Mittwoch, 01. Mai 2024

Archiv


Der Fahrradi Farfalla

Der Ferrari ist ein Superflitzer und für viele Männer ein Traum von einem Auto. Der österreichische Künstler Hannes Langeder hat mit dem Fahrradi Farfalle FFX eine Mimikry des Formel-1-Rennwagens geschaffen. Kleiner, aber entscheidender Unterschied: Er wird von Muskelkraft betrieben.

Von Sabine Oelze | 24.09.2012
    Hannes Langeder steigt ins Cockpit seines blutroten Gefährts und schließt die Flügeltüren. Behäbig setzt sich der Fahrradi in Bewegung. Langeder muss allerdings gleich wieder aussteigen, weil er hängen bleibt. So ein tiefergelegtes Automobil hat im Straßenverkehr eben seine Tücken.

    "Bei jeder Bodenhebung muss man aufstehen und ihn drüber heben."

    Von außen hat der Fahrradi eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem echten Ferrari. Und noch besser: Er ist die Fantasieversion des neuen Ferrari Enzo, der noch gar nicht auf dem Markt ist. Als Musclecar. Das heißt:

    "Es ist ein Fahrradunterbau, auf dem dann mit PVC-Röhren, Kabelkanälen und Klebeband, das sind die Hauptmaterialien, auf die die Karosserie aufgebaut ist. Alles im Baumarkt sehr billig zu haben."

    Wer einen Fahrradi Farfalla FFX fährt, muss demzufolge sportlich sein. Muskelkraft bringt es voran. Dafür ist er ein Leichtgewicht mit seiner Karosserie aus Folie. Also: Formel 0 statt Formel 1. In Köln sorgt das Gefährt des österreichischen Künstlers für viel Aufmerksamkeit und provoziert erst einmal einen Stau.

    "Bei jeder Ausfahrt gibt es einen Stau, aber die Leute haben es bis jetzt immer positiv darauf reagiert. Unerwartet positiv."

    Der Fahrradi Farfalla FFX heißt so, weil er wie ein Schmetterling – so lautet die Übersetzung von Farfalla ins Deutsche – die Flügeltüren auf und zu machen kann. Langeder ist bekannt für seine künstlerischen Tretfahrzeuge. Vor zwei Jahren radelte er bereits mit einem goldenen Porsche durch die Straßen. Spitzengeschwindigkeit: drei Stundenkilometer. Wenn der Konstrukteur seine Fahrzeuge präsentiert, dann ist das ganze Drumherum Teil der Performance. Wie bei einem richtigen Rennstall, wimmelt es von Mitarbeitern in roter Fahrradi-Uniform, die sich um den Fahrer kümmern.

    "Sehr verehrte Damen und Herren, Im Namen des Racingteams ist es mir eine große Ehre und große Freude, dass ich Sie hier bei dem Automobilspaßereignis der Sonderklasse begrüßen zu dürfen."

    Langeder selber wirkt bei seinem Auftritt wie aus einem 70er-Jahre Film entsprungen. Sein altmodischer Anzug, seine Perücke und der angeklebte Bart: eine Parodie auf Burt Reynolds aus "Auf dem Highway ist die Hölle los".

    Der Fahrradi Farfalla FFX ist aber mehr als ein gut gemachter Gag. Für Hannes Langeder ist er auch ein Stück gebaute Utopie und Bewusstseinserweiterung. Mimikry-Kunst nennt er das, und ihm geht es dabei um die Fetischisierung des Autos. Und um so etwas wie den rasenden Stillstand. Fahrradi fahren bedeutet nämlich erst einmal das Gegenteil von Geschwindigkeitsrausch: die Entdeckung der Langsamkeit.

    "Es ist einfach schön so superlangsam zu sein, so wie eine Schnecken, wenn man sich immer schnell bewegt oder halt mit Computer mit hoher Geschwindigkeit unterwegs ist, es sogar Lust bereitet und Luxus sein kann, dass man sich so ganz langsam bewegt."

    Und wenn's Langeder dann doch auf seiner "rasanten" Fahrt zu langweilig wird, kann er während der Fahrt mit seiner selbst gebastelten Hupe immer auch ein bisschen Musik machen.