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Der Brexit und der Fußball
Ausländischen Spielern könnte das Ende in der Premier League drohen

Wenige Stunden nach Großbritanniens Ausstieg aus der EU wird über die Folgen für die reichste Faußball-Liga der Welt, die Premier League, diskutiert. Etwa hundert ausländische Spieler könnten sie verlassen müssen, für Spieler-Käufe dürften noch höhere Summen anfallen. Manche sehen darin auch Chancen für die englischen Talente.

Von Matthias Friebe |
    Füße von Fußballspielern und ein bunter Ball
    Müssen auch deutsche Nationalspieler die Premier League verlassen? (imago sportfotodienst)
    Dass die Premier League durch den Brexit den Status als Nummer 1 verliert, davon gehen die Beobachter nicht aus. Noch sei es zu früh für wirkliche Prognosen, aber klar sei: "Das ist nicht das Ende der Premier League und nicht das Ende der Welt", meint Dan Roan von der BBC.
    Auswirkungen werde es aber dennoch geben für den englischen Fußball. Ein erster Effekt könnte schon jetzt sofort zum Tragen kommen: "Transfers werden teurer werden, wenn englische Vereine von europäischen kaufen." Ganz einfach deshalb, weil das Pfund nun weniger wert ist. Aber an teure Preise ist man auf der Insel ohnehin gewöhnt, ergänzt Charles Wyett von der Tageszeitung "The Sun": "Die verrückten Summen, die englische Vereine zahlen - wenn wir einen deutschen Spieler haben wollen, verdoppelt sich sofort die Summe, das wird bleiben."
    Insgesamt 400 Spieler könnten betroffen sein
    Dass die Clubs diese Preise zahlen können und müssen, liegt am neuen TV-Vertrag, der der Premier League ab diesem Sommer acht Milliarden Pfund bringt. Die Vereine können die astronomischen Summen also weiterhin locker bezahlen, aber: alle Spieler kaufen dürfen sie nicht mehr. BBC-Journalist Dan Roan prognostiziert: "Es ist möglich, glaube ich, dass wir etwa 100 Spieler verlieren in der Premier League. Etwa 100 Spieler wären nicht dafür qualifiziert, wenn wir kein EU-Mitglied mehr sind."
    Insgesamt rund 400 Spieler in den englischen und schottischen Ligen könnten betroffen sein, so die Vermutung. Der Grund dafür ist das Arbeitsrecht. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit, die die EU garantierte, fällt bald weg. Das heißt: Nach dem EU-Austritt gilt auch für die europäischen Spieler ein verschärftes Arbeitsrecht. Das stützt sich vor allem auf Einsätze in der jeweiligen Nationalmannschaft.
    Auch die Deutschen Emre Can und Robert Huth müssen zittern
    "Die besten Spieler werden in der Nationalmannschaft spielen. Es gibt aber auch Spezialfälle wie Ryan Mahrez, Dimitri Payet oder N'Golo Kanté. Sie etablieren sich jetzt erst in ihrer Nationalmannschaft." Die drei Spieler gehörten zu den Besten der vergangenen Saison, dürften aber nach verschärftem Recht nicht in der Premier League spielen, genauso wie die Deutschen Emre Can und Robert Huth. Denn: Kommt ein Spieler aus einer der besten zehn Nationen der Welt, muss er in den letzten zwei Jahren 30 Prozent der Länderspiele absolviert haben. Je weiter hinten das Land in der Weltrangliste, umso höher die vorgeschriebene Einsatzquote. Trotzdem glaubt "Sun"-Reporter Wyett: "Ich bin nicht sicher, ob es heißt, du kannst hier nicht mehr spielen. Das Problem wird sein, neue Spieler zu holen."
    Doch viele sehen darin auch eine Chance für den englischen Fußball. Superstars können ja weiterhin kommen. Bei allen anderen müssten die Vereine jetzt eben sorgfältiger nach Talenten schauen, vor allem nach einheimischen, meint Dan Roan: "Ich glaube, der Prozentsatz an deutschen Spielern in den Startaufstellungen in der Bundesliga liegt bei 55 oder 60 Prozent. In der Premier League haben wir 30 oder 31. Sogar in der zweiten Liga, in der Championship, sind es weniger als 50 Prozent."
    Chance für englische Talente
    Bei Vielen im englischen Fußball, erzählt Roan weiter, gebe es ein generelles Gefühl, dass der Erfolg der Premier League die Qualität der englischen Nationalmannschaft beeinflusst haben könne. Von daher sei das auch eine Chance. Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders und die Premier League kann eine Ausnahmeregelung aushandeln. Deshalb prophezeit Charles Wyett von der "Sun": "Der Fußball weiß in der Regel seinen Weg zu gehen, und es würde mich überraschen, wenn er es nicht auch in Zukunft täte."