltung bestimmter Standards in Bezug auf nachhaltige Landnutzung einsetzen. "