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Das ''Hildesheimer Spagat''

. Beim ''Hildesheimer Spagat '' handelt es sich entgegen erster Vermutungen nicht um eine Turnübung, sondern um pure Wissenschaft. An der Universität Hildesheim bezeichnet man mit diesem Begriff die Verknüpfung von historischer Quellenforschung und Didaktik. Heute beginnt dort ein dreitägiges Symposium. Im Mittelpunkt steht die ägyptische Oase Siwa. Der erste deutsche Afrikaforscher Friedrich Hornemann, gestorben 1801, und eine globale Ethik.

    Die Oasengruppe Siwa liegt rund 600 Kilometer westlich von Kairo in einer Senke unterhalb des Meeresspiegels. Heute sind es vornehmlich Touristen, die auf den Spuren der Vergangenheit wandeln, oder in einer der 200 warmen Quellen baden. Ein ganz anderes Szenario bot sich dem ersten deutschen Afrikaforscher Friedrich Konrad Hornemann, der 1798 im Auftrag der Londoner Afrikanischen Gesellschaft zu einer Expedition in das Innere Nord-, Zentral- und Westafrikas aufbrach. Verkleidet als Karawanen-Kaufmann machte er in Siwa Station und identifizierte einige Ruinen als die Überreste des historischen Jupiter-Amon-Tempels und der berühmten Orakelstätte. Bereits Alexander der Große hatte die Macht und den Einfluss des berühmten Orakels genutzt und sich in Siwa zum Pharao krönen lassen.

    Zwei Jahrhunderte lang wurde über Friedrich Hornemann geforscht. Einen neuen Fokus der Forschung will nun die Universität Hildesheim eröffnen. Die Quellenforschung über eine historische Persönlichkeit wird hier mit der didaktischen Fragestellung verbunden, was Hornemann und andere Afrikaforscher des 18. und 19. Jahrhunderts noch mit der Gegenwart zu tun haben und was man aktuell noch von ihnen lernen kann. Diese Vorgehensweise bezeichnen die Verantwortlichen selbst als "Hildesheimer Spagat". So heißt dann auch die Veranstaltung, die vom 1. bis 3. November an der Universität Hildesheim stattfindet "Hornemann in Siwa - im Lichte der kulturwissenschaftlichen und entwicklungspolitischen Afrikaforschung". Im Mittelalter war Siwa quasi das Ende der Welt. Heute unterliegt die Lebenssituation der Oasenbewohner, die vorwiegend Berber sind, einem dramatischen Wandel. Wie können sie überleben? Wie verdienen sie ihren Lebensunterhalt und welche Überlebenschancen hat ihre Kultur? Welche Relevanz haben fast zweihundert Jahre Forschung über die Person und das Werk Hornmanns für die Lebenssituation der Menschen in der Oase Siwa? Das sind Fragen, mit denen sich die Symposiumsteilnehmer drei Tage lang befassen werden. "Wie in einem Brennglas sind in der Oase Siwa die Ökoprobleme unserer westlichen Welt vorprogrammiert. Siwa soll diese Problematik exemplarisch vor Augen führen und uns vielleicht Lösungen erkennen lassen", erläutert Professor Dr. Rudolf Keck.

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    Das Tagungsprogramm der Veranstaltung Hornemann in Siwa - im Lichte der kulturwissenschaftlichen und entwicklungspolitischen Afrikaforschung

    Universität Hildesheim

    Hornemann Institute