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Bürstenrattenkänguru
Wichtige Arbeit für das Ökosystem Tasmaniens

Von Monika Seynsche | 13.08.2014
    Gareth Davies Studienobjekte sind etwa so groß wie Kaninchen mit einem sehr langen Schwanz und sie sind nachtaktiv: Tasmanische Bürstenrattenkängurus. Die graubraunen Beuteltiere ernähren sich von Trüffeln, die sie aus dem Waldboden graben. Und genau da fängt die Arbeit des Doktoranden am Institut für Zoologie der Universität von Tasmanien an.
    "Im vergangenen Jahr habe ich 40 Areale von jeweils etwa 100 Quadratmeter Größe untersucht, die alle in den trockenen Wäldern im Osten Tasmaniens liegen."
    Die Frage nach der Rolle
    Auf der Insel haben viele kleine Beuteltiere bis heute überlebt, die auf dem australischen Festland mit der Ankunft der Europäer ausgerottet wurden. Gleichzeitig sind viele Böden des Festlands stark degradiert und die biologische Vielfalt hat abgenommen. Gareth Davies wollte herausfinden, welche Rolle die bodengrabenden Tiere im tasmanischen Ökosystem einnehmen. Die Antwort auf diese Frage könnte klären, ob ihr Fehlen auf dem Festland für die abnehmende Qualität der Böden dort und die geringere biologische Vielfalt verantwortlich sein könnte.
    "In diesen Gebieten habe ich jedes Loch vermessen und untersucht, dass die Tiere bei ihrer Trüffelsuche gegraben haben. In der Region gibt es sehr viele Trüffel, sodass ich genau beobachten konnte, wie die Löcher entstanden, wie sie später in sich zusammenfielen und wieder eins wurden mit dem Waldboden."
    Tasmanische Bürstenrattenkängurus sind klein, aber sehr fleißig. Gareth Davies entdeckte pro Hektar etwa 6000 Löcher und beobachtete, das die Kängurus jedes Jahr fast zehn Prozent des Waldbodens neu umgraben. Den Ergebnissen des Ökologen zufolge wirkt sich das auf den ganzen Wald aus.
    "Die Löcher beeinflussen die Bodenqualität sehr stark. Denn der Boden der sich in den Löchern neu bildet, zeigt sehr hohe Werte an Stickstoff, Phosphor, Magnesium, Mangan und Zink. Das sind alles Stoffe, die wichtig für die Gesundheit und das Wachstum von Pflanzen sind. "
    Samen seltener Orchideen
    In den trockenen Hartlaubwäldern Osttasmaniens wachsen viele sehr seltene Orchideen. Auf den umgegrabenen Flächen in seinem Untersuchungsgebiet fand Gareth Davies etwa doppelt so viele und deutlich mehr verschiedene Orchideen als in den Kontrollgebieten. Und auch die Eukalyptusbäume scheinen von den grabenden Untermietern zu profitieren. Denn ihre Samen keimten deutlich öfter auf den umgegrabenen Flächen, als im ungestörten Waldboden.
    "In Tasmanien gibt es seit einigen Jahren große Probleme, weil viele Bäume absterben und ihr Nachwuchs fehlt. Ich habe noch keine Daten darüber, ob die Keimlinge die ich beobachtet habe, lange genug überleben, um zu Bäumen heranzuwachsen, oder ob sie vorher gefressen werden. Aber trotzdem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Löcher der Bürstenrattenkängurus von großer Bedeutung für die Regenerierung ganzer Wälder sein könnten."