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Das Digitale Logbuch
Simsala-Pssst

Mit dem Handy die Haustür abschließen, alle Passwörter mit Leonardo-Da-Vinci-Verschlüsselung gesichert - da kann ja nichts mehr schiefgehen. Oder?

Von Wolfgang Noelke | 09.08.2014
    Ein Mann tippt eine Nachricht in sein iPhone.
    Mit dem Handy lassen sich nicht nur Nachrichten verschicken - man kann sogar sein ganzes Haus damit absichern. (picture alliance / dpa)
    Vater: Pronto...
    Sohn: Na, Papa, wie fühlst du dich bei den schönen Italienerinnen?
    Vater: Sach mal, woher weißt du, wo ich bin?
    Sohn: Da kiekste, wa?
    Vater: Sach mal, haste mich verwanzt? Stille SMS ist doch jetzt angesagt.
    Sohn: Ich? Dich verwanzt? Du hast dich selber verwanzt. Wenn du dich mit Pronto meldest und Urlaubs-Selfies postest...
    Vater: Ich war das nicht, das war mein Affe...
    Sohn: (lacht) Ja, ja, wenn du so weitermachst, nutzt dir deine ferngesteuerte Alarmanlage zu Hause gar nichts. Falls deine Einbrecher wieder mal vor der Tür stehen, gucken die kurz nach, wo du gerade eingecheckt hast und haben alle Zeit der Welt, deine Tür zu knacken.
    Vater: Keine Chance. Alles alarmgesichert! Smart Home, weißt Du?! Alles neu!
    Sohn: Smart Home? Ich lach mich kaputt. Ich trau dir sogar zu, du öffnest mit dem Handy deine Tür...
    Vater: Na klar! Wenn ich von hier aus Licht anmachen kann, ist das doch wohl 'ne Selbstverständlichkeit. War ja der Grund, warum ich's gekauft hab...
    Sohn: Das sagst du jetzt, um mich zu ärgern...
    Vater: Nein! Diesmal hab' ich's genau so gemacht, wie du es sagst: Absolut sicherer Code. Mit Zahlen, Buchstaben und Sonderzeichen.
    Sohn: Kannst du dir das merken? In deinem Alter...
    Vater: Na hör mal! Steht hinten auf meinem Handy. In Sütterlin. Sicher ist sicher. Und wenn ich's mal verliere, alle Passwörter sind sicher in der Cloud...
    Sohn: Mach mich nicht wahnsinnig! In der Cloud?
    Vater: Hör mal, Sohnemann: Supersicher, trotz Cloud! Leonardo-Da-Vinci-Verschlüsselung: alles spiegelverkehrt. Da können die blöden Russen noch so viele Mailkonten knacken. Darauf kommen die nie...
    Sohn: (stöhnt) Glaubst du das wirklich?
    Vater: Dass die Russen Milliarden Mailkonten geknackt haben? Nö!
    Sohn: Was?
    Vater: Du und deine Freunde in eurer digitalen Welt, lieber Sohnemann, ihr müsst nicht alles glauben, was da im Internet steht. Dein oller Vater mag zwar technisch blöd sein, aber den gesunden Menschenverstand hat er immer noch.
    Sohn: Wie meinst du das?
    Vater: Wenn ich Geld machen will, brauche ich ein Problem, um dafür eine tolle Lösung zu verkaufen. Kannst du mir folgen?
    Sohn: Ja, aber was hat das mit dem Internet zu tun?
    Vater: Snowden bleibt in Russland. Die NSA ist sauer. Jetzt gibt's wahrscheinlich noch einen zweiten Snowden. Die sind jetzt schwer damit beschäftigt, ihre geleakte Schnüffelsoftware zu retten. Da ist es doch toll, für alles einen Schuldigen zu haben, nämlich die Russen.
    Sohn: Ich verstehe. Und das Geschäft mit der Antivirensoftware...
    Knacken in der Leitung. Jemand lacht: Осторожнее, дружки! Мы слушаем!
    Vater: Pssst... (flüstert) Wer war das denn. Hast du die verstanden?
    Sohn: Ja, irgend 'ne Russin.
    Vater: Und was hat die gesagt?
    Sohn: "Pass auf, Freundchen, wir hören mit."
    Russische Stimme kichert. Vater und Sohn legen auf.