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Dakota Access Pipeline
Indianer und Umweltschützer verlassen Protestcamp

Mehr als sechs Monate hatten Tausende Menschen gegen den Bau der umstrittenen Dakota Access Pipeline protestiert. Am Mittwoch wurde ihr Camp geräumt. Aufgeben wollen sie trotzdem nicht - auch wenn ihr Gegner übermächtig scheint: US-Präsident Donald Trump besitzt Aktien an der Firma, die die Pipeline baut.

Von Martina Butler | 23.02.2017
    Zahlreiche Gegner des Weiterbaus der Dakota Access Pipeline verlassen das "Oceti Sakowin" Protestlager in Cannon Bell, North Dakota.
    Zahlreiche Gegner des Weiterbaus der Dakota Access Pipeline verlassen das "Oceti Sakowin" Protestlager in Cannon Bell, North Dakota. (dpa-Bildfunk / AP / The Bismarck Tribune)
    Dunkle Rauchschwaden ziehen über den schneebedeckten Boden im Protestcamp in der Nähe des Standing Rock Sioux Reservats. Demonstranten gegen die Dakota Access Pipeline haben einige ihrer Zelte und Hütten in Brand gesetzt. Aus Protest und aus traditionellen Gründen. Hunderte verließen betend und singend das Camp:
    Am Mittwoch um 14 Uhr Ortszeit lief eine Deadline aus. Nach mehr als sechs Monaten wurde das Protestcamp wegen drohender Überflutungen geräumt. In den Hochzeiten waren Tausende Demonstranten hier, um gegen den Bau der umstrittenen Dakota Access Pipeline zu protestieren. US-Präsident Donald Trump hatte mit seiner Unterschrift den Weg für einen Weiterbau frei gemacht:
    "Dakota Access Pipeline. Die Ausführung muss von uns noch verhandelt werden."
    Könnte ein Leck das Trinkwasser verschmutzen?
    Die geplante Route führt entlang eines Indianerreservats. Hier liegen heilige Stätten der Ureinwohner, die sie schützen wollen. Der Indianerstamm Standing Rock befürchtet außerdem, dass Trinkwasser verschmutzt werden könne, wenn es ein Leck gebe. Die Betreiberfirma versichert, die Leitung sei sicher. Die Projektgegner wollen juristisch gegen die Wiederaufnahme des Baus vorgehen. Eine Frau hofft auf Unterstützung:
    "Sie haben schon seit Hunderten von Jahren versucht, uns zu zerstören. Sie können es weiter versuchen. Wir bleiben hier. Wir brauchen Hilfe. Es gibt nicht mehr viele von uns. Schließt Euch uns an. Wir sind für unsere Enkel hier. Wir sind hier für Euch."
    Reste des Protestcamps gegen die Dakota Access Pipeline in North Dakota.
    Reste des Protestcamps gegen die Dakota Access Pipeline in North Dakota. (dpa-Bildfunk / AP Photo / Blake Nicholson)
    Es ist das letzte Teilstück der Pipeline, das noch gebaut werden muss. Wenn sie fertig ist, soll die Leitung Öl von North Dakota nach Illinois transportieren. Barack Obama hatte in den letzten Amtswochen einen Baustopp verhängt, um Alternativrouten zu prüfen. Die Befürworter der Pipeline argumentieren, dass der Bau eine wichtige Infrastrukturmaßnahme sei. Donald Trump hält Aktien an der Firma, die die Pipeline baut. Seine Entscheidung, den Bau fortzusetzen, habe allerdings nichts damit zu tun, erklärte der US-Präsident. Einige der Demonstranten wollten auf keinen Fall das Protestcamp verlassen:
    "Ich habe Angst um ihre Sicherheit. Wir haben viele der Älteren und Frauen, die bleiben wollen. Ich mache mir Sorgen um sie."
    Jeden Tag rund 470.000 Barrel Öl
    Die Pipeline soll, wenn sie fertig gebaut sein sollte, voraussichtlich 3,7 Milliarden US-Dollar kosten. Jeden Tag sollen dann rund 470.000 Barrel Öl durchgepumpt werden. Umweltschutz- und Menschenrechtsgruppen kritisieren die Ankündigung des Weiterbaus. Amnesty International in den USA sagte, Trump stelle damit den Gewinn von ölfördernden Unternehmen über die Grundrechte von Menschen. Auch Umweltforscher sehen den Bau der Pipeline kritisch, so Michael Halpern von der Union of Concerned Scientists:
    "Das Problem mit der Pipeline ist aus Sicht der Wissenschaftler, dass das Ingenieurkorps der US-Armee nicht die nötigen Untersuchungen durchgeführt hat, um festzustellen, was passieren könnte und was die Risiken sind. Sie gehen komplett blind in diese Sache rein und können keine gut informierte Entscheidung treffen."
    Nun wurde erstmal das Protestcamp geräumt. Gouverneur Doug Burgum hat letzte Woche eine Not-Evakuierung angeordnet: "Es ist ungewöhnlich, so viele Leute an einem Ort zu haben, an dem es keinen Wasser- und Abwasseranschluss gibt."
    Die Auseinandersetzung um den Bau des letzten Teilstücks der Dakota Access Pipeline wird vor Gericht weiter ausgetragen.